Liebe, Hass und Schicksalsschläge: Teil 2 der bewegenden Miniserie „Unsere wunderbaren Jahre“ entführt in die späten 1960er.
Eine Metallfabrik im sauerländischen Städtchen Altena, wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Ehepaar, das mit aller Kraft für den Erhalt des Familienunternehmens kämpft. Drei Töchter, denen sich im Zuge der Währungsreform plötzlich ganz neue Perspektiven öffnen. Der bewegende Dreiteiler „Unsere wunderbaren Jahre“ nach dem gleichnamigen Bestseller von Peter Prange begeisterte im Jahr 2020 Millionen TV-Zuschauer.
Anhand des Schicksals der fiktiven Fabrikantenfamilie Wolf verdeutlichte Das Erste, wie die Menschen Ende der 1940er-Jahre mit den Traumata des Krieges, mit Hunger und Schuldgefühlen zu kämpfen hatten. Nun geht das sehenswerte Stück Zeitgeschichte in seine zweite Runde und springt dafür in das Jahr 1967.
Rund 15 Jahre sind seit dem Ende der letzten Staffel vergangen: Fabrikantengattin Christel Wolf (Katja Riemann) hat nach dem Suizid ihres Mannes die Firma übernommen und herrscht mit eiserner Hand. Zugleich kriselt die Beziehung zu ihren Töchtern: Während Gundel (Vanessa Loibl) mit der eigenen Rolle als Mutter überfordert ist, arbeitet Ulla (Elisa Schlott) in Ostberlin als Ärztin. Einzig Margot (Anna Maria Mühe) und ihr Sohn Winne (Damian Hardung) wohnen noch bei Christel. In dem 19-Jährigen sieht die Patriarchin ihren potenziellen Nachfolger – doch der ist wenig begeistert.
Er rebelliert, möchte raus aus dem beschaulichen Altena, rein ins Getümmel der Großstadt. „Winne versprüht eine unfassbare jugendliche Leichtigkeit und Naivität“, sagt Schauspieler Damian Hardung im Gespräch. „Er lebt kein bisschen im Konjunktiv, sondern handelt meistens, bevor er darüber nachdenkt.“ Entsprechend frustriert ist Winne über den Druck seiner Familie, die Fabrik zu übernehmen: „Er hat nie die Möglichkeit gehabt, sich selbst zu definieren, eigene Träume zu entwickeln.“
Selbstfindung, familiäre Zwänge, politische Proteste: Die Themen der neuen Folgen sind vielfältig. „Ich glaube, das Besondere an ‚Unsere wunderbaren Jahre‘ ist, dass wir die Konflikte über verschiedene Generationen hinweg zeigen“, berichtet Anna Maria Mühe. „Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben dadurch unterschiedliche Blickwinkel und sehen unterschiedliche Probleme, mit denen sie sich auseinandersetzen können.“
Während Margot einst mit dem Nazi Walter Böcker verheiratet war, fühlt ihr Sohn sich zur 68er-Studentenbewegung hingezogen: „Winne wäre gern ein bisschen wie Rudi Dutschke“, erklärt Damian Hardung. „Aber er ist eben aus Altena und nicht aus Berlin.“ Der Schatten der Vergangenheit lastet schwer auf den Schultern der jungen Generation: „Winne ist es, der den Finger in die Wunde legt und fragt, warum in seiner Familie nicht über die Taten der NS-Zeit gesprochen wird.“
Von März bis Juni 2022 standen die Schauspieler an zahlreichen Orten in Nordrhein-Westfalen vor der Kamera, darunter Dormagen, Gummersbach und Köln. „Wenn man an Locations mit realen Gebäuden aus den 60ern dreht, merkt man denen ihr Alter meist an“, so Damian Hardung. „Bei unserer Produktion wurde dagegen ein Großteil der Kulissen, etwa das Wolf-Werk, originalgetreu nachgebaut, sodass man sich am Set tatsächlich in die Zeit zurückversetzt fühlte.“
Die Fortsetzung von „Unsere wunderbaren Jahre“ läuft heute, 11. März 2023, um 20.15 Uhr im Ersten.