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„Tatort: Zerrissen“ aus Stuttgart: Lannert und Bootz auf Spurensuche in den Abgründen einer Familie

21.01.2024 um 15:00 Uhr
    Lannert und Bootz | © SWR/Benoît Linder Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) vermuten, dass Alan Maslov (Nils Hohenhövel) und seine Verwandten etwas mit dem Raubüberfall mit Todesfolge zu haben. | ©SWR/Benoît Linder

    Die beiden Stuttgarter-Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) gehen in „Zerrissen“ zum insgesamt 32. Mal auf gemeinsame Verbrecherjagd. In ihrem heutigen Fall steht ein 13-jähriger Junge im Zentrum der Ermittlungen. Lohnt sich das Einschalten?

    Darum geht es im "Tatort: Zerrissen"

    Im neuen Stuttgart-"Tatort" gerät der 13-jährige David in ein komplexes Netz aus Loyalitäten und Konflikten. Er befindet sich im Spannungsfeld zwischen seinen kriminellen Verwandten, seiner engagierten Sozialarbeiterin Annarosa und den Kommissaren Lannert und Bootz, die in ihm einen Schlüsselzeugen sehen. Die Geschichte entfaltet sich vor dem Hintergrund eines dramatischen Juwelierüberfalls kurz vor Ladenschluss, bei dem der Ladeninhaber verletzt und eine Kundin getötet wird. Die Vorgehensweise der Räuber lenkt den Verdacht auf die verschwägerten Familien Maslov und Ellinger, deren erwachsene Mitglieder sich geschickt der Polizei entziehen.

    David, in einem Jugendheim untergebracht, steckt in einem tiefen Dilemma: Er schwärmt für seine Betreuerin, die ihn verteidigt, abschottet und generell wenig von staatlichen Regeln hält. Gleichzeitig fühlt er sich seiner Familie verpflichtet, die ihn in kritischen Momenten braucht. Die Kommissare erkennen bald, dass David eine entscheidende Rolle in der Aufklärung des Falls spielen könnte. Sie stehen jedoch vor der Herausforderung, ihn zur Kooperation zu bewegen. Diese innere Zerrissenheit stellt nicht nur für die Ermittlungen eine Herausforderung dar, sondern birgt auch persönliche Gefahren für David selbst. Die spannende Frage, ob es den Kommissaren gelingen wird, David zur richtigen Entscheidung zu führen, bildet den Kern dieses fesselnden Krimis.

    Lohnt sich das Einschalten?

    Ja, was vor allem an den gewohnt starken Schauspielern Richy Müller und Felix Klare und den beeindruckenden Episoden-Hauptdarstellern Caroline Cousin und Louis Guillaume liegt. Die vier versprühen über 90 Minuten hinweg einen großen Charme und tragen das nicht immer vor Spannung und Inhaltstiefe strotzende Drehbuch durch den Film. Die Geschichte wäre eigentlich in wenigen Minuten erzählt. Denn die Ermittler haben weniger das Problem, die Täterschaft zu identifizieren, sondern eher ihnen die Tat hieb- und stichfest nachzuweisen. Was möglicherweise durchaus einem realistischen Szenario entspricht, bremst jedoch das Tempo des Stuttgart-"Tatorts" in einigen Momenten deutlich aus.

    Dennoch bleibt - bei aller Kritik - ein ordentlicher Sonntagabend-Krimi stehen, der nur wenige echte Längen hat und durchaus plausibel erzählt wird. Einzig die Überzeichnung einiger Mitglieder der kriminellen Familien und die teils übertriebene Naivität der Betreuerin hätte möglicherweise etwas glatt geschliffen gehört, um nicht zu sehr mit gängigen Klischees um sich zu schmeißen. Müssen die Gangster ständig kiffen, Crack rauchen und in jeder Sekunde einen Gossenjargon und Gewaltbereitschaft an den Tag legen? Natürlich zeichnet die Autoren somit eine gängige und nicht komplett absurde Milieustudie, die bestimmt auch in der echten Welt auf passende Verbrecher-Dubletten stößt. Doch auch für den "Tatort" sollte manchmal die Devise gelten: Weniger ist ab und an dann doch mehr.

    „Tatort: Zerrissen“ läuft heute, 21. Januar 2024, um 20.15 Uhr im Ersten.

    „Tatort“: Nach dem 100. Fall ist Schluss für Batic und Leitmayr

    Nach mehr als drei 30 Jahren quittieren die "Tatort"-Kommissare Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl ihren TV-Dienst in München und steigen aus. Ihr 100. Fall soll der letzte sein. Eine große TV-Ära geht zu Ende: Im Jahr 1991 ermittelten Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl zum ersten Mal als Münchner "Tatort"-Kommmissare als Ivo Batic und Franz Leitmayr. Mehr als drei Jahrzehnte später verabschiedet sich das Ermittler-Duo nun vom Sonntagabendkrimi im Ersten, wie der Bayerische Rundfunk am Dienstag bekannt gab. Auf 93 Fälle bringt es das Team bislang, mehr Fälle hat noch kein Ermittler-Team gelöst. Noch sieben "Tatort"-Folgen mit Batic & Leitmayr in den nächsten zwei Jahren Laut BR sind für 2024 und 2025 noch weitere Drehs verabredet – "bevor sich die Kommissare nach dann 35 Jahren und glatt 100 Fällen vom Dienst verabschieden". Zwei weitere Folgen sind bereits im Kasten, fünf weitere sollen noch produziert werden. In den kommenden zwei Jahren ermitteln Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl also noch in sieben Fällen, bevor sie ihre ARD-Dienstmarke für immer abgeben. "Als 'Tatort'-Hauptkommissare haben Udo und ich in den letzten Jahren einige echte Polizeikollegen und einen Münchner Polizeipräsidenten mit in den Ruhestand verabschiedet. Die waren alle etwas jünger als wir. Für uns ein guter Anlass, ebenfalls irgendwann 'Servus' zu sagen", so Nemec in der BR-Pressemitteilung. Wachtveitl nannte sein "Tatort"-Engagement "das längste gschlamperte Verhältnis, das ich je hatte".