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„A Very British Scandal“: Scheidungskrieg und Medienskandal der Extraklasse

29.05.2023 um 16:35 Uhr
    A Very British Scandal Titelbild | © ZDF / Alan Peebles ©ZDF / Alan Peebles

    „A Very British Scandal“: Dreiteiler über die unfeine Scheidungsschlacht eines High-Society-Paars in den 1960ern.

    Ein Artikel von Hörzu Redakteurin Ulrike Schröder.

    „Wir müssen uns versprechen, dass wir uns niemals gegenseitig langweilen werden“, fordert Margaret, als Ian ihr den Heiratsantrag macht. Das zumindest kann er ihr versprechen: Langweilig wird es wirklich nicht. Die Romanze der reichen Erbin Margaret Sweeny mit Ian Campbell, Duke of Argyll, sorgt für Schlagzeilen. Für sie ist es die zweite Ehe, für ihn die dritte. Schon als Ian die viel gerühmte Society-Schönheit Margaret zum ersten Mal erblickt, teilt er seiner aktuellen Gattin lapidar mit, dass er diese Frau einmal heiraten werde.

    In die Annalen geht allerdings nicht die Hochzeit im Jahr 1951 ein, sondern die skandalöse Scheidung, die 1963 rechtskräftig wird. Der Herzog reicht Klage wegen Ehebruchs ein, Margaret schlägt mit einer Gegenklage wegen Gewalt und Vernachlässigung zurück – und wird von der Boulevardpresse als „Dirty Duchess“ tituliert. Ihr Mann legt dem Gericht nämlich äußerst private (gestohlene) Sex-Polaroids der „dreckigen Herzogin“ vor, außerdem eine Liste mit sage und schreibe 88 angeblichen Liebhabern – darunter Filmstars, Minister und Mitglieder der Königsfamilie. Der Richterbescheinigt der Angeklagten einen „abartigen sexuellen Appetit“. Der pikante Prozess wird zum Medienspektakel.

    Beschämt und degradiert

    „A Very British Scandal“ heißt die Miniserie über den Rosenkrieg der schottischen Campbells. Der Dreiteiler setzt die Anthologie über reale Skandale, die das Königreich erschütterten, fort: In „A Very English Scandal“ verkörperte Hugh Grant den Politiker Jeremy Thorpe, der seinen lästigen Lover beseitigen lassen will. Hier glänzt Claire Foy, bekannt als junge Queen Elizabeth im Netflix-Hit „The Crown“, als die willensstarke Herzogin, die sich nicht aus Scham unterwirft. Ian Campbell hofft natürlich, dass seine Frau aufgibt, bevor er noch mehr intime Details an die Öffentlichkeit zerrt. Doch den Gefallen tut Margaret ihm nicht und wird dafür abgestraft.

    Die Stärke dieses „British Scandal“ ist: Beide sind keine Engel. Charmeur Ian ist jähzornig, ausfallend und hinter Margarets Geld her. Die verliebt sich nämlich auch in sein baufälliges Schloss und pumpt ihren reichen Daddy an, um den Besitz zu sanieren. Ja, Margaret, die 1993 übrigens verarmt starb, ist verwöhnt, selbstsüchtig und nicht immer sympathisch. Aber dass eine Frau wegen sexueller Freizügigkeit diffamiert und wie eine Verbrecherin behandelt wird, das ist der eigentliche Skandal – damals wie heute.

    „A Very Brititsh Scandal“ läuft am 29. Mai um 22 Uhr im ZDF.