Die neue TV-Doku „Trophy Men“ im ZDF zeigt, wie die Champions League den Fußball zur Premiumware machte.
Der Machtkampf zwischen europäischen Topvereinen und der UEFA um den wichtigsten Pokalwettbewerb hat eine lange Tradition. Unzufrieden mit der Erlössituation seines Klubs AC Mailand, gab Silvio Berlusconi bereits Ende der 80erJahre den ersten Impuls für eine Super League, um Reformdruck beim Verband aufzubauen. Der Medienmogul und spätere Ministerpräsident Italiens betraute eigens eine Agentur mit der Aufgabe, für den Europapokal der Landesmeister eine Alter - native zum spannenden, aber unkalkulierbaren K.-o.-Modus der UEFA zu entwerfen. Der Verband lehnte ein ganz auf die Interessen der großen Klubs zugeschnittenes Konzept zunächst ab, geriet in der Folgezeit aber immer stärker in die Defensive.
„Die UEFA war drauf und dran, die Kontrolle über den europäischen Klubfußball zu verlieren“, sagt Klaus Hempel in der neuen Doku „Trophy Men“ (Sa, 31. Mai, 23.45 Uhr im ZDF). In dieser heiklen Situation betraten Anfang der 90er-Jahre die Sportvermarkter Hempel und Jürgen Lenz die Bühne: Sie sollten im Auftrag des damaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson ein Marketingkonzept für einen nach Verbandsvorstellungen reformierten Landesmeisterwettbewerb mit Gruppenspielen entwickeln.
Hempel und Lenz schlugen mit ihren Ideen sechs Konkurrenten aus dem Feld und bescherten Fußballfans u.a. den Namen „Champions League“, eine inzwischen ikonische Hymne und verlässliche Anstoßzeiten (damals 20.45 Uhr). Vor allem aber verwandelte das Duo den Wettbewerb mit einer exklusiven Vermarktungsstrategie in eine Premiumware, die teilnehmenden Klubs finanziell völlig neue Dimensionen eröffnete.
Zahlungskräftige Sponsoren und aufstre bende Privatsender wie RTL in Deutschland zeigten sich begeistert. Der einstige Arbeitersport eroberte endgültig die Mitte der Gesellschaft und wurde so zur Gelddruckmaschine: Kassierten die acht Vereine der Gruppenphase in der Debütsaison 1992/93 umgerechnet 41 Milllionen Euro Preisgeld, waren es zuletzt (bei 32 teilnehmenden Klubs) 2 Milliarden Euro.
Nach der jüngsten, zur laufenden Saison umgesetzten Reform mit 36 Teilnehmern in einem Ligasystem (die nach bekanntem Muster auf der Super-League-Androhung einiger Spitzenklubs im April 2021 basiert), werden es sogar 2,5 Milliarden Euro sein.
Champions-League-Miterfinder Hempel sieht die Entwicklung allerdings kritisch: „Die Tatsache, dass es noch mehr Mann - schaften und dass es vor allem noch mehr Spiele sind – damit habe ich ein Problem. Inflation führt zu Werteverlust.“