Fußball-EM der Frauen im TV: Almuth Schult über die Chancen der DFB-Frauen

Frank Steinberg
02.07.2025 um 14:15 Uhr
     Almuth Schult über die Chancen der DFB-Frauen | © ARD / Imago
    4:3 in Wembley! Am 25.10.24 bescherten die DFB-Frauen ihrem neuen Trainer gegen England einen perfekten Einstand. ARD-Expertin Almuth Schult denkt, dass die Mannschaft um den Titel mitspielen kann. | ©ARD / Imago

    Spirit und Stabilität als Basis für den Erfolg: ARD-Expertin Almuth Schult spricht bei HÖRZU über die EM-Chancen der DFB-Frauen. Die ARD zeigt heute im Ersten das Eröffnungsspiel zwischen Island und Finnland in Thun (ab 18 Uhr). Die DFB-Frauen starten am Freitag (4. Juni) gegen Polen in das Turnier. 

    Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Anfang März vergangenen Jahres bekannt gab, dass Christian Wück nach den Olympischen Spielen 2024 die Nachfolge von Interimsbundestrainer Horst Hrubesch antreten würde, hießen die tragenden Säulen im Nationalteam der Frauen noch Svenja Huth, Merle Frohms, Marina Hegering und Alexandra Popp.

    Doch schon kurz nach Wücks offizieller Vorstellung im August war die sturmerprobte Statik des Teams Geschichte: Huth hatte noch im März das Ende ihrer Karriere im Nationalteam verkündet, dann folgten Torhüterin Frohms, die ihren Status als Nummer eins im DFB-Team vor dem olympischen Fußballturnier an Ann-Katrin Berger verloren hatte, ein paar Wochen später Abwehrchefin Hegering, schließlich auch noch die langjährige Kapitänin Alexandra Popp.

    Für den größten sportlichen Umbruch der letzten Jahre hatte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer den langjährigen Nachwuchstrainer des Verbands auch deshalb favorisiert, weil Wück sein Geschick im Umgang mit aufstrebenden Talenten bereits 2023 bei großen Turnieren eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte – mit dem EM-, später auch noch dem WM-Titelgewinn „seiner“ U-17-Junioren. Dass die verjüngte Mannschaft um die neue Kapitänin Giulia Gwinn nach nur zehn Spielen innerhalb von rund sieben Monaten bei der Fußball-EM der Frauen in der Schweiz (2. –27.7.) für viele Expertinnen schon zu den aussichtsreichsten Titelanwärtern gehört, zeugt von einer steilen Lernkurve

    Ein sportliches Ausrufezeichen gelang gleich im ersten Spiel unter Wücks Leitung am 25. Oktober 2024: Gut zwei Jahre nach der bitteren 1:2-Finalniederlage gegen den damaligen EM-Gastgeber England revanchierte sich die DFB-Auswahl in Wembley mit einem 4:3-Auswärtssieg. Es folgten Auftritte, bei denen die Truppe ihr großes Potenzial phasenweise abrief, aber auch unerwartete Heimpleiten gegen Australien (1:2) und Italien (1:2). Im EM-Jahr 2025 aber bekam das extrem offensiv ausgerichtete Team mehr Konstanz ins Spiel.

    Almuth Schult: "In der Defensive oft noch etwas wacklig"

    Zuletzt feierten die Schützlinge von Wück fünf Siege in Serie, bei denen die Rekordeuropameisterinnen (bisher acht Titel) 24 Tore erzielten und nur zwei kassierten. „Der Bundestrainer hat unheimlich viel ausprobiert“, sagt ARD-Expertin Almuth Schult über den bisherigen Prozess, bei dem es „vor allem in der Defensive oft noch etwas wacklig zuging“. Insgesamt setzte der neue Bundestrainer 33 Spielerinnen ein, um sich ein umfassendes Bild zu machen und den bestmöglichen EM-Kader zusammenzustellen.

    Im Trainingslager in Herzogenaurach wurde Ende Juni am Feinschliff gearbeitet um die Zahl individueller Fehler vor dem EM-Auftakt gegen Polen (4.7., s.u.) zu minimieren. „Wir sind immer noch in der Lernphase“, sagte Wück am 3. Juni im ARD-Interview nach der EM-Generalprobe, einem fulminanten 6:0-Auswärtserfolg im Nations-League-Gruppenspiel gegen Österreich.

    Ende März hat Almuth Schult, Welttorhüterin von 2014, ihre Karriere beendet. Für die ARD ist sie bereits seit 2021 als Expertin im Einsatz, hier im Interview mit Frauen-Bundestrainer Christian Wück.

    Mit seinen Co-Trainerinnen Maren Meinert und Saskia Bartusiak wolle er erreichen, „dass die Spielerinnen immer auf ihrem Toplevel spielen“. Gelingt es, diesem Ideal nahezukommen und mehr Stabilität ins Spiel zu bekommen, „kann die Mannschaft um den Titel mitspielen“, glaubt Schult. Dass mit den Polinnen zunächst der vermeintlich leichteste Gruppengegner wartet, hält die frühere deutsche Nationalspielerin (66 Länderspiele) für einen kleinen Vorteil, „weil man zuvor vier Wochen lang nicht im Spielbetrieb ist und nur eine kurze Vorbereitungszeit hat. Einen erfolgreichen Start vorausgesetzt, entwickelt sich vielleicht ein ähnlicher Turnierspirit wie beim Gewinn der Vizeeuropameisterschaft 2022.“ Teamspirit und Stabilität sind nach Einschätzung von Schult Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Turnierverlauf.

    Wie weit der Rückenwind der jüngsten Siege trägt, bleibe dagegen abzuwarten: „Die Leistungen nach Olympia waren insgesamt sehr wechselhaft.“ In Polens Kader sticht mit Ewa Pajor, die beim FC Barcelona Tore schießt, zwar eine Spielerin heraus, „aber in der Breite ist die Qualität bei Dänemark und Schweden sicher höher“. Die von Kapitänin Pernille Harder angeführten Däninnen, die den DFB-Frauen am 8.7. in Basel gegenüberstehen, haben sich nicht von ungefähr bis auf Platz 12 der Weltrangliste vorgearbeitet: „Harder ist eine herausragende Spielerin, aber Trainer Andrée Jeglertz hat seit seinem Amtsantritt 2023 für sein Team einen guten Mix aus Erfahrung und Talent gefunden. Ich bin gespannt, ob sich die positive Entwicklung bei der EM fortsetzt.“

    Noch stärker als die Däninnen schätzt die ARD-Expertin jedoch die Schwedinnen (12.7.) ein. Nicht nur weil sie in der Nations League gegen Dänemark gerade mit 6:1 gewonnen haben. „Bei Welt- und Europameisterschaften ist mit Schweden immer zu rechnen. Das wird ein enges Duell“, prognostiziert Schult.

    Die EM der Frauen im TV:

    ARD und ZDF haben sich die Übertragungsrechte für alle 31 EM-Partien gesichert.

    Zum Auftakt am 2. Juli zeigt die ARD das Eröffnungsspiel zwischen Island und Finnland (18:00 Uhr in Thun) sowie das Spiel der Schweiz gegen Norwegen (21:00 Uhr in Basel) live. Auch die ersten beiden Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen (4. Juli, 21:00 Uhr) in St. Gallen und gegen Dänemark (8. Juli, 18:00 Uhr) in Basel laufen in der ARD. Moderator Claus Lufen und ARD-Expertin Almuth Schult führen durch die Sendungen, unterstützt von den Kommentatorinnen und Kommentatoren Stephanie Baczyk, Christina Graf und Bernd Schmelzer direkt aus den Stadien.

    Das ZDF übernimmt unter anderem das abschließende Vorrundenspiel der DFB-Frauen gegen Schweden am 12. Juli (Zürich, 21:00 Uhr) sowie mögliche K.o.-Spiele der deutschen Mannschaft, darunter auch das Finale am 27. Juli um 18:00 Uhr in Basel. Sämtliche Abendspiele begleitet das Format "sportstudio live".  Die Moderation im Studio übernimmt Sven Voss, unterstützt von Expertin Kathrin Lehmann, ehemalige Schweizer Nationalspielerin. Claudia Neumann, Norbert Galeske und Martin Schneider kommentieren die Spiele im ZDF.

    Alle 31 EM-Spiele laufen auch bei DAZN - allerdings im kostenpflichtigen Abonnement. Für Analysen und Hintergrundberichte hat sich DAZN mit der ehemaligen Nationalspielerin Turid Knaak verstärkt. 

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