Leih-Omas und Nestmodell: „Familie Anders“ versucht neue Lebensmodelle

12.03.2023 um 10:12 Uhr
    Familie Anders Titelbild | ©  ZDF / Steffen Junghans Quartett: Familie Anders (Moritz Treuenfels, Heidi Tebroke, Bettina Burchard, Marian Dilger, v. l.) | © ZDF / Steffen Junghans

    In der Herzkino-Reihe „Familie Anders“ mit zunächst zwei Folgen sucht ein Paar neue Lebensmodelle für sich und ihre Kinder. Die ZDF-Filme entstanden im idyllischen Umland von Leipzig mit einem gut aufgelegten Ensemble.

    Provence vor zwei Jahren. Was war das für ein schöner Urlaub! So erinnert sich Fabian (Moritz Treuenfels) an Frankreich. Zu Hause in Leipzig möchte er mit seiner Frau darauf anstoßen und hat Wein von dort mitgebracht. Doch beim Stichwort Provence kommen bei Paula (Bettina Burchard) ganz andere Bilder hoch: ein vermüllter Campingplatz, dreckige Klos.

    Sie betrachtet den Wein: „Der ist aus dem Languedoc, nicht aus der Provence!“ Der Fauxpas hat Symbolkraft. Fabian, erfolgreicher Paartherapeut, trifft bei seinen Klienten den richtigen Ton, aber privat greift er oft daneben – nicht nur beim Wein. „Fabian will die Liebe seiner Frau zurück gewinnen, ist aber überfordert und etwas tapsig“, so Hauptdarsteller Moritz Treuenfels.

    Die typischen Ehe-Probleme

    Die Anders kämpfen nach zehn Jahren Ehe mit den klassischen Problemen. Er ist als Therapeut erfolgreich, sie hat sich um Haushalt und Kinder gekümmert. Nun will Paula als Zweiradmechanikerin durchstarten und kämpft um einen großen Auftrag. In der Ehe fühlt sie sich kaum unterstützt, nicht gesehen und denkt an Trennung.

    Kümmerer: Die Leih-Großeltern (Vedat Erincin, Ramona Kunze-Libnow)

    Das Paar macht eine Beziehungspause mit dem „Nestmodell“. Dabei wohnen die Kinder an einem Ort, die Eltern wechseln sich dort ab. „Ich glaube, dass so ein Nestmodell gut funktionieren kann, weil die Kinder ihr Zuhause behalten“, so Treuenfels. „Aber das muss man sich auch leisten können.“ Die Anders haben diesen Luxus: Fabian oder Paula zieht jeweils zeitweilig in eine ausgebaute Scheune im Garten. Sie reden weiter viel miteinander.

    Zwei Paare sind auch privat zusammen

    Sie engagieren als Hilfe „Leih-Großeltern“ – die auch ihr Päckchen zu tragen haben. Es gibt viel Trubel, eine Fast-Versöhnung, mögliche neue Lieben. Bei den Nebenrollen gelang den Machern ein interessanter Coup: Die Paare, die sich von Fabian beraten lassen, werden von echten Schauspiel-Ehepaaren verkörpert. Im ersten Teil sitzen Gisa Flake und Knud Riepen auf der Couch, im zweiten Bettina Zimmermann und Kai Wiesinger.

    „Weil sich die Paare so gut kennen, stimmen die feinsten Zwischentöne“, schwärmt Moritz Treuenfels. Er ist seit 2020 im Ensemble des Residenztheaters München. Was schätzt der Bühnenmann an der Filmarbeit? „Man kann auf leise Art sehr intime und direkte Momente herstellen.“ Für seine Leistung in dem Kinofilm „Axiom“ wurde er beim Preis der deutschen Filmkritik jüngst als bester Darsteller geehrt. Der 34-Jährige sieht die „Anders“-Filme auch als Anstoß, Familie anders zu denken: „Jede Familie bestimmt individuell: So wollen wir leben. Es gibt kein klassisches Modell. Bei den Anders ist das sehr charmant, turbulent und beweglich. Alles ist im Fluss.“

    Der erste Teil „Familie Anders – Willkommen im Nest“ läuft am 12. März um 20.15 Uhr im ZDF.

    „Tatort“ München: Wütender Grantler sorgt für schlechte Stimmung bei Batic und Leitmayr

    Der neue Fall von Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ist im Münchner Viertel „Hasenbergl“ angesiedelt. Dort wütet der Unruhestifter Johannes Bonifaz Hackl - gespielt von Film- und Theaterschauspieler Burghart Klaußner. Die Nerven der Kommissare werden durch den ständig nörgelnden Grantler auf eine harte Probe gestellt. Darum geht's in "Tatort: Hackl" Der junge Adam Moser (Tolga Türk) verunglückt nachts tödlich mit seinem Motorrad. Doch der Todesfall wirft Fragen auf und so ermitteln die Kommissare Batic und Leitmayr im nördlichen Münchner Stadtteil Hasenbergl. Hier lebte der Tote mit seiner Freundin Julia Rosenheimer (Irina Kurbanova) in einem kleinen Bungalow inmitten der anonymen Hochhäuser des Viertels. Im Nachbarhaus wohnt unter anderem der alte Hackl, ein stadtbekannter Störenfried, dessen Wutpotenzial nicht nur bei der Münchner Polizei berüchtigt ist. Hatte Hackl auch etwas gegen Adam? Genug, dass er sterben musste? Der alte Grantler (Bayerisch für: ein mürrischer Mensch) macht es der Obrigkeit wie immer schwer und entzieht sich gewaltvoll dem Vollzug. Die Stimmung zwischen Batic und Leitmayr ist auf dem Tiefpunkt, während eine großangelegte Suchaktion nach Hackl startet... Lohnt sich das Einschalten? Ja. Der Krimi spielt in einer Münchner Großwohnsiedlung und zeigt eine Welt voller Frust, Enge und Neid. Besonders frustriert ist Hackl, ein Grantler wie er im Bayern-Bilderbuch steht. Burghart Klaußner verkörpert den Mann, der Fischinnereien auf spielende Kinder wirft oder bei der Wohnungsdurchsuchung einen Polizisten beschimpft. Dabei macht er seinem Ruf als Theater- und Filmstar einmal mehr alle Ehre. Nicht umsonst hat der gebürtige Berliner, der mit seiner Familie als Jugendlicher in Gräfelfing bei München lebte, bis er zum Studium wieder nach Berlin zog, unzählige Auszeichnungen erhalten, darunter: Deutsche Filmpreise gab es für "Die fetten Jahre sind vorbei" (2004) und "Das weiße Band" (2009). Den Bayerischen Filmpreis und den Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke für seine Rolle in "Der Staat gegen Fritz Bauer" (2015). 2021 wurde er außerdem mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

    Weiterlesen