Ein Sieg für die Ewigkeit vor 40 Jahren – Wimbledon im TV

Dago Weychardt
30.06.2025 um 17:30 Uhr
    Boris Becker gewinnt 1985 als erster Deutscher Wimbledon. | © Imago
    Boris Becker gewinnt 1985 als erster Deutscher Wimbledon. | ©Imago

    Wann wird der weiße Sport je wieder so schön? Vor 40 Jahren versetzte Boris Becker das Land mit seinem Wimbledon-Sieg in einen Tennis-Rausch. Heute wurde übrigens bekannt, dass der 57-Jährige zum fünften Mal Vater wird.

    Die Wetten standen 18:1 gegen ihn. Nur Fachleute kannten den Juniorenweltmeister Boris Becker. Doch dann spielte, ja hechtete und hämmerte sich der 17-jährige Rotschopf aus Baden in den Sportolymp. Der Weg ins Finale war holprig. Knappe Spiele, Unterbrechungen. Im Achtelfinale gegen Tim Mayotte knickte Becker mit dem Fuß um. Trainer Günther Bosch und Manager Ion Tiriac beschworen ihn weiterzumachen. Im Endspiel am 7. Juli krachte Beckers Aufschlag um 17.26 Uhr Ortszeit übers Netz. Unerreichbar für Gegner Kevin Curren, USA. Mit 6:3, 6:7, 7:6, 6:4 gewann Becker als erster deutscher, erster ungesetzter und bis heute jüngster männlicher Spieler in Wimbledon.

    In diesem Jahr startet das älteste Tennisturnier der Welt am 30. Juni (alle Spiele bei Prime Video – kein Abo? Hier 30 Tage kostenlos testen). Das Eröffnungsspiel findet traditionell auf dem CentreCourt statt. Dort gelang Boris Becker vor 40  Jahren sein erster von insgesamt drei Siegen auf dem heiligen Rasen – seine, wie er sagte, persönliche Mondlandung. Die Tennisrakete aus Leimen flog nicht allein, sie riss eine Nation mit in eine bisher unbekannte Dimension. Deutschland war im Rausch. „Aufschlag in die deutschen Herzen“, schrieb „Die Zeit“ auf Seite 1.

    17 Jahre, 227 Tage: Boris Becker gewinnt Wimbledon 1985 als jüngster Spieler. | ©Imago

    Bundespräsident Richard von Weizsäcker traf Boris zum Gespräch im „ZDF Sportstudio“. „Historisch ist Beckers erster Wimbledon-Erfolg nur vergleichbar mit Max Schmelings Sieg über Joe Louis 1936 und dem deutschen Titel bei der Fußball-WM 1954“, sagt Volker Kottkamp. Der Moderator und Kommentator galt viele Jahre als „Mister Tennis“ der ARD, war bekannt für seine Berichte über Becker und Steffi Graf. 1985 schickte die ARD nur ihn und einen weiteren TV-Kollegen nach Wimbledon: „Tennis war eine Randsportart.“

    Der Reporter hatte Becker schon 1984 für einen SWR-Film in Leimen besucht. Der 16-Jährige gab sich zielstrebig: „Ich will unter die besten zehn der Welt!“ Im TV wurde der Beitrag mit der Frage anmoderiert: „Kennen Sie Boris Becker?“ Ein Jahr später kannte ihn alle Welt. Sein Stil: Serve-and-Volley, harte Aufschläge, aggressive Returns am Netz. Variabel, überraschend, kraftvoll. „Becker-Hecht“, „Becker-Faust“ und „Bum-Bum-Boris“ wurden geflügelte Worte.

    Boris Becker (Mitte.) wird 1985 nach seinem Wimbledon Sieg in seiner Heimatstadt Leimen empfangen, daneben sein Trainer Günther Bosch (li.), sein Vater Karl Heinz und seine Mutter Elvira (re.) | ©Imago

    Der unbekümmerte „Bobbele“ holte den elitären Tennissport in die Wohnzimmer. „Mit Boris wurde Tennisschauen so normal wie Zähneputzen“, so Kottkamp. „Wenn er spielte, musste sogar die ‚Tagesschau‘ weichen.“ Sein Spiel bot Drama pur. Er drehte selbst aussichtslos scheinende Partien. „Unter Druck hat Boris sein bestes Tennis gespielt“, so Kottkamp. 1999 beendete er seine Profikarriere nach 49 Siegen im Einzel, 15 im Doppel und sechs GrandSlam-Titeln. Es folgten Karrieren als Trainer und Kommentator, aber auch geschäftliche Fehltritte und eine Haftstrafe.

    Das Verhältnis zu seiner Heimat, der er einen Tennisboom bescherte, ist gespalten. Früh geriet er in den Würgegriff der Presse, die sein Privatleben ausschlachtete. Der Tennisprinz war, anders als Royals, nicht auf das Rampenlicht vorbereitet. Er blieb umstritten. Im Interview mit „Sports Illustrated“ wünschte sich der 57-Jährige etwas, was für Ausnahmesportler selbstverständlich sein sollte: mehr Respekt für seine Lebensleistung als bester deutscher Tennisspieler der Geschichte.

    Wimbledon 2024 live im Stream: 

    Wann und wo? Vom 30.6. bis 13.7. finden in London „The Championships“ statt. Titelverteidiger im Einzel: Carlos Alcaraz (Spanien), Barbora Krejcíková (Tschechien)


    Wer zeigt Wimbledon live? Streaminganbieter Prime überträgt das prestigeträchtige Turnier exklusiv in einem Hauptstream mit Studioshow und mit bis zu sechs Extrastreams. Experten: Michael Stich, Andrea Petkovicˇ, Sabine Lisicki u. a.

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