Wenn Mutters Freund 25 Jahre jünger ist: „Der neue Freund“ ist ein packendes Familiendrama im Ersten mit den „Tatort“-Kommissarinnen Corinna Harfouch und Karin Hanczewski.
Ein Artikel von HÖRZU-Reporterin Mirja Halbig
Endlich ein Wiedersehen. Darauf hatten sich Mutter Henriette (Corinna Harfouch) und Tochter Johanna (Karin Hanczewski) gefreut. Aber wie es manchmal so ist, wenn Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen in Familientreffen gehen, mixt sich wie von Geisterhand ein Cocktail der Emotionen.
Als die verwitwete Henriette ihren 25 Jahre jüngeren neuen Lebensgefährten Philipp (Louis Nitsche) präsentiert, fühlt sich die Tochter überrumpelt und ist alles andere als begeistert. Der Film „Der neue Freund“ (Mi, 25. Oktober, 20.15 Uhr, ARD) ist reich an feinsinnigen, klugen Dialogen und Spannung.
„Nirgendwo kochen die Emotionen so schnell und massiv nach oben wie bei Familientreffen. Man nimmt sich vor, sich zurückzuhalten, aber dann braucht es nur einen Funken, und Menschen explodieren“, sagt Regisseur Dustin Loose. „Mir war klar, wir brauchen diese Energie, dieses Lustvolle, dass die Figuren in der Lage sind, auch einfach lospoltern zu dürfen. Nie aufgesetzt, nie hysterisch, aber ich wollte ein bisschen zündeln.“
Eine Besonderheit dieses Films ist zugleich eine Herausforderung für den Regisseur, die er mit Bravour löst: Das Familiendrama spielt durchgehend in einem Haus an zwei Abenden mit drei Figuren – ein Kammerspiel. Als Johanna in der Küche der Architektenvilla von der neuen Liebe ihrer Mutter erfährt, schätzt sie Philipp sofort als Typ Heiratsschwindler ein und versucht, die Beziehung zu untergraben.
Mutter und Tochter kennen ihre wunden Punkte und wissen, wie sie sich mit Bemerkungen gegenseitig immer wieder kleine und große Stiche versetzen. Dabei schwingt auch die Trauer um den vor nicht allzu langer Zeit verstorbenen Vater und Mann mit.
Der Zuschauer kann nie ganz sicher sein, in welche Richtung die Handlung kippen wird. Dadurch hält sich die Spannung 90 Minuten lang. „Die Figuren können sich nicht verstellen und nicht voreinander weglaufen“, sagt Regisseur Loose. „Es ist uns hoffentlich gelungen, diese Ironie herüberzubringen. Man denkt: Jeder kann jederzeit alles tun oder gehen. In Wahrheit ist es aber dann eben doch nicht so einfach. Das macht den Charme dabei aus.“ So bleibt das Drama die ganze Zeit interessant. Und die Zuschauer können sich zurücklehnen, weil dieses Spektakel nicht unter ihrem eigenen Dach passiert.
„Der neue Freund“: Mi, 25. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek