Der ESC im TV:  Thorsten Schorn ist bereit für Basel

Dirk Oetjen
16.05.2025 um 15:45 Uhr
    Der ESC im TV:  Thorsten Schorn ist bereit für Basel | © ARD
    Zum zweiten Mal wird Thorsten Schorn live vor Ort Eindrücke und Infos über die Auftritte des Wettbewerbs liefern. Tünde & Attila Bornemisza, 24 und 26, wuchsen in Wien in einer Familie mit ungarisch-rumänischen Wurzeln auf. | ©ARD

    Kurz vor dem 69. Eurovision Song Contest verrät Kommentator Thorsten Schorn, was uns bei der Musikparty des Jahres erwartet.

    Es fühlt sich für die Gastgeber ein wenig an wie nach Hause kommen: Erstmals nach 36 Jah - ren kehrt der Eurovision Song Contest (ESC) wieder dorthin zurück, wo 1956 mit dem „Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne“ alles begann: in die Schweiz. Damals war Lugano Gastgeberstadt, heute ist es Basel, bekannt als Kulturhauptstadt des Lands. Zuschauer, die Tickets für die Halbfinals oder die Finalshow am 17. Mai (ab 21 Uhr live im Ersten) ergattern konnten, werden aus über 80 Nationen anreisen, sogar aus Neuseeland. 37 Acts konkurrieren diesmal um den besten Song. Für ihren Auftritt in der St. Jakobshalle hat sich Bühnendesigner Florian Wieder, der zum neunten Mal für den ESC arbeitet, von der monumentalen Schweizer Landschaft inspirieren lassen: Eine Bergkulisse rahmt über 350 Quadratmeter die enorme, zu zwei Dritteln transparente LED-Wand, die insgesamt 750 Quadratmeter umfasst. An etwa 100 Positionen wird für Pyrotechnik gesorgt.

    Raab weckt Hoffnungen auf einen Platz in der Top 10

    „Unser Ziel war es, ein revolutionäres Bühnenkonzept zu kreieren – ein ganzheitliches Erlebnis, wie wir es beim ESC noch nie gesehen haben“, sagt Florian Wieder. „Dank der immersiven Bühnengestaltung wird das Publikum Teil von Eurovision wie nie zuvor.“ Mit Raab in die Top Ten? Besonders spannend wird es dieses Jahr für Deutschland: In vier großen „Chefsache ESC“-Shows hatte Stefan Raab den diesjährigen Act gesucht, nun wird das Geschwisterduo Abor & Tynna mit seiner treibenden Nummer „Baller“ für die Nation antreten. Raab weckt Hoffnungen, dass wieder ein vorderer Platz möglich ist – erstmals seit 2018, als Michael Schulte mit „You Let Me Walk Alone“ Vierter wurde.

     Moderator Thorsten Schorn meint gegenüber HÖRZU: „Immer dann, wenn Stefan Raab beim ESC seine Finger im Spiel hatte, ist Deutschland in den Top Ten gelandet, angefangen 1998 mit Guildo Horn, zwei Jahre später er selbst, dann mit Max Mutzke, zweimal mit Lena und einmal mit Roman Lob.“ Seit dem vergangenen Jahr kommentiert Schorn mit seiner aus „Shopping Queen“ bekannten Stimme den ESC im Ersten. Auch die „Chefsache ESC“ hat er begleitet: „Für Stefan Raab zählt natürlich immer nur der Sieg. Und ich finde diesen Ehrgeiz, den er mitbringt, genau richtig“, so der 49-Jährige. Raab stehe dem Duo nach wie vor als Mentor zur Seite.

    „Ich vermute, dass er es sich nicht nehmen  lassen wird, im Greenroom neben Abor & Tynna auf der Couch zu sitzen und mitzufiebern, wenn die Punkte vergeben werden“, so Thorsten Schorn. Die beiden, die eigentlich Tünde und Attila Bornemisza heißen, versprechen eine „coole“, neue Performance. Sie sind nicht die einzigen Geschwister in Basel: Auch bei den Acts aus Island, Irland und der Ukraine sind Familienbande vorhanden. Dass die beiden als gebürtige Wiener für Deutschland antreten, entspricht den Regeln des Contests: Sie schreiben den teilnehmenden Ländern nicht vor, welchen Pass ihre Acts besitzen müssen. „Wenn wir zurückblicken, liefern die diesjährigen Gastgeber ein Paradebeispiel: 1988 hat eine junge Kanadierin für die Schweiz den ESC gewonnen“, ruft Schorn in Erinnerung. „Ihr Name: Céline Dion.“

    Die Künstlerin, die mit über 200 Millionen verkauften Tonträgern zu den größten Popsängerinnen der Welt zählt, habe laut den ESC-Machern großes Interesse bekundet, als Stargast zu performen. Aufgrund ihrer lange verheimlichten Erkrankung am Stiff-Person-Syndrom, einem unheilbaren Nervenleiden, wäre ein Auftritt zwar unsicher bis zur letzten Minute. Aber wenn es klappt, könnte die 57-Jährige für Gänsehaut sorgen wie schon zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Paris.

    Wie immer gibt es auch Skurriles, etwa „Bara bada bastu“, eine ohrwurmtaugliche Hymne aufs Saunieren von drei finnischen Comedians namens KAJ, die für Schweden antreten. Sie rangieren bei den Buchmachern sogar auf Platz 1. Aber kann so ein Song wirklich gewinnen? Schorn hält es nicht für abwegig: „Der ESC sucht einfach den besten Song, das schönste Lied, die geilste Nummer. Und wenn es ein witziger Beitrag darüber ist, wie entspannend für den Kopf doch ein Saunabesuch ist, dann soll es eben so sein.“

    Moderieren wird ein Trio: Sandra Studer, die als Sandra Simó 1991 für die Schweiz am ESC teilnahm, Ex-„Wetten, dass..?“- Star Michelle Hunziker und Stand-up-Komikerin Hazel Brugger („LOL“). Bei der Aufteilung der Moderation dürften ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten zur Geltung kommen. „Michelles Herzlichkeit wird beim Austausch mit den Kandidatinnen und Kandidaten spürbar sein, Hazel kann ihre lockere, spontane Art zeigen, wenn sie Backstage geht oder mit den Fans in Kontakt kommt. Ich werde dafür sicher einen Teil des Votings übernehmen“, sagte Studer Anfang April in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA und weiteren Medien.

    Hazel Brugger mag es bequem

    Hunziker ist allerdings nur im Finale dabei: Durch einen Exklusivvertrag mit Mediaset hat die 48-Jährige Verpflichtungen im italienischen Fernsehen. Comedy-Ass Brugger schloss für ihr internationales Showdebüt schon mal High Heels aus: „Wer mich kennt, weiß, dass unbequeme Dinge für mich keine Option sind“, sagte die 31-Jährige der Schweizer Zeitung „Blick“. Gedanken ums Outfit muss sich Thorsten Schorn in seiner Sprecherkabine nicht machen. Umso mehr aber darum, wie er jeweils die knappen 42 Sekunden zwischen den Acts nutzt, um die nächsten Künstler vorzustellen – so lang sind die „Postcards“ genannten Einspieler, die laufen, während Bühnenrequisiten auf- und abgebaut werden.

    „Mir sind im letzten Jahr die Herzen zugeflogen. Die schiere Menge an Reaktionen hat mich überwältigt. Der ESC und ich sind offenbar ein Match“, sagt Schorn über seine Premiere als Nachfolger von ESC-Ikone Peter Urban. „Lustigerweise haben mir auch Leute geschrieben, ob das denn wirklich sein müsse, dass ich zu jedem Song etwas sage? Hey, als Kommentator ist das wohl meine Aufgabe. Das ist schon toll zu sehen, welche Strahlkraft der ESC hat, und ich freue mich, auch in Basel wieder dabei zu sein.“

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