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Tierfilmer Andres Kieling: Neue Elefanten-Doku brachte ihn in Lebensgefahr

06.04.2023 um 11:27 Uhr
    Andreas Kieling wurde 1959 im thüringischen Gotha geboren und floh als 16-Jähriger aus der DDR. 1991 begann Kieling seine Karriere als Dokumentarfilmer. | © Arte Andreas Kieling wurde 1959 im thüringischen Gotha geboren und floh als 16-Jähriger aus der DDR. 1991 begann Kieling seine Karriere als Dokumentarfilmer. | ©Arte

    Graue Riesen mit faszinierender Aura: Tierfilmer Andreas Kieling über seine Begegnungen mit Afrikanischen Elefanten – bei denen er auch einmal in Lebensgefahr geriet.

    Ein Artikel von HÖRZU-Reporter Sven Sakowitz

    Wenn Tierfilmer Andreas Kieling über die größten Momente seiner Laufbahn spricht, landet er schnell bei den Afrikanischen Elefanten. Kaum eine Tierart fasziniert ihn so wie diese Giganten, die auch Savannenelefanten genannt werden. Sie sind die größten lebenden Landsäugetiere, können bis zu zehn Tonnen schwer werden und eine Schulterhöhe von 3,70 Metern erreichen. Einst waren sie auf dem ganzen afrikanischen Kontinent heimisch, heute sind sie es nur noch in zersplitterten Gebieten südlich der Sahara.

    Schuld daran sind vor allem die Elfenbeinwilderei und die Zerstörung ihres Lebensraums. In der Doku „Kielings Welt: Graue Riesen“ erzählt der Naturfilmer von seinen Begegnungen mit den Dickhäutern. Dazu gehören auch die Waldelefanten, die eine eigene Art bilden, sowie die Wüstenelefanten, bei denen es sich um Savannenelefanten handelt, die sich ans Wüstenleben angepasst haben. Die Doku bildet den Auftakt einer dreiteiligen Reihe mit Höhepunkten aus Kielings Karriere (Teil 2: „Der Bärenmann“ im Anschluss, Teil 3: „Nahe Verwandte“, am 7.4. um 17.05 Uhr).

    Herzzerreißende Szenen

    „Meine erste Begegnung mit Afrikanischen Elefanten in freier Wildbahn werde ich nie vergessen“, sagt Andreas Kieling im Gespräch. „1989 war ich zum ersten Mal ganz klassisch auf einer Safari im Serengeti-Nationalpark, als eine riesige Elefantenherde meinen Weg kreuzte. Diese Tiere strahlen eine einzigartige Souveränität, Stärke und Kraft aus, die mich auch heute noch bewegt. Wenn ich Elefanten filme, erlebe ich jedes Mal magische Momente.“ Einige davon sind auch in der Dokumentation zu sehen: Etwa Kielings erstaunliche Aufnahmen von kämpfenden Wüstenelefanten. Oder die Bilder eines frisch geborenen Elefantenbabys, das kaum laufen kann und von der Mutter beim beschwerlichen Weg durch die Savanne herzzerreißend unterstützt wird.

    Für den erfahrenen Tierfilmer stellen die Elefanten eine besondere Herausforderung dar. „Afrikanische Elefanten sind komplett unberechenbar, und man sieht ihnen ihre aktuelle Stimmung nicht an“, sagt er. „Das unterscheidet sie von den meisten anderen Tieren. Wenn man im Jeep sitzt, gibt es keine Gefahr. Das respektieren die Elefanten. Aber ich bevorzuge es, mich zu Fuß zu bewegen, um ihre Verhaltensweise aus nächster Nähe beobachten, ihre Aura spüren zu können. Und natürlich, um das bestmögliche Filmmaterial drehen zu können. Wie diese Nahbegegnungen verlaufen, ist nicht vorhersehbar und jedes Mal anders. Eigentlich sollte ich dabei immer in der Nähe des Jeeps bleiben. Aber hin und wieder habe ich das nicht gemacht, und dann wurde es auch mal richtig gefährlich.“ So ist in der Doku zu sehen, wie Kieling in der Namib-Wüste von drei Elefanten regelrecht in die Zange genommen wird und flüchten muss.

    „Damals habe ich die Situation unterschätzt und Grenzen ausgelotet“, sagt er. „Das würde ich heute nicht mehr so machen.“ Ohnehin braucht Kieling nicht immer die ganz dramatischen Momente, um glücklich zu sein. „Manchmal sitze ich tagelang an einem Wasserloch, beobachte die Elefanten, und es passiert eigentlich nichts Aufregendes. Trotzdem bin ich in solchen Momenten beseelt von diesen großen, mächtigen Riesen. Ich bin dann unendlich dankbar, diesen besonderen Tieren so nah sein zu dürfen.“

    Am 6. April läuft „Kielings wilde Welt: Graue Riesen“ um 20.15 Uhr auf Arte.

    Afrika von oben: Von wegen nur dürre Landschaft!

    Höchst beeindruckend: Die neue Dokumentation „Afrika von oben“ zeigt die Vielfalt des Kontinents aus der Vogelperspektive. An der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe donnert und grollt es ohne Unterlass: Aus über 100 Metern Höhe stürzt hier der Fluss Sambesi in eine Schlucht, die den Namen „Boiling Pot“ trägt – „Hexenkessel“. Bis zu zehn Millionen Liter Wasser sind es pro Sekunde. Die aufsteigenden Gischtwolken erinnern an Rauchschwaden eines gigantischen Feuers. Am besten zu erkennen ist das aus der Vogelperspektive, wie sich anhand der faszinierenden Doku „Afrika von oben“ feststellen lässt. Die Victoriafälle, ein Unesco-Weltnaturerbe, machen das Klischee eines trockenen, von Dürren geplagten Kontinents vergessen. „Während der Dreharbeiten entdeckten wir alle, dass sich Afrika nicht eingrenzen lässt“, fasst Regisseur Andrew Zikking die Erfahrungen zusammen, die er und sein Team bei der Entstehung des Films machten. Filmteam hat bereits einen Oscar gewonnen Der Brite und seine Mitstreiter von der Firma Off the Fence, die mit der Netflix-Doku „Mein Lehrer, der Krake“ 2021 einen Oscar gewann, setzten auf das Wissen lokaler Produktionsteams. Insgesamt waren über 100 Personen im Einsatz. In zehn Ländern schickten sie Kameras in die Luft, um Afrika aus einem neuen Blickwinkel zu zeigen. Das war schwieriger als gedacht: „Dass es an jeder Straßenecke Drohnen zu kaufen gibt, mag den Eindruck erwecken, der Dreh sei einfach gewesen“, so Zikking gegenüber HÖRZU. „Aber in einem Klima politischer und militärischer Konflikte erschweren die Vorschriften den Flug einer Drohne für kommerzielle Zwecke erheblich.“