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"Unsere Meere": Doku-Reihe zeigt die Wunder der Nord- und Ostsee 

02.03.2023 um 16:18 Uhr
    Unsere Meere Doku Titelbild | ©  NDR/Martina Andrés/Doclights Naturfilm Thomas Behrend ist im Tarnzelt und mit der Kamera stets ganz nah dran | © NDR/Martina Andrés/Doclights Naturfilm

     

    Ein Vierteiler zeigt „Unsere Meere“ und ihre Bewohner: Bilder, die in die Tiefe gehen.

    Auf Algen gebettet ist die Robbendame gerade eingedöst, als ein Oktopus vorbeischwimmt. Sofort ist sie putzmunter und verfolgt das sonderbare Wesen, stupst und knabbert es vorsichtig an. Der arme Krake schiebt sicher Panik, doch die Robbe will nur spielen. Sekunden später ergreift sie blitzartig die Flucht: Orcas!

    Das ist nur eine von vielen aufregenden Begegnungen in den Weiten unserer Meere, und nicht alle gehen glimpflich aus. Die vorwitzige Robbe kann den jagenden Schwertwalen vor der Küste der Shetlandinseln zwar knapp entkommen. An einem Strand auf Helgoland hingegen fließt Blut, als Deutschlands größte Raubtiere aufeinander losgehen: Eine halbstarke Kegelrobbe fordert den bulligen „Alten“ zum Kampf um Revier und Harem heraus.

    Nord- und Ostsee werden unterschätzt

    Zu Wasser und an Land, mit Satelliten- und Drohnenbildern aus der Höhe und hautnaher Action in der Tiefe: Eine Doku widmet sich in je zwei Folgen der Nord- und der Ostsee – zwei unterschätzten Wunderwelten. Von Norwegens Fjorden bis zur Kurischen Nehrung führt die Reise.

    320 Drehtage in drei Jahren und elf Ländern haben Thomas Behrend („Abenteuer Ozean“) und sein Team investiert, um „unsere Meere“ so zu zeigen, wie wir sie noch nie gesehen haben. Für den preisgekrönten Naturfilmer Ehrensache: „Als echter Hamburger Jung bin ich an beiden Meeren groß geworden“, sagt Behrend. „Man denkt hier gleich an Möwen, Krabben und Seehunde.“ Die kommen zwar auch vor. Unter den 32 gezeigten Tierarten sind aber auch viele Überraschungen zu erleben – winzige und gigantische.

    In der Nordsee vor der Normandie haben Seepferdchen Einzug gehalten. Artgenossen zu treffen ist kein leichtes Unterfangen, die zarten Knochenfische sind schlechte Schwimmer und drohen abgetrieben zu werden, sobald sie die Seegrasoasen verlassen. Behrend gelang es dennoch, ein Date samt Hochzeitstanz zu filmen.

    Sogar den größten Bewohner der Nordsee bekam er vor die Kamera: den Riesenhai. Der zweitgrößte Fisch der Erde (bis zu zehn Meter lang) sieht monströs aus, frisst aber ausschließlich Plankton. Mit aufgerissenem Maul pflügt der Gigant durchs Wasser und filtert so seine Nahrung aus dem Meer. Selbstverständlich gibt es auch einen filmischen Abstecher ins Wattenmeer, dessen Tiere mit den Gezeiten leben müssen: Wo eben noch Land war, ist gleich alles überflutet. Die Nordsee mag allgemein als rauer und spannender gelten, die mildere Ostsee fasziniert jedoch mit unerwartetem Artenreichtum. Denn Europas jüngstes Meer war ein Süßwassersee, bis sich die Nordsee vor 8000 Jahren ihren Weg durch die dänischen Inseln bahnte und die beiden verband.

    Drei Meeresstraßen bilden die Tore zur Ostsee, so auch der Kleine Belt zwischen Jütland und Fünen. Nur 400 Meter trennen seine Ufer. „Durch die extreme Enge kommt es zu unglaublichen Strömungen“, erläutert Thomas Behrend. Lebensgefährlich, denn in dieser „Waschmaschine“ sind schon viele Taucher ertrunken.

    Tropisches Skandinavien

    Die Welt am Grund erinnert hier an tropische Riffe. Der Unterwasser-Orkan hat zahllose Eier und Larven hergewirbelt und im Lauf der Zeit regelrechte Canyons gemeißelt. In ihnen wächst der Kelpwald, ein Dickicht aus meterlangen Braunalgen, das auch empfindlichen Spezies Schutz und Nahrung bietet, etwa dem Europäischen Hummer. Weiter südlich, wo der Einfluss der Nordsee kleiner wird und mehrere Flüsse Süßwasser in die Ostsee leiten, finden sich sogar Kolonien von Seesternen, eine wirbellose Tierart, die bei der Verteidigung der Logenplätze am Muschelbuffet jedoch Rückgrat beweist.

    Noch spektakulärer ist die Gotland-Ringelnatter. „Ein Tier, von dessen Existenz selbst ich noch nie gehört hatte“, berichtet Behrend. Dieses Wunderreptil kann ganze 15 Minuten lang die Luft anhalten und geht aktiv in der Ostsee auf die Jagd. Denn die eigentliche Beute der Natter, Amphibien wie Frösche, ist auf der kargen schwedischen Insel Gotland Mangelware.

    „Tatort“-Kommissar Axel Milberg ist die Stimme der Dokus

    Noch schwerer aufzuspüren war allerdings der Seehase. Vor der Küste bei Rostock wurden die Taucher endlich fündig. Wie ein Männchen das Laichgelege, also seinen Nachwuchs, tapfer gegen gefräßige Krabben verteidigt, ist der reinste Krimi. Übrigens begeistert „Unsere Meere“ nicht nur mit fantastischen Bildern: Als Erzähler fungiert der Kieler „Tatort“-Kommissar Axel Milberg – angenehm unaufgeregt und begleitet von einem hollywoodreifen Orchester-Soundtrack.

    Der erste Teil der Doku-Reihe „Unsere Meere“ läuft am 6. März um 20.15 Uhr im Ersten.