Sommerzeit ist Urlaubszeit und die ist für viele von uns mit dem Wunsch nach einer gebräunten Haut verbunden. Im Idealfall schon vor dem Urlaub, um nicht zu blass auszusehen. Dass die bräunliche Färbung unserer Haut jedoch eigentlich ein Schutzmechanismus ist, ist vielen nicht klar.
"Sonnencreme? Brauche ich nicht!" Mal ehrlich: Könnte dieser Satz auch von dir stammen? Damit bist du nicht allein, insbesondere, wenn du ein Mann bist. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 tragen fast 40 Prozent der befragten Männer nie Sonnencreme auf - weder auf Gesicht noch Körper. Vor allem junge Männer scheinen das nicht für nötig zu halten.
Die Sorge: „Mit Sonnenschutz werde ich nicht braun!“ Das ist jedoch ein gefährlicher Irrtum. Zwar ist es richtig, dass wir mit Sonnencreme langsamer braun werden – dafür aber auch nicht sonnenbrandrot. Die Bräune baut sich dennoch auf und ist zudem noch deutlich länger haltbar! Falls du also zum Team „In die Sonne knallen, rot werden, dann wird’s schon braun werden“ gehörst, versuch es doch einfach mal mit Sonnencreme – die Bräune wird länger zu sehen sein und deine Haut wird es dir danken.
Denn eigentlich ist die Färbung der Haut, also das Braunwerden, ein Schutzmechanismus. Wie Dermatologe Dr. Timm Golüke erklärt, ist „gebräunte Haut grundsätzlich eine Schädigung der Haut, die sich durch die Färbung zeigt.“ Verantwortlich ist dafür Melanin. Wenn UV-Strahlen auf die Haut treffen, produziert die Haut den Farbstoff Melanin, der die Haut dunkler macht. Melanin dient als natürlicher Schutzschild, der die tieferen Hautschichten vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung schützen soll.
Somit ist die gebräunte Haut, die bei uns als Schönheitsideal gilt, alles andere als gesund. Die Folgen können unschön werden. „Wir reden hier nicht nur von Faltenbildung, sondern auch von der Entstehung von Hautkrebs, sowohl weißem als auch schwarzem“, erklärt der Hautarzt.
Und das nicht erst im Alter. Denn wie die Hanse Merkur und die Organisation „Yeswecan!cer“ zusammengestellt hat, ist Hautkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei jungen Männern. Die häufigste Ursache dafür: häufige oder intensive UV-Strahlung. Wer sich also nicht dazu durchringen kann, den Urlaub unter dem Sonnenschirm zu verbringen – oder insbesondere auch bei der Arbeit in die Sonne muss, sollte sich wenigstens mit Sonnencreme schützen.
Dr. Timm Golüke sagt: „Es gibt mittlerweile viele Sonnencremes, die auch gut für Männer sind. Sonnencremes, die ölfrei sind und keinen weißen Film hinterlassen. Somit kann sich niemand hinter der Ausrede verstecken, dass jede Sonnencreme klebt!“ Stattdessen empfiehlt er Männern und allen Creme-Muffeln Sonnensprays. „Die sind auch ideal, wenn der Körper behaart ist, und lassen sich gut verteilen. Auch wenn niemand da ist, der den Rücken eincremt, ist ein Spray hilfreich.“
Keine Alternativen sind übrigens die oft in Social-Media-Videos angepriesenen angeblichen „alternativen Sonnenschutzmittel“, wie Himbeersamenöl. Warum, erklärt Skinfluencerin Ying: „Selbstzusammengemischte Cremes oder Öle sind nicht nach ISO-Norm getestet. Das heißt, man kann auch nicht sagen, welchen Lichtschutzfaktor sie haben. Wir wissen also schlicht nicht, wie viel Schutz sie wirklich bieten.“
In ihrem Instagram-Account „Die Skingenieurin“ versucht die studierte Kosmetikwissenschaftlerin und Ingenieurin in puncto Sonnenschutz aufzuklären. Doch warum scheuen Menschen überhaupt die klassischen Sonnencremes? „Wörter wie ‘chemisch‘ schrecken viele ab. Auch die Angst vor unaussprechlichen Inhaltsstoffen kann ein Grund für die Zurückhaltung sein, sodass viele denken ‚Lieber safe and sorry‘, aber leider sind die Alternativen eben alles andere als safe, auch wenn sie vielleicht natürlich sind.“
Auch dass Sonnenschutz uns krank machen würde, weil wir zu wenig Vitamin D aufbauen könnten, ist ein klarer Mythos, erklärt Ying. „Es gibt bis heute keinerlei Daten, die zeigen, dass die Verwendung von Sonnencreme den Vitamin-D-Spiegel beeinflusst. Das kommt daher, dass man nur wenig Sonnenlicht braucht und auch ein Sonnenschutz 50+ nie komplett schützt.“ Warum haben dann aber viele Menschen in Deutschland dennoch einen Vitamin-D-Mangel? „Das liegt schlichtweg daran, dass wir relativ weit im Norden leben und überwiegend Bürotiere sind. Somit müssen die meisten Menschen eh mit Supplementen nachhelfen – und die verursachen keinen Hautkrebs!“
Bei echtem Risiko für Mangel ist es also sinnvoller, Vitamin D gezielt zu supplementieren, statt ungeschützt in die Sonne zu gehen. Und auch die Bräune, die sich viele so wünschen, sollte eigentlich kein Schönheitsideal sein, vor allem für junge Menschen, denn Hautkrebs ist nicht nur die zweithäufigste Krebserkrankung bei jungen Männern: „Vor Kurzem sind Zahlen veröffentlicht wurden, die zeigen, dass die Sterblichkeitsrate wegen Hautkrebs bei Menschen von 30-34 Jahren relativ gesehen am höchsten ist. Hier war der Hautkrebs in einem Prozent der Fälle die Todesursache. Bei den restlichen Altersgruppen lag der Anteil bei 0,4 Prozent. Das mag wenig klingen, doch diese potenzielle Gefahr lässt sich leicht vermeiden – indem man Sonnenschutz verwendet und zur Vorsorge geht!“