„Ich benutze keine Sonnencreme, ich will braun werden“ – gefährlicher Trend unter jungen Männern

Carmen Dörfler
12.06.2025 um 13:00 Uhr
    Viele Männer nutzen keine Sonnencreme - mit fatalen Folgen | © Adobe Stock
    Viele Männer nutzen keine Sonnencreme - mit fatalen Folgen | ©Adobe Stock

    Sommerzeit ist Urlaubszeit und die ist für viele von uns mit dem Wunsch nach einer gebräunten Haut verbunden. Im Idealfall schon vor dem Urlaub, um nicht zu blass auszusehen. Dass die bräunliche Färbung unserer Haut jedoch eigentlich ein Schutzmechanismus ist, ist vielen nicht klar.

    "Sonnencreme? Brauche ich nicht!" Mal ehrlich: Könnte dieser Satz auch von dir stammen? Damit bist du nicht allein, insbesondere, wenn du ein Mann bist. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 tragen fast 40 Prozent der befragten Männer nie Sonnencreme auf - weder auf Gesicht noch Körper. Vor allem junge Männer scheinen das nicht für nötig zu halten.

    Die Sorge: „Mit Sonnenschutz werde ich nicht braun!“ Das ist jedoch ein gefährlicher Irrtum. Zwar ist es richtig, dass wir mit Sonnencreme langsamer braun werden – dafür aber auch nicht sonnenbrandrot. Die Bräune baut sich dennoch auf und ist zudem noch deutlich länger haltbar! Falls du also zum Team „In die Sonne knallen, rot werden, dann wird’s schon braun werden“ gehörst, versuch es doch einfach mal mit Sonnencreme – die Bräune wird länger zu sehen sein und deine Haut wird es dir danken.

    Bräune ist eine Panikreaktion unserer Haut, erklärt der Experte

    Denn eigentlich ist die Färbung der Haut, also das Braunwerden, ein Schutzmechanismus. Wie Dermatologe Dr. Timm Golüke erklärt, ist „gebräunte Haut grundsätzlich eine Schädigung der Haut, die sich durch die Färbung zeigt.“ Verantwortlich ist dafür Melanin. Wenn UV-Strahlen auf die Haut treffen, produziert die Haut den Farbstoff Melanin, der die Haut dunkler macht. Melanin dient als natürlicher Schutzschild, der die tieferen Hautschichten vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung schützen soll.

    Somit ist die gebräunte Haut, die bei uns als Schönheitsideal gilt, alles andere als gesund. Die Folgen können unschön werden. „Wir reden hier nicht nur von Faltenbildung, sondern auch von der Entstehung von Hautkrebs, sowohl weißem als auch schwarzem“, erklärt der Hautarzt.

    Hautkrebs zweithäufigste Krebserkrankung bei jungen Männern

    Und das nicht erst im Alter. Denn wie die Hanse Merkur und die Organisation „Yeswecan!cer“ zusammengestellt hat, ist Hautkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei jungen Männern. Die häufigste Ursache dafür: häufige oder intensive UV-Strahlung. Wer sich also nicht dazu durchringen kann, den Urlaub unter dem Sonnenschirm zu verbringen – oder insbesondere auch bei der Arbeit in die Sonne muss, sollte sich wenigstens mit Sonnencreme schützen.

    Dr. Timm Golüke sagt: „Es gibt mittlerweile viele Sonnencremes, die auch gut für Männer sind. Sonnencremes, die ölfrei sind und keinen weißen Film hinterlassen. Somit kann sich niemand hinter der Ausrede verstecken, dass jede Sonnencreme klebt!“ Stattdessen empfiehlt er Männern und allen Creme-Muffeln Sonnensprays. „Die sind auch ideal, wenn der Körper behaart ist, und lassen sich gut verteilen. Auch wenn niemand da ist, der den Rücken eincremt, ist ein Spray hilfreich.“

    „Alternative“ Sonnenschutzmittel sind keine sichere Alternative!

    Keine Alternativen sind übrigens die oft in Social-Media-Videos angepriesenen angeblichen „alternativen Sonnenschutzmittel“, wie Himbeersamenöl. Warum, erklärt Skinfluencerin Ying: „Selbstzusammengemischte Cremes oder Öle sind nicht nach ISO-Norm getestet. Das heißt, man kann auch nicht sagen, welchen Lichtschutzfaktor sie haben. Wir wissen also schlicht nicht, wie viel Schutz sie wirklich bieten.“

    In ihrem Instagram-Account „Die Skingenieurin“ versucht die studierte Kosmetikwissenschaftlerin und Ingenieurin in puncto Sonnenschutz aufzuklären. Doch warum scheuen Menschen überhaupt die klassischen Sonnencremes? „Wörter wie ‘chemisch‘ schrecken viele ab. Auch die Angst vor unaussprechlichen Inhaltsstoffen kann ein Grund für die Zurückhaltung sein, sodass viele denken ‚Lieber safe and sorry‘, aber leider sind die Alternativen eben alles andere als safe, auch wenn sie vielleicht natürlich sind.“

    Vitamin-D-Mangel lieber mit Tabletten supplementieren

    Auch dass Sonnenschutz uns krank machen würde, weil wir zu wenig Vitamin D aufbauen könnten, ist ein klarer Mythos, erklärt Ying. „Es gibt bis heute keinerlei Daten, die zeigen, dass die Verwendung von Sonnencreme den Vitamin-D-Spiegel beeinflusst. Das kommt daher, dass man nur wenig Sonnenlicht braucht und auch ein Sonnenschutz 50+ nie komplett schützt.“ Warum haben dann aber viele Menschen in Deutschland dennoch einen Vitamin-D-Mangel? „Das liegt schlichtweg daran, dass wir relativ weit im Norden leben und überwiegend Bürotiere sind. Somit müssen die meisten Menschen eh mit Supplementen nachhelfen – und die verursachen keinen Hautkrebs!“

    Sterblichkeitsrate wegen Hautkrebs bei 30- bis 34-Jährigen besonders hoch

    Bei echtem Risiko für Mangel ist es also sinnvoller, Vitamin D gezielt zu supplementieren, statt ungeschützt in die Sonne zu gehen. Und auch die Bräune, die sich viele so wünschen, sollte eigentlich kein Schönheitsideal sein, vor allem für junge Menschen, denn Hautkrebs ist nicht nur die zweithäufigste Krebserkrankung bei jungen Männern: „Vor Kurzem sind Zahlen veröffentlicht wurden, die zeigen, dass die Sterblichkeitsrate wegen Hautkrebs bei Menschen von 30-34 Jahren relativ gesehen am höchsten ist. Hier war der Hautkrebs in einem Prozent der Fälle die Todesursache. Bei den restlichen Altersgruppen lag der Anteil bei 0,4 Prozent. Das mag wenig klingen, doch diese potenzielle Gefahr lässt sich leicht vermeiden – indem man Sonnenschutz verwendet und zur Vorsorge geht!“

    Vorbeugung gegen Hautkrebs: So wichtig ist Sonnenschutz im Herbst!

    Immer mehr Menschen erkranken an Hautkrebs, weil sie sich nicht ausreichend schützen. Dabei ist Sonnenschutz das A und O, wenn es um die Vorbeugung geht. Auch im Herbst muss man die Haut vor zu viel Sonne bewahren. Wie du die letzten Sonnenstrahlen genießen kannst und dich trotzdem ausreichend schützt, erfährst du hier. Die Zahl der durch Hautkrebs verursachten Todesfälle in Deutschland stieg innerhalb der vergangenen 20 Jahre um 55 Prozent. Zudem sind 2020 81 Prozent mehr Menschen mit Hautkrebs im Krankenhaus stationär behandelt worden als im Jahr 2000, berichtet das Statistische Bundesamt. Die Hauptursache für die gewaltige Zunahme an Hautkrebserkrankten sind mangelnden Sonnenschutzmaßnahmen. Viele Menschen empfinden das mehrmalige Eincremen mit Sonnencreme als lästig oder aber sie schmälern die Wahrscheinlichkeit, selbst an Hautkrebs zu erkranken. Dabei ist es gar nicht schwierig, sich ausreichend zu schützen. Bestimme deinen Hauttyp Wie lange deine Haut der Sonne ausgesetzt werden kann, ohne dass sie einen bleibenden Schaden davonträgt, hängt vom Hauttyp und der Sonnenstrahlung ab. Je nach UV-Empfindlichkeit unterscheidet man 6 Hauttypen: Hauttyp 1 ist sehr hell und kann daher starker Sonneneinstrahlung maximal 10 Minuten lang standhalten. Und so steht es um die anderen Hauttypen: Hauttyp 2: 10 - 20 Minuten Hauttyp 3: 20 - 30 Minuten Hauttyp 4: 30 - 45 Minuten Hauttyp 5: 60 Minuten Hauttyp 6: bis zu 90 Minuten Welche Sonnencreme ist die richtige für welchen Hauttypen? Um die geeignete Sonnencreme* zu finden, multipliziert man die oben genannte Zeit des natürlichen Selbstschutzes der Haut mit dem Lichtschutzfaktor der Sonnencreme. Nutzt du mit Hauttyp 1 beispielsweise eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 20 ergibt das 200 Minuten, in der du dich in der Sonne aufhalten kannst, ohne dass deine Haut rot wird oder ein Sonnenbrand droht. Natürlich hängt das aber auch von der Intensität der Sonnenstrahlung ab. Die richtige Kleidung Du solltest auch auf ausreichend Sonnenschutz durch deine Kleidung achten. Sonnenhut und Sonnenbrille sind zuverlässige Helfer. Unbekleidete Stellen wie Gesicht, Ohren, Hände, Unterarme oder Fußrücken reichlich mit Sonnencreme einreiben und etwa alle zwei Stunden nachcremen. Vermeide Mittagssonne und Sonnenbrand Das höchste Hautkrebsrisiko haben Arbeitnehmer*Innen, die viel im Freien arbeiten. Sie müssen sich besonders gut schützen. Dazu gehört, dass Arbeitgeber*Innen entsprechende Schutzausrüstung zur Verfügung stellen. Außerdem sollte die Arbeit zur Mittagszeit unterbrochen werden bzw. nach innen verlegt werden, da zu dieser Zeit die Sonnenstrahlung besonders intensiv ist. Auch einen Sonnenbrand gilt es tunlichst zu vermeiden. Bei einem Sonnenbrand dringen zu viele UV-Strahlen in die Haut ein, schädigen die Hautzellen und führen zu Entzündungen des Gewebes. Ein leichter Sonnenbrand ist bereits eine Verbrennung ersten Grades. Und wer nun glaubt, ein Sonnenbrand tut schon nichts, der irrt: Die Zellen deiner Haut sind nach jedem Sonnenbrand langfristig geschädigt, denn das Erbgut der Hautzellen kann schon durch eine geringe UV-Dosis verändert werden. Eigenuntersuchung und Vorsorge Der Hautkrebs und dessen Vorstufen sind sicht- und tastbar. Deshalb solltest du dich regelmäßig selbst untersuchen und auf Veränderungen deiner Haut achten. Besondere Aufmerksamkeit gilt es dabei den Pigmentflecken zu schenken. Diese können sich zu bösartigen Hauttumoren entwickeln. Verändert sich ein Leberfleck oder tritt ein neuer auf, solltest du deine(n) Hautarzt/-ärztin aufzusuchen. Ab dem Alter von 35 Jahren können zudem Gesetzlich-Versicherte alle zwei Jahre einen kostenlosen Haut-Check in Anspruch nehmen. Tipp: Die Stiftung Warentest hat kürzlich Sonnencremes getestet und das Ergebnis zeigt: Sehr guter Schutz muss nicht teuer sein. Hier kommst du zu den Ergebnissen. *Affiliate-Link

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    Gesundheit , Leben
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