Bei Impfungen denken viele zuerst an Masern, Grippe oder Tetanus – aber kaum jemand an HPV. Dabei steckt hinter diesen drei harmlos klingenden Buchstaben eine weit verbreitete Virusinfektion, die schwerwiegende Folgen haben kann. In Deutschland wird die HPV-Impfung vor allem mit Mädchen in Verbindung gebracht. Doch wusstest du, dass auch Jungen dringend davon profitieren?
HPV steht für Humane Papillomviren – eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen überhaupt. Rund 30 bis 50 Prozent der 15- bis 25-Jährigen sind laut der Uniklinik Aachen infiziert, meist ohne es zu wissen. Die Ansteckung erfolgt durch Haut- und Schleimhautkontakt, in den meisten Fällen beim Sex.
Das Gefährliche daran: Die Infektion selbst verursacht oft keine Symptome und heilt in vielen Fällen von allein wieder aus – nach durchschnittlich 8 bis 18 Monaten. Doch bei manchen Menschen bleibt das Virus im Körper – und kann Jahre später Zellveränderungen und sogar Krebs auslösen.
Bestimmte HPV-Typen, vor allem Typ 16 und 18, gelten als besonders risikoreich. Sie können Krebsvorstufen und letztlich Tumoren im Genitalbereich, After oder auch im Mund- und Rachenraum auslösen – auch bei Männern.
Eine direkte Behandlung gegen HPV selbst gibt es nicht. Wenn sich jedoch bereits Zellveränderungen zeigen, können in schweren Fällen kleine Operationen notwendig werden, um Vorstufen von Krebs zu entfernen. Besonders ein geschwächtes Immunsystem, Rauchen oder andere sexuell übertragbare Infektionen erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf.
Kurz gesagt: Eine HPV-Infektion ist keine Bagatelle – selbst wenn man zunächst nichts davon merkt. Und genau deshalb ist die Impfung so wichtig: Sie schützt frühzeitig, bevor das Virus überhaupt Schaden anrichten kann.
Lange galt die HPV-Impfung in Deutschland vor allem als Schutzmaßnahme für Mädchen – gegen Gebärmutterhalskrebs. Doch mittlerweile ist klar: Auch Jungen sind betroffen – als Überträger und als potenziell Erkrankte.
Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren – idealerweise vor dem ersten sexuellen Kontakt. Bis zum 18. Geburtstag übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.
Die Vorteile der HPV-Impfung für Jungen sind klar:
Eigenschutz: Die Impfung senkt das Risiko für Analkrebs, Peniskrebs, Genitalwarzen und HPV-bedingte Kopf-Hals-Tumore.
Fremdschutz: Wer geimpft ist, kann das Virus nicht oder nur schwer weitergeben – und schützt damit auch zukünftige Partner*innen.
Solidarität: Durch hohe Impfquoten entsteht sogenannter „Herdeneffekt“ – je mehr Menschen geschützt sind, desto weniger zirkuliert das Virus in der Bevölkerung.
Trotz offizieller Empfehlung ist die Impfquote bei Jungen in Deutschland deutlich niedriger als bei Mädchen. Viele wissen schlicht nicht, dass sie sich impfen lassen können – oder wie wichtig es ist. Auch in der Aufklärung gibt es noch Nachholbedarf: HPV gilt fälschlicherweise oft als „Frauenthema“.
Dazu kommt: Viele Jungen gehen seltener zu Vorsorgeuntersuchungen oder Kinderärzt*innen – und verpassen so den Zeitpunkt für die kostenlose Impfung. Leider wird es auch im Erwachsenenalter oft nicht besser: Einer Studie zur Krebsvorsorge von HanseMerkur zufolge, die Hörzu vorliegt, gehen 37 Prozent der 35- bis 45-Jährigen gar nicht zur Krebsvorsorge, 31 Prozent nur unregelmäßig.
Bist du unter 18? Dann sprich beim nächsten Arztbesuch deine Ärztin oder deinen Arzt auf die HPV-Impfung an – die Krankenkasse übernimmt die Kosten.
Bist du über 18? Die Impfung ist auch später noch möglich – sprich mit deinem Arzt, ob sie für dich sinnvoll ist.
Bist du Elternteil? Dann informiere dich rechtzeitig über die Impfung für deinen Sohn – idealerweise zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr.
Bist du geimpft? Dann sprich offen darüber – das hilft, das Thema zu enttabuisieren.