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Energiespar-Mythen im Check: HÖRZU-Expertin sagt, was stimmt

18.11.2022 um 11:47 Uhr
    Verbraucht ein voller Kühlschrank mehr Energie? | © Imago Produkte im Kühlschrank helfen mit, die Temperatur zu halten. | ©Imago

    Beim Thema Strom, Wasser und Wärme kursieren viele Irrtümer. Verbraucherexpertin Gerhild Loer sagt, was wirklich stimmt.

    Angesichts der steigenden Preise für Strom, Heizen und Warmwasser suchen die meisten Menschen nach Lösungen, wie sich der Energieverbrauch reduzieren lässt. Doch welche Maßnahmen sind effizient? Ratschläge gibt’s dazu viele, doch oft gründen sie auf falschen Vorstellungen und gefahrvollem Halbwissen. So heißt es zum Beispiel, dass man die Heizung am besten komplett abschaltet, wenn man den Raum längere Zeit nicht nutzt. Logisch klingt auch: Ein voller Kühlschrank benötigt mehr Strom als ein leerer, schließlich hat er mehr Inhalt zu kühlen. Aber stimmt das? HÖRZU nimmt zusammen mit Gerhild Loer, Energieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW), verbreitete „Weisheiten“ zum Energiesparen unter die Lupe und zeigt auf, wie sich die Kosten tatsächlich senken lassen.

    Heizen

    Ein Grad weniger in der Wohnung spart rund 6% Heizenergie.

    Bei Abwesenheit die Heizung immer komplett abstellen! „Besser nicht“, sagt Gerhild Loer dazu. „Bin ich nicht länger als acht Stunden weg, sollte die Temperatur nicht unter 16 Grad fallen.“ Das entspricht in der Regel Position 2 beim Thermostat. Denn: Kühlt der Raum komplett aus, ist der Energieaufwand viel höher, bis wieder wohlige 21 Grad erreicht sind. Außerdem besteht Schimmelgefahr. Ein Grad weniger macht kaum einen Unterschied! „Falsch“, warnt die Energieexpertin. Ist die Raumtemperatur nur einen Grad niedriger, senkt dies den Energieverbrauch bereits um sechs Prozent.

    Fenster kippen ist besser als stoßlüften! Auf keinen Fall!

    Befindet sich das Thermostat mit dem integrierten Temperaturfühler direkt unter dem gekippten Fenster, muss die Heizung im Winter permanent nachheizen, um die eingestellte Temperatur zu erreichen. Energiesparender ist mehrmaliges tägliches Stoßlüften für wenige Minuten. So kommt es nur zum Luftaustausch, aber Möbel und Wände kühlen nicht aus. Auf Stufe 5 wird die Heizung fixer warm! Irrtum! „Wenn man das Thermostat höher dreht, rauscht es zwar oft mehr, doch die Aufwärmung geht nicht schneller“, so die Energieexpertin. Soll ein Raum zum Beispiel 21 Grad haben, reicht es, den Regler auf 2 bis 3 einzustellen. Bei 5 dauert es genauso lange, bis die Temperatur erreicht ist. Aber: Vergisst man dann, wieder runterzuschalten, geht viel Energie ohne Gewinn verloren.

    Strom

    Am Stromnetz hängende Steckerteile verbrauchen auch im Leerlauf Energie.

    Ladegeräte in der Steckdose fressen keine Energie! Falsch! „Der Stromverbrauch beim Handy-Ladekabel ohne angeschlossenes Gerät ist zwar tatsächlich kaum nachweisbar“, sagt Gerhild Loer. Aber: „Prinzipiell ziehen alle am Stromnetz hängenden Steckerteile auch im Leerlauf Energie. Also raus damit!“

    Ein voller Kühlschrank benötigt mehr Strom! Nicht richtig! Natürlich: Packe ich neu eingekaufte Lebensmittel in den Kühlschrank, ist zunächst zusätzliche Energie notwendig, um sie abzukühlen. Aber dennoch verbraucht ein voller Kühlschrank nicht so viel Strom wie ein leerer. Denn: Die Lebensmittel fungieren als Kältespeicher und helfen, die niedrige Temperatur zu stabilisieren. Im leeren Gerät muss vor allem das Luftvolumen immer wieder heruntergekühlt werden, wenn beim Öffnen der Tür warme Luft hineinströmt.

    Das Licht oft an- und auszuschalten zieht mehr Energie, als es brennen zu lassen! Irrtum! „Das gilt weder für moderne LEDnoch für Glühlampen“, weiß Loer. Lampen, die nicht leuchten, verbrauchen immer weniger Energie als brennende. Also: Beim Verlassen eines Raums Licht ausschalten

    Wasser

    Duschen verbraucht nicht so viel Wasser wie ein Vollbad! Richtig! „Wer kürzer als 10 Minuten duscht, sollte eigentlich immer weniger Wasser benötigen als beim Baden in der Wanne – selbst ohne Nutzung eines Sparduschkopfs“, verrät Gerhild Loer.

    Wasser besser im Wasserkocher erhitzen! Stimmt! Ein Wasserkocher erhitzt Wasser für Tee, Kaffee oder Nudeln in der Regel fixer und energieeffizienter als ein Topf auf der Herdplatte. „Ähnlich schnell schafft das nur ein Induktionskochfeld“, so die Expertin.

    Wer sparen will und daher oft kaltes Wasser nutzt, riskiert Legionellen! Falsch! Die im Süßwasser lebenden Bakterien entwickeln sich vor allem bei Wassertemperaturen von 25 bis 55 Grad. Ist es kühler, können sie sich nicht vermehren, bei über 60 Grad sind sie nicht lebensfähig. Tipp: Stehendes Wasser in der Warmwasserleitung wird am ehesten befallen. Wirksam gegen die Keime: Trinkwasser hin und wieder auf höchster Stufe heiß durchlaufen lassen, insbesondere nach dem Urlaub.

    Ökochecker SWR: Heizen und Geld sparen: umweltfreundliche Tipps und Innovationen