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„Wer wir sind“: Neue ARD-Serie zeigt Wut der Jugend und Spaltung der Gesellschaft

15.11.2023 um 13:15 Uhr
    Polizistin Catrin Kogan (Franziska Weisz, l.) und Tochter Luise (Lea Drinda) entfremden sich. | © MDR Polizistin Catrin Kogan (Franziska Weisz, l.) und Tochter Luise (Lea Drinda) entfremden sich. | ©MDR

    Die Dramaserie „Wer wir sind“ hat eine Botschaft und ist ein Plädoyer für Dialog und Zusammenhalt zwischen Jung und Alt in unserer Gesellschaft.

    Ein Artikel von Thomas Röbke

    Einsatz für einen vermeintlich guten Zweck: Die 17-jährige Luise (Lea Drinda) begleitet ihre Freundin Vanessa (Mina-Giselle Rüffer) zu einem Protestcamp vor dem Entsorgungsunternehmen von Daniel Noll (Jörg Schüttauf) in Halle an der Saale. Die jugendlichen Umweltaktivisten sind überzeugt, dass er seinen Giftmüll illegal in einem Steinbruch verkippt. Was friedlich beginnt, eskaliert – angestachelt durch rechtsextreme Provokateure – schnell in Gewalt. Vanessa wird durch einen Flaschenwurf schwer verletzt. Die Polizei greift hart durch. Luises Mutter Catrin Kogan (Franziska Weisz) leitet die Ermittlungen und entdeckt ihre Tochter auf einem Video – das sie löscht.

    Luise schließt sich der Aktivistengruppe „Red Flag Halle“ an, analysiert für sie Bodenproben aus dem Steinbruch und durchsucht heimlich den Polizeicomputer ihrer Mutter. Sie radikalisiert sich immer weiter – wie auch Vanessas Bruder Dennis (Florian Geißelmann). Dieser nur auf andere Art: Er lebt in einer Jugend-WG, die Luises Vater Alex als Sozialarbeiter betreut. In seinem Kampf um Anerkennung wird er mehr und mehr zum Intensivtäter.

    Strahlende Helden fehlen bei „Wer wir sind“

    Im Lauf der Miniserie „Wer wir sind“ (Mi, 15 November, 20.15 Uhr im Ersten) verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse immer mehr: Der Sechsteiler über den Kampf der Generationen lässt keine strahlenden Helden zurück. Franziska Weisz reizte der Konflikt ihrer Figur, der Kommissarin: „Sie ist hin- und hergerissen zwischen Beruf und Familie“, sagt sie gegenüber HÖRZU. „Sie wollte ihr Leben lang Polizistin werden, um die Gesellschaft zu schützen und zu unterstützen. Sie ist vollkommen überzeugt, dass die Mittel der Polizei die richtigen sind.“ Sie liebt ihre Tochter über alles. „Doch dann gerät Luise mit dem Gesetz in Konflikt und stellt Catrin vor eine Zerreißprobe, die sie gar nicht mal so gut meistert.“

    Catrin versucht herauszufinden, wo Luise ihre Dienstwaffe versteckt hat.

    Als „bekennende Naturschützerin“ gefällt Weisz die Umweltthematik: „Es ist großartig, wenn ich in meinem Beruf das Thema Umweltschutz in den Hauptabend holen kann – wenn ich schon keine Umweltpolitikerin geworden bin.“ Den jungen Schauspielern, die mit ihr vor der Kamera standen, macht Franziska Weisz ein großes Kompliment: „Ihre Kraft und Spielfreude, ihre Leistung haben mich komplett begeistert!“ In der Miniserie wollen die jungen Aktivisten das Gute, doch durch die Gewalt, die aus der Gruppe heraus entsteht, sind sie selbst nicht mehr uneingeschränkt gut. Die Ohnmacht der jungen Generation kann Franziska Weisz gut nachvollziehen: „Wenn ich mich ungehört fühle, wenn ich das Gefühl habe, ich werde für dumm verkauft, macht mich das wahnsinnig.“

    Der Angst ein Gesicht geben

    Die heutigen Kinder und Jugendlichen sehen sich konfrontiert mit Bildern von Umweltkatastrophen und den Bedrohungen durch die Klimaveränderungen: „Und sie haben das Gefühl, aus einer Arroganz heraus von den Politikern nicht gehört zu werden. Ich hoffe, es gelingt der Serie, die ser Angst und diesen jungen Schicksalen ein Gesicht zu geben.“ Christian Schiller, neben Marianne Wendt Autor der Serie, sagt: „Uns interessierte die Kluft zwischen den Generationen, die zum großen Teil aus Schuldzuweisungen und Unverständnis besteht – anstelle von gemeinsamen Lösungsansätzen. Das bringt uns alle als Gesellschaft nicht weiter.

    „Wer wir sind“: Teil 1 bis 3 in Folge am 15. November ab 20.15 Uhr im Ersten. Die Teile 4 bis 6 am Freitag, 17.11., ab 22.20 Uhr – und in der ARD-Mediathek