Wenn Baden gefährlich wird: TV-Doku zeigt den Job von DLRG-Schwimmern

Felicitas Bläsche
27.06.2025 um 17:00 Uhr
    Wenn Baden gefährlich wird: TV-Doku zeigt, wie DLRG-Schwimmer Leben retten | © NDR
    Für schnelle Einsätze im flacheren sowie tiefen Wasser dient das Rettungsbrett. | ©NDR

    Um Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren, bringen sie ihr eigenes Leben in Gefahr: die Rettungsschwimmer an der Nord- und Ostsee.

    Es passiert immer wieder: Ein Kind wagt sich zu weit ins Meer, ein junger Mann überschätzt seine Kräfte, ein älterer Mensch kämpft gegen Wellen und Strömung an, kann sich aber kaum über Wasser halten. Dann sind sie zur Stelle: die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG. Kein Einsatz ist ihnen zu viel, keiner zu geringfügig. „Wir sind für alles da, was anfällt: Erste Hilfe leisten oder Kinder und Eltern vereinen, die sich verloren haben“, sagt Leonie Schmidt zu HÖRZU.

    Die NDR-Doku DIE NORDSTORY: EINSATZ AN DER KÜSTE (Fr, 27. Juni, 20.25 Uhr bei NDR) begleitet die Rettungsschwimmerin, die sich vor 15 Jahren der DLRG anschloss, bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Jeden Sommer verbringt sie zwei Wochen auf der DLRG-Wache 260 zwischen Timmendorfer Strand und Sierksdorf. Dort stehen über 20 der 81 Rettungsstationen, die es an der deutschen Nord- und Ostseeküste gibt. Eine Situation vor sieben Jahren beschäftigt Leonie Schmidt bis heute. „Ein älterer Herr, der gesundheitlich angeschlagen war, ging gerade schwimmen“, erinnert sich die heute 27-Jährige. „Ich habe ihn schon beobachtet, da schaffte er es nicht mehr allein aus dem Wasser. Mein Kollege und ich sind losgerannt und konnten ihn rechtzeitig an Land bringen.“ Für ihn und andere ältere Menschen kann das Meer zur Gefahr werden, weil sie körperlich oft nicht mehr so fit sind.

     

    In Deutschland ertranken 2024 mindestens 171 Menschen über 60 Jahre. In allen Altersgruppen kann schnelles Eintauchen ins kühle Nass den Körper schocken. Deshalb sollte man sich langsam abkühlen. Jüngere Erwachsene gefährden sich oft selbst – durch Leichtsinn. „Statistiken zeigen, dass Männer häufiger ertrinken als Frauen“, sagt Schmidt. Zudem geht die DLRG davon aus, dass mindestens die Hälfte der Deutschen keine geübten Schwimmer sind und im Wasser in Gefahr geraten können. Auch die Kleinsten werden zum Problemfall: „Bei Kindern nimmt die Schwimmfähigkeit insgesamt ab“, weiß Schmidt. 2022 konnten laut DLRG 20 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen nicht schwimmen. Kurse sind oft ausgebucht, Bäder schließen. „Zudem sollten Eltern stets in Griffnähe sein, solange Kinder nicht mindestens das Schwimmabzeichen Bronze haben. Erst dann schwimmen Kinder sicher.“

    Schmidt rät: Stets an bewachten Stränden baden

    Dort markieren DLRG-Helfer mit Flaggen, ob Schwimmen erlaubt, gefährlich oder verboten ist. „An einem Tag kann eine Stelle angenehm zum Baden sein – am nächsten Tag durch Wind, Wellen und Strömung sehr gefährlich. Als Laie erkennt man das oft nicht.“ Das und anderes lernen die DLRG-Retter, die in der Regel ehrenamtlich arbeiten, für ihre Rettungsschwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold; ab dem silbernen dürfen sie in den Einsatz. Dafür müssen sie unter anderem 400 Meter schwimmen, 25 Meter tauchen, jemanden 50 Meter weit schleppen und mit Kleidung schwimmen. „Kleiderschwimmen ist sehr anstrengend und sensibilisiert auch uns erfahrene Schwimmer, unsere Kraft nicht zu überschätzen.“

    Das Training lohnt sich: 6500 Helfer ab 16 Jahren bewachen die Strände an Nord- und Ostsee. Dort bewahrten sie im letzten Jahr 295 Personen vor dem Ertrinken – 30 Menschen starben. Gemeinsam mit Ehemann Björn ist Leonie Schmidt während der Hauptsaison von Juli bis September in der Lübecker Bucht stationiert auf einer der größten Wachen mit 56 Ehrenamtlichen. Von dort schwärmen die Retter aus und besetzen je zu zweit einen Turm. „Es ist sinnstiftend, in der Freizeit anderen zu helfen. Außerdem kommen Menschen aus ganz Deutschland dafür zusammen.“ Sie selbst lebt in RheinlandPfalz, wo sie als Lehrerin Mathematik und Latein unterrichtet: „Mathe ist nicht überlebenswichtig – schwimmen schon.“ Zukünftig hofft sie, dass weniger Menschen ertrinken. Dafür will auch sie sorgen. Nach dem Vorfall vor sieben Jahren ließ sie sich sogar zur Rettungssanitäterin ausbilden. Der ältere Herr kam damals noch einmal an den Strand, um seiner Heldin zu danken – schließlich brachte ihr Einsatz für sein Leben auch ihres in Gefahr.

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