Sechs Charaktere am Abgrund: Die Miniserie „Warum ich?“ von David Schalko punktet mit tiefschwarzem Humor und deutschen Stars.
Was empfindet eine ab - gebrühte Personalchefin (Nora Waldstätten), als sich scheinbar einer der Angestellten, die sie gerade entlassen hat, vor ihren Zug wirft? Wie fühlt sich ein alternder, alkoholkranker Schlagersänger (Charly Hübner), der sich mit Wohnzimmerkonzerten durch - schlagen muss? Und wie geht es einem an Alzheimer erkrankten Familienvater (Robert Palfrader), der seinen Liebsten an seinem 60. Geburtstag eröffnet, dass er schon bald assistierten Suizid begehen wird – und ausschließlich Gleichgültigkeit und Ignoranz erntet?
Das sind drei der sechs Extremsituationen, die David Schalko (52, „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Kafka“) in der sechsteiligen Anthologieserie „Warum ich?“ beleuchtet, die ab sofort in der ARD-Mediathek abrufbar ist.
Der Österreicher tut das mit seinem typischen Mix aus tiefschwarzem Humor, Zynismus und jeder Menge unvorhersehbarer Wendungen. Radikales Kammerspiel „Nach ,Kafka‘ wollte ich unbedingt etwas Kleines machen, bei dem ich mich ganz auf die Schauspielerinnen und Schauspieler konzentrieren kann“, sagt Schalko. „Am liebsten in einem Setting mit kleinem Team und schmalen Strukturen, schnell und unmittelbar.“ So entstanden sechs 25-minütige Kurzfilme, die monothematisch durch eine Frage verbunden sind. „,Warum ich?‘ zieht sich als egozentrisches Leitthema durch unsere Gesellschaft“, so Schalko. „Denn wer fragt sich nicht ständig, warum es ausgerechnet ihn trifft?
Und steckt in dieser Frage nicht vieles von dem, was uns frustriert, was wir als Ungerechtigkeit empfinden und was letztendlich zu jener Empathielosigkeit führt, die für westliche Gesellschaften typisch geworden ist? Oder warum fragt nie jemand: ,Warum wir?‘ Oder gar: ,Warum nicht ich?‘“ Eine Antwort auf die Kernfrage darf allerdings keiner der Hauptcharaktere erwarten. Sie alle steuern unaufhaltsam in Richtung Abgrund. Dabei offenbaren sich überraschende Querverbindungen zwischen den Figuren der einzelnen Episoden. Das Ergebnis ist schonungslos, verstörend – und extrem unterhaltsam!