Von wegen Meerjungfrauen! Serie "Sirens" hat mich total enttäuscht!

Carmen Dörfler
05.06.2025 um 15:00 Uhr
    Meghann Fahy in ihrer Rolle als Devon in "Sirens" auf einer Treppe mit einem Obstkorb | © Netflix
    Hier hatte Devon (Meghann Fahy) noch Ecken und Kanten, doch die waren schnell verwaschen | ©Netflix

    Eine neue Netflix-Produktion, der verheißungsvolle Titel, Meghann Fahy, Julianne Moore und Kevin Bacon und ein traumhaft-düsterer Vibe - ich konnte den Start der Miniserie "Sirens" gar nicht erwartet. Umso gespannter habe ich mich am Tag der Veröffentlichung vor den Fernseher geworfen und war bereit, in diese Welt einzutauchen und mitgerissen zu werden. Doch es kam ganz anders. 

    Für alle, die die Serie noch nicht gesehen haben und sich vorab ein eigenes Bild machen möchten: HIER geht's zu "Sirens" bei Netflix *

    Die erste Enttäuschung stellte sich bereits ein, als mir klar wurde, dass in dieser Serie keinerlei Meerjungfrauen vorkommen werden. Mit glitzernden Flossen hatte ich nicht gerechnet, aber wenigstens eine der mystischen Kreaturen hätte auftauchen können. Und zwar nicht nur, weil ich Meerjungfrauen cool finde, sondern wegen dem, was ich mit ihnen verbinde. Für mich sind Meerjungfrauen starke, weibliche Geschöpfe, die eine interessante Dualität mit sich bringen. Einerseits verkörpern sie Sinnlichkeit, Schönheit und Weiblichkeit, andererseits stellen sie eine Gefahr dar; stehen für rohe Gewalt und Macht. Sie sind stark, frei und unabhängig. All das, was ich mir von den weiblichen Hauptrollen in "Sirens" gewünscht hatte. 

    Was habe ich stattdessen bekommen? Frauen, die innerhalb des ihnen von außen gesteckten Rahmens rotieren, gegen Wände laufen, an ihnen kratzen, aber nie ausbrechen. Keine Freiheit, keine Unabhängigkeit, sondern das genaue Gegenteil. Sicherlich ist das auch einer der Grundpfeiler der Story: eine Kritik an der Abhängigkeit, in die Frauen oft durch Beziehungen und Heirat geraten oder - wie Julianne Moores Figur Kiki - gezwungen werden. Wer aber, wie ich, auf ein filmisches Werk mit starken Frauenrollen gewartet hatte, wartet vergebens auf den Befreiungsschlag, den ich so liebe. 

    So viel ungenutztes Potential für eine spannende Wendung

    Dabei wäre so viel Potential dafür da gewesen! Devon, gespielt von Meghann Fahy, die ich großartig finde, beispielsweise hatte wenigstens zu Beginn der Serie noch Ecken und Kanten. Als sie sich in die nach außen hin glitzernde Welt der sehr reichen Kiki und ihres gruselig-anmutenden Frauentrios fallen lässt und schließlich gesogen wird, Kleider anprobiert und selbst die spießigsten Kreationen tatsächlich trägt, hätte ein Befreiungsschlag wirklich gut getan. Mir zumindest. Selbst wenn dabei das einzig schöne Kleid - das bodenlange Chiffonkleid in Rosa-Tönen - daran hätte glauben müssen, ich hätte mich gefreut. Dass sie sich stattdessen schlussendlich für die Pflege ihres demenzkranken Vaters entscheidet, ist zwar fürsorglich und "erwachsen", doch auch zu gleichen Teilen traurig und filmisch langweilig. 

    Viel zu wenig Tiefgang! "Sirens" dümpelt nur an der Oberfläche

    Weiter hatte ich auf mehr Tiefgang beispielsweise zu Simones Panikattacken oder Kikis unerfülltem Kinderwunsch gehofft. Vergebens. Alles in allem hatte die Serie für mich mehrere spannende Themen und Dynamiken, die jedoch für meinen Geschmack zu platt umgesetzt wurden. Oder war irgendjemand wirklich überrascht, als Peter die blonde Assistentin seiner Frau küsst, die seine Tochter sein könnte? Eben. Es ist definitiv keine Serie, die einen mit gutem Gefühl zurücklässt, was vermutlich auch beabsichtigt war, aber auch keine, die mit spannenden Wendungen oder Überraschungen aufwartet.

    Zwar wäre der Teufelskreis der Abhängigkeit, in den Frauen rutschen oder sich mit der Hoffnung auf ein Leben im Luxus begeben, ein spannendes und wichtiges Thema gewesen und wir sehen auch, wie Abhängigkeit und Manipulation ihren Samen in die Köpfe derer säen, die sich damit umgeben sehen - ob sie es selbst wissen oder nicht - doch letztendlich fehlt mir bei "Sirens" der Tiefgang. Ganz anders als ich es von Meerjungfrauen erwartet hätte. (pun intended)

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