„Titan - Die OceanGate-Katastrophe“ auf Netflix: Wie Gier, Größenwahn und Ignoranz zum Tod in der Tiefsee führten

Michelle Rössel
11.06.2025 um 14:00 Uhr
    Stockton Rush in der Titan | © Netflix
    Stockton Rush, der Gründer und CEO von OceanGate | ©Netflix

    Ein exklusives Abenteuer für Superreiche – mit tödlichem Ausgang. Die neue Netflix-Doku „Titan - Die OceanGate-Katastrophe“, ab heute verfügbar, rollt die Ereignisse rund um das Unglück des Tauchboots Titan neu auf. Was als Luxusreise zum Wrack der Titanic geplant war, endete in einer Tragödie und polarisierte - nicht zuletzt aufgrund der damit einhergehenden Kritik an der Faszination für Milliadäre, die sich selbst für Pioniere halten.

    Ein Tauchgang ins Verderben: Was 2023 in der „Titan” wirklich geschah

    Im Juni 2023 verschwindet die „Titan” während einer Tauchfahrt zum Wrack der „Titanic” spurlos im Nordatlantik. An Bord sind fünf Passagiere, darunter Stockton Rush, der Gründer und CEO von OceanGate. Vier Tage lang verfolgt die Welt gespannt die Suchaktion, bis die traurige Gewissheit eintritt: Das Tauchboot ist implodiert. Alle Insassen sind tot.

    „Titan: Die OceanGate-Katastrophe“: Netflix-Doku enthüllt neue Details

    Die Titan war kein gewöhnliches Tauchboot – und ihre Passagiere keine gewöhnlichen Menschen. Jeder der „Missionsspezialisten“, wie OceanGate sie nannte, zahlte 250.000 US-Dollar für die Fahrt zum berühmtesten Wrack der Welt. Es war eine Expedition, die sich nur die Reichsten leisten konnten: unter ihnen der britisch-pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman, der französische Titanic-Forscher Paul-Henri Nargeolet sowie Hamish Harding, ein Milliardär und Abenteurer.

    Mit an Bord war auch Stockton Rush, der CEO von OceanGate, der das Projekt als nächsten Schritt in der „Demokratisierung“ der Tiefsee anpries – allerdings nur für jene, die es sich leisten konnten. Doch was als exklusive Statusreise begann, endete in einer Implosion, die alle fünf Insassen das Leben kostete.

    Eine Katastrophe mit Ansage: Warnungen, die niemand hören wollte

    „Titan - Die OceanGate-Katastrophe” zeigt auf äußerst eindrückliche Weise, wie interne Warnungen ignoriert wurden. Der frühere technische Direktor David Lochridge hatte auf strukturelle Mängel hingewiesen, vor allem auf das Carbonfaser-Material des Rumpfes, das in solchen Tiefen nicht ausreichend getestet war. Rush ignorierte seine Mahnungen nicht nur, sondern entließ ihn auch noch. Die Dokumentation enthält exklusive Audioaufnahmen dieser Entlassung und gewährt tiefe Einblicke in ein toxisches Machtgefüge, das von Stolz und Risikoblindheit geprägt war.

    Rush sah sich selbst als "Visionär", verglich sich selbst mit Elon Musk. Doch statt Raketen schickte er betuchte Abenteurer in ein unausgereiftes Tauchboot. Regisseur Mark Monroe beleuchtet den Druck, unter dem Rush stand: Erwartungen erfüllen, Investoren beeindrucken, Innovationen liefern  koste es, was es wolle.

    Die Netflix-Doku macht sichtbar, was passiert, wenn Prestige über Vorsicht gestellt wird - und wenn jemand glaubt, die Gesetze der Physik und der Vernunft würden für ihn nicht gelten. Es ist eine Warnung vor dem gefährlichen Mix aus Macht, Geld und Größenwahn.

    „Titan - Die OceanGate-Katastrophe“ ab heute auf Netflix.

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