Sarah Connor rechnet bei „3nach9“ knallhart mit AfD-Wählern ab

24.05.2025 um 11:15 Uhr
    Nachdenklich wirkende Frau mit Goldschmuck und offenem Haar schaut Gesprächspartner im Fernsehstudio an. | © Radio Bremen
    Sarah Connor sprach bei "3nach9" über ihr neues Album und ihren Umzug nach Frankreich. | ©Radio Bremen

    Sarah Connor meldet sich nach sechs Jahren mit einem neuen Album zurück – und zeigt sich offener, klarer und politischer denn je. In der Talkshow „3nach9“ rechnet sie mit Hatern ab, spricht über ihr Verhältnis zur Öffentlichkeit und die emotionalen Veränderungen nach dem Auszug ihrer Kinder. 

    Sie ist wieder da, stimmgewaltig wie eh und je: Sarah Connor (44). Ihr neues Album hat sie gerade auf den Markt gebracht. "Freigeist" heißt es. Damit war sie am Freitagabend zu Gast in der Radio-Bremen-Talkshow "3nach9. Sarah Connor singt gegen Hass in den sozialen Medien, dem sie selber ausgesetzt ist. Zu dick, zu dünn, künstliche Brüste - Connor musste sich einiges gefallen lassen. Irgendwann war genug.

    "Ich mache das jetzt 25 Jahre", erzählt sie. "Früher gab es Zeitungen, irgendwelche Klatschblätter, und da konntest du dich entscheiden, die nicht zu lesen. Aber heute hat jeder sein Handy dabei, du bist auf Social Media. Und die Art und Weise, wie da ganz anonym so Gedankenrotz über einen gekippt wird von gar keinen richtigen Menschen, sondern irgendwelchen Gestalten, das hat mich genervt." Auf der Straße passiere es das nicht, dass sie angesprochen werde mit Sätzen wie: "Du solltest vergast werden." Im Netz schon. Die Sängerin: "Gerade AfD-Wähler sind da sehr kreativ."

    Sarah Connor: "Natürlich gibt es nicht nur Hass. Es gibt sogar viel mehr Liebe."

    Sarah Connor hat sich klar gegen die Rechtsaußenpartei positioniert. Seitdem laufen Hass-Kampagnen gegen die Künstlerin, die sich fragt: "Wie geht es Leuten, die nicht so eine Resilienz haben. Und ich habe eine hohe Resilienz, eine sehr dicke Haut." Um die Strophen für die Songs zu schreiben, sei sie einfach auf ihr TikTok-Profil gegangen und habe die gefilterten Kommentare abgeschrieben. Keine fünf Minuten später sei der Song fertig gewesen. TikTok filtert Kommentare mit Hassbotschaften, bestimmten Wörtern oder Inhalten.

    Ihr Privatleben lässt sie an die sozialen Netzwerke nicht heran. "Ich entziehe mich total", sagt Sarah Connor. Sie absolviert zwar öffentliche Auftritte, kann sich danach aber total in ihr privates Leben zurückziehen. "Das Gute, das ich gemerkt habe: Ich kann heute mein eigenes Narrativ bestimmen, und zwar durch den Kontakt zu meiner Community, den ich direkt habe. Ich bin nicht mehr abhängig davon, was irgendwer irgendwo über mich schreibt. Heute ist mir das völlig egal."

    Sie habe einen sehr guten Draht zu ihren Fans, sagt Sarah Connor. "Ich kenne viele, die sind 20 Jahre dabei. Und natürlich gibt es nicht nur Hass. Es gibt sogar viel mehr Liebe."

    "Mein Herz wird leichter, wenn keiner guckt"

    Vielleicht ist sie deshalb nach Südfrankreich ausgewandert? Nein, sagt sie, sie sei nicht ausgewandert, verbringe aber den Winter gerne dort. Allerdings: "Es ist ein Unterschied, wenn ich in Frankreich unterwegs bin und durch die Dörfer gehe, Menschen treffen und beobachten kann. Hier dagegen laufe ich immer mit einem Hoody und versuche, keinen Blickkontakt zu bekommen. Hier erkennt mich jeder. Es ist schön, zu merken, wie mein Herz leichter wird, wenn keiner guckt."

    Wer sich das neue Album von Sarah Connor zum ersten Mal anhört, lernt eine Frau mit großer Klappe kennen, bei der aber immer wieder die Sensibilität durchdringt. Es sind Lieder, die gleichzeitig traurig sind und Mut machen. Da singt sie zum Beispiel darüber, dass die Kinder das Zuhause verlassen, dass Beziehungen nicht mehr richtig funktionieren, oder von dem Moment, wo man plötzlich sein Leben neu definieren muss.

    Nach dem Auszug der Kinder hinterfragte Sarah Connor ihre Beziehung

    Diesen Augenblick hat Sarah Connor erlebt: "Als zwei meiner Kinder gesagt haben, wir gehen nach England. Zuerst habe ich gesagt: gut, voll cool. Ich war gerade auf Tour, habe mich riesig gefreut. Dann kam ich wieder nach Hause und dachte: Was mache ich jetzt eigentlich? Was machen wir jetzt zu Hause? Das sind zwei laute Kinder, und ich war richtig traurig." Da hat Sarah Connor begonnen, ihr Leben, selbst ihre Beziehung zu hinterfragen. Dazu habe sie Ruhe gebraucht, sagt sie. Also ist sie verreist. Ganz alleine. "Dadurch habe ich einen unheimlich liebevollen Blick für mein Zuhause entwickelt", freut sich die Sängerin.

    Und auch auf die Ehe mit ihrem Mann Florian. "Ich habe gelernt: Wenn ich das für mich ganz anders definiere und diesen Raum schaffe, wo wir aufrichtig kommunizieren, dann ist das eigentlich gar kein Problem. Dann kann ich sogar mit einem sehr schätzenden Blick darauf schauen, dass ich jemanden an meiner Seite habe, der mir so tief verbunden ist, der es einfach richtig gut mit mir meint und auf den ich richtig stehe."

    Quelle: teleschau / Marko Schlichting

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