„Reschke Fernsehen“: Deutscher TÜV zertifiziert Verbrecher-Unternehmen in Indonesien

02.03.2023 um 11:26 Uhr
    reschke fernsehen tüv rheinland | © IMAGO / Future Image Der TÜV Rheinland teilt den Journalisten mit, dass man „gemäß dem vorgeschriebenen Prozess“ verfahre | ©IMAGO / Future Image

    Recherchen zum TÜV Rheinland haben eine Reihe fragwürdiger Zertifizierungen von Unternehmen in Indonesien aufgedeckt. Vorwürfe von illegaler Abholzung, Gewalt, Vertreibung indigener Gemeinden und illegale Brandrodung stehen im Raum.

    Das ARD-Magazin „Reschke Fernsehen“ hat sich mit WDR, der Süddeutschen Zeitung und dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) zusammengetan, um den deutschen TÜV genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Und das kam heraus: In mindestens 48 Fällen wurden Zertifikate für Unternehmen in Indonesien ausgestellt, gegen die schwerwiegende Vorwürfe vorliegen. Mit einigen Unternehmen hat der TÜV die Zusammenarbeit inzwischen beendet, aktuell sind allerdings immer noch 24 Unternehmen zertifiziert.

    21-jähriger Aktivist wird getötet

    Ein eindrückliches Beispiel liefern die Reporter mit dem Dorf Lubuk Mandarsah auf Sumatra. Dort wurden die Bewohner von der Firma PT Wirakarya Sakti (WKS) enteignet und vertrieben, um Platz für Holzplantagen zu schaffen. Die Konflikte gingen so weit, dass 2015 WKS-Sicherheitskräfte einen 21-jährigen Dorfbewohner und Umweltaktivisten töteten. Der TÜV unterhält weiterhin Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen.

    „Panorama“-Moderatorin Anja Reschke hat seit diesem Jahr ihre eigene Sendung "Reschke Fernsehen"

    Fünf Fakten zu „Reschke Fernsehen“

    • Talkmasterin ist die preisgekrönte „Panorama“-Moderatorin Anja Reschke
    • Journalismus wird verbunden mit Entertainment und lockerer Moderation
    • Pro Folge wird 30 Minuten lang ein gesellschaftlich relevantes Thema behandelt
    • Die Late-Night-Show startete erst 2023
    • Das ARD-Format ähnelt dem Konzept des „ZDF Magazin Royal“ von Jan Böhmermann

    Frandody Taruna Negara, der Vorsitzende einer lokalen indonesischen Bauernvereinigung, bezeichnet die Zertifikate als "einen Weg, um die Verbrechen dieser Unternehmen und deren Verkäufe auf dem Markt zu legitimieren". Sind Zertifizierung durch den TÜV Rheinland also doch keine Garantie für Nachhaltigkeit und soziales Verantwortungsbewusstsein?

    Die ganze Recherche ist am 2. März 2023 um 23.35 Uhr unter dem Titel „Schmutzige TÜV-Deals: Schattenseiten deutscher Gründlichkeit“ im Ersten zu sehen.