Peter Heinrich Brix wird 70 – wie Zufälle seine Karriere geprägt haben

12.05.2025 um 12:00 Uhr
    Peter Heinrich Brix wird 70 – wie Zufälle seine Karriere geprägt haben | © ZDF
    Seit 2011 laufen die humorvollen Krimis im ZDF, seit 2018 ist Peter Heinrich Brix als Hauptkommissar Sievers im Einsatz. | ©ZDF

    „Nord Nord Mord“-Star Peter Heinrich Brix feiert am 13. Mai seinen 70. Geburtstag. Mit HÖRZU blickt er auf seine Karriere zurück – voller Dankbarkeit und mit viel Gelassenheit. Heute Abend ist er wieder als ZDF-Kommissar Sievers in einer neuen Folge von „Nord Nord Mord“ zu sehen.

    Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Melanie Koch

    Er ist kein Mann der großen Worte. Seinem bevorstehenden 70. Geburtstag am 13. Mai begegnet Schauspieler Peter Heinrich Brix daher auch mit norddeutschem Gleichmut. „Es ist schon eine amtliche Zahl“, sagt Brix, als HÖRZU ihn zum Interview trifft. „Der Wartungsaufwand wird höher, Apothekenzeitungen zunehmend interessanter.“ Eigentlich möchte der Wahlhamburger, der mit TV-Reihen wie „Neues aus Büttenwarder“, „Großstadtrevier“ und „Nord Nord Mord“ zum Publikumsliebling avancierte, gar nicht groß über seinen Ehrentag sprechen. Viel Wirbel um seine Person mag er nicht sonderlich. Aber er fügt sich: Wat mutt, dat mutt. Der NDR feiert ihn mit einer Dokumentation (hier in der NDR-Mediathek abrufbar). Und auch im Gespräch mit HÖRZU wirft er einen Blick zurück auf seine ungewöhnliche Karriere.

    Als Bauernsohn wächst Peter Heinrich Brix in der Nähe von Flensburg auf. Sein Weg scheint vorgezeichnet: Brix wird staatlich geprüfter Landwirt, kümmert sich um den heimischen Hof. „Geschadet hat es mir später nicht“, sagt er. Im Gegenteil: „Die Dankbarkeit ist eine andere, wenn du dir über einen langen Zeitraum langsam etwas aufbaust, als wenn du mit Anfang 20 über Nacht den Durchbruch schaffst.“ 1983 steht Brix bei einem Feuerwehrfest in seiner Heimat erstmals auf der Bühne. „Es sollte ein Einakter mit Menschen aus dem Dorf aufgeführt werden. Da kam bei mir diese Freude am Spiel auf, die ich bis heute bewahrt habe“, sagt er. „Damals hatte ich den Traum, einmal bei der Niederdeutschen Bühne in Flensburg eine Rolle spielen zu dürfen. Das schien mir fast vermessen, ohne Erfahrungen.“ Eine Mitarbeiterin des Theaters stellt ihn schließlich dem damaligen Bühnenleiter vor.

    Vom Landwirt  zum Schauspieler

    Brix erntet Zuspruch. Sechs Jahre lang spielt er abends als Laiendarsteller an der Niederdeutschen Bühne – tagsüber kümmert er sich weiter um Felder und Schweineställe. Er hat das Glück auf seiner Seite: 1987 erhält er erstmals eine kleine TV-Rolle in der ZDF-Serie „Der Landarzt“. Langsam reift der Entschluss, ins Risiko zu gehen: Brix übergibt den Hof an einen Meister und geht nach Hamburg, um hauptberuflich Schauspieler zu werden: „Es schien eigentlich unmöglich“, gesteht er. „Ich war bereits 34 Jahre alt, als ich professionell am Theater anfing, ohne Schauspielausbildung.“

    Als Ableger der NDR-Serie „Heimatgeschichten“ entstanden ab 1997 die insgesamt 98 Folgen rund um die Bauern Brakelmann (Jan Fedder) und Adsche (Peter Heinrich Brix) im fiktiven Dorf Büttenwarder. | ©NDR

    Er nimmt privat Unterricht, fragt bei TV-Produktionsfirmen nach Rollen, hält sich mit kleinen Synchronjobs über Wasser. Stück für Stück geht es vorwärts: „Es gab nie diesen einen Moment, in dem ich gedacht habe, jetzt kann ich von dem Job leben – dafür ist das Risiko zu groß“, berichtet er. „Deshalb rate ich jungen Kollegen auch heute immer: Haltet euer Geld zusammen, solange ihr das Glück habt, etwas zu verdienen. Man weiß nie, wie lange diese Phase anhält.“

    Bei ihm verändert eine Rolle das Leben: 1995 verkörpert er erstmals Lothar Krüger in der ARD-Vorabendserie „Großstadtrevier“. „Es war kurzfristig der eigentliche Darsteller ausgefallen, und ich bin für sechs Drehtage eingesprungen“, so Brix. „Dann wurde ich übernommen, was natürlich eine andere Dimension war. Da gab es plötzlich öffentliche Wahrnehmung.“

    Bis zur 23. Staffel spielt er den Polizeibeamten, bevor er 2010 die Rolle niederlegt, um Platz für neue Projekte zu schaffen. In der Serie spielt er auch erstmals mit Kollege Jan Fedder (1955–2019), mit dem er ab 1997 als ungleiches Bauernduo in „Neues aus Büttenwarder“ zum Liebling der TV-Zuschauer wird. „Jan und ich hatten über die Jahre eine besondere Verbindung. Wir haben im Spiel sehr schön voneinander abnehmen können, ohne vorher alles absprechen zu müssen“, sagt Brix. „Obwohl wir so verschieden waren – oder gerade deshalb.“ Gut 24 Jahre verkörpert Peter Heinrich Brix die Rolle des Adsche Tönnsen.

    Von 1995 bis 2010 war Peter Heinrich Brix Teil des "Großstadreviers" im Ersten.

    „Ich habe viele Rollen über einen langen Zeitraum spielen dürfen“, resümiert Brix. „Das waren nie bewusste Entscheidungen, oft bin ich zufällig reingeraten. Bei ‚Büttenwarder‘ war zunächst nur ein Film geplant, bei dem ich fast nicht dabei gewesen wäre, weil ursprünglich eine ,Tatort‘-Rolle zugesagt war. Aufgrund eines Krankheitsfalls war ich plötzlich frei. So prägen Zufälle die Karriere.“ Angst, aufgrund langer Engagements auf einen Figurentyp festgelegt zu werden, hat er nie. „Klar bist du dann der Polizist aus dem ‚Großstadtrevier‘ oder der Bauer aus ‚Büttenwarder‘, aber das ist großartig“, sagt Brix. „Auf diese Weise bekommen wir überhaupt erst eine Identität als Schauspieler – und das ist entscheidend.“

    Ebenjenes knurrige norddeutsche Image ist es auch, das Peter Heinrich Brix für die Hauptrolle in der ZDF-Krimireihe „Nord Nord Mord“ ins Gespräch bringt. Nach dem Ausstieg von Robert Atzorn mimt er ab 2018 den neuen Hauptkommissar auf der Nordseeinsel Sylt. Die Figur des Sievers wird ihm auf den Leib geschneidert. Nachdem Brix oft Charaktere gespielt hat, die im Schatten der anderen Figuren standen, liegt der Fokus nun auf ihm. „Ich lief jahrelang ein bisschen unter dem Radar“, sagt er und schmunzelt dabei. „Vielleicht hatte meine Karriere deshalb so eine lange Halbwertszeit.“

    Als Kommissar Sievers auf „Tatort“-Niveau

    Die Rolle des Sievers empfindet er als Geschenk: „Natürlich ist das an diesem Punkt meiner Laufbahn noch mal eine Steigerung“, sagt Brix. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich so viele Menschen für uns interessieren.“ Bis zu neun Millionen Fans schalten ein, um Sievers und seinen zwei Kollegen zuzusehen – „Tatort“-Niveau. Drei Filme werden mittlerweile pro Jahr gedreht. Im aktuellen Fall „Sievers und der tiefe Schlaf“ (Mo, 12. Mai, 20.15 Uhr im ZDF) versucht das Trio, den mysteriösen Tod einer Hypnotiseurin aufzuklären.

    Seine Popularität nutzt Brix auch für gesellschaftliches Engagement. Als Landwirt liegt ihm die Natur am Herzen. So unterstützt er das Projekt „Baum für Baum für SH“ und pflanzte 2024 mit Kindern Bäume in Schleswig-Holstein: „Ich finde es gerade im digitalen Zeitalter wichtig, jungen Leuten zu zeigen, dass ein Baum länger als zwei Tage braucht, bis er groß ist. Das läuft ja virtuell etwas anders.“ Die Erderwärmung betrachtet er mit Sorge: „Ich glaube, wer sich heute keine Sorgen über die Entwicklung des Klimas macht, der ist naiv oder verdrängt“, sagt Peter Heinrich Brix. „Was mich ein Stück weit umtreibt, ist die Tatsache, dass wir auch gesellschaftlich auf wenig vorbereitet sind.“ Sein Appell: „Endlich aufpassen und Verantwortung für unsere Freiheit und Demokratie übernehmen, sonst fallen wir richtig auf die Fresse.“

     

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