Das ESC-Finale in Basel hielt am Samstagabend ein spannendes Finale bereit. Am Ende konnte sich Österreich mit der stimmgewaltigen Performance von Countertenor JJ durchsetzen. Deutschland landet im Mittelfeld.
Am vergangenen Samstagabend hatte das Warten der ESC-Fans ein Ende: In der St. Jakobshalle in Basel wurde der 69. Eurovision Song Contest ausgerichtet. Unter der Moderation von Michelle Hunziker (48), Hazel Brugger (31) und Sandra Studer (56) sowie dem deutschen Kommentator im Ersten, Thorsten Schorn (49), ging das wie gewohnt musikalisch bunte Finale über die Bühne.
Die Big-Five-Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien waren wie gewohnt automatisch für das ESC-Finale gesetzt. In zwei Halbfinals konnten sich noch einmal 20 Länder für den großen Showdown qualifizieren, sodass mit Gastgeber Schweiz 26 Länder um den Sieg kämpften. Die Stimmen der Zuschauerinnen und Zuschauer zählten zu 50 Prozent, die anderen 50 Prozent kamen von den internationalen Jurys.
Nemo (25) gewann mit dem Lied "The Code" den Eurovision Song Contest 2024 in Malmö für die Schweiz. Zum Auftakt in Basel präsentierte der ESC-Star noch einmal den Song. Den Anfang im diesjährigen Teilnehmerfeld machte dann Kyle Alessandro, der für Norwegen seine feurige Nummer "Lighter" präsentierte. Luxemburg wurde von Laura Thorn und ihrem puppenhaften Auftritt zu "La poupée monte le son" vertreten.
Für Estland ging Künstler Tommy Cash mit dem ersten italienischen Beitrag "Espresso Macchiato" an den Start. Lange Haare, schmaler Schnauzer, eine überlange Krawatte und eine exzentrische Tanzeinlage blieben im Gedächtnis.
Yuval Raphael, Überlebende des Nova-Musikfestivals, auf das die Hamas am 7. Oktober 2023 einen Terroranschlag verübt hatte, performte danach für Israel ihren emotionalen Song "New Day Will Rise". Es folgte die rockige Nummer von Litauens Beitrag, die Band Katarsis mit ihrem Song "Tavo Akys". Spanien schickte Melody mit der temperamentvollen Nummer "Esa diva" ins Rennen.
Ukraine gewann den ESC zuletzt 2022. Dieses Mal setzte das Land auf die Band Ziferblat mit der Folkrock-Nummer "Bird Of Pray". Großbritannien setzte seine Hoffnungen in das Trio Remember Monday und ihrem Dreigesang zum Country-Pop-Song "What The Hell Just Happened?".
Dann stand der Auftritt von Countertenor JJ, bürgerlich Johannes Pietsch, an. Er trat für Österreich mit seinem Song "Wasted Love" an, um den Sieg zu holen. Seine stimmgewaltige Performance im Ambiente einer stürmischen See sorgte für viel Jubel. Dance-Sound brachte Island mit dem Rap-Duo VÆB und dem Shanty "Róa" (Rudern) auf die Bühne. "Bur man laimi", "Überschütte mich mit Glück", sang die chorale Folkformation Tautumeitas für Lettland. Die Niederlande wurde durch Claude und seinen Popsong "C'est la vie" vertreten.
Erika Vikman setzte ein Zeichen für sexuelle Selbstbestimmung mit ihrem Beitrag für Finnland, der den deutschen Titel "Ich komme" trug. Im schwarzen Lederoutfit legte sie einen Auftritt in luftigen Höhen auf einem schwebenden Mikrofon hin. Nach Lucio Corsi, der mit der Glamrock-Ballade "Volevo essere un duro" für Italien antrat, und Polen mit Justyna Steczkowska und "Gaja" wurde es gegen 22:30 Uhr für Abor & Tynna ernst. Ihren deutschen Beitrag "Baller" brachten sie souverän mit viel Energie, drei Tänzern und Lichtshow auf die Bühne.
Sängerin Klavdia gab für Griechenland den Song "Asteromata" mit starker Stimme zum Besten. Sänger Parg brachte oberkörperfrei die Rocknummer "Survivor" für Armenien auf die ESC-Bühne. Der Gastgeber Schweiz präsentierte als Vertreterin Zoë Më mit der Ballade "Voyage". Malta setzte auf Miriana Conte und ihre bunt aufregende Performance zu "Serving". Viel ruhiger präsentierte sich Portugal mit der Indieband NAPA und dem entspannten Titel "Deslocado", zu Deutsch: "Fehl am Platz". Für Dänemark sang die Künstlerin Sissal mit dem EDM-Track "Hallucination".
Unter den letzten Performern des Abends befand sich ein Favorit: Schweden stand vor dem Finale auf dem ersten Platz der Fan-Community "eurovisionworld.com". Vertreten wurde es von der finnlandschwedischen Gruppe KAJ mit dem Song "Bara bada bastu" (zu Deutsch: "Einfach in die Sauna gehen"). Das Trio wurde wie erwartet bejubelt. Frankreich wurde von Sängerin und Schauspielerin Louane vertreten, die ihre Ballade "Maman" ihrer verstorbenen Mutter gewidmet hatte und den Song gefühlvoll performte.
DJ Gabry Ponte brachte mit "Tutta l'Italia" dann noch einen Dancetrack für San Marino mit, bevor das Duo Shkodra Elektronike mit dem Elektro-Folklore-Beitrag "Zjerm" für Albanien den Schlusspunkt setzte.
Unter anderem Sängerin und Moderatorin Paola Felix (74) und Luca Hänni (30), würdigten in einem Medley "das musikalische ESC-Erbe der Schweiz", zu dem sie mit ihren Teilnahmen in der Vergangenheit beigetragen hatten. Danach sorgten die ESC-Zweitplatzierten Baby Lasagna (Kroatien, 2024) und Käärijä (Finnland, 2023) mit einem gemeinsamen Auftritt für Stimmung und Nemo durfte die neue Single "Unexplainable" präsentieren.
Auf Céline Dion (57), die als möglicher Überraschungsgast gehandelt wurde, musste das Publikum, auch beim Fan-Event im angrenzenden Stadion St. Jakob-Park mit bis zu 38.000 Menschen, verzichten. Dion gewann 1988 in Dublin den ESC für die Schweiz - und bescherte dem Land damit einen von bislang drei Siegen in der Geschichte des Wettbewerbs.
Nach der Vergabe der Jury-Punkte aus 37 Ländern stand Österreichs Beitrag, Countertenor JJ (24), ganz oben auf der Liste. Ihm folgten die Schweizer Vertreterin, Singer-Songwriterin Zoë Më (24), die französische Vertreterin Louane (28) und Italiens Lucio Corsi (31). Deutschland lag auf Platz 13 nach den Jury-Punkten (insgesamt 77). 12 Punkte gab es für Deutschland von der Ukraine und von Tschechien, Österreich hat seine 12 Punkte an Finnland abgegeben. Dafür hat Deutschland seine 12 Punkte an Österreich vergeben.
Es folgte das Publikumsvoting. Deutschland bekam 74 Punkte. Die Jury-Favoriten Frankreich mit 50 Punkten (Platz sieben) oder Schweiz mit 0 Punkten (Platz zehn) fielen beim Publikum eher durch. Israel mit Yuval Raphael (24) machte mit 297 Punkten, Estland mit 258 Punkten (Platz drei) und Schweden mit 195 Punkten (Platz vier) einen großen Sprung in der Gesamtwertung. Damit mussten am Ende Israel und Österreich den Sieg unter sich ausmachen. JJ konnte jedoch auch beim Publikum überzeugen und konnte die nötige 100-Punkte-Marke (178) bei dem zweiten Voting überschreiten, womit sich der 24-Jährige den Sieg sicherte. Deutschland landete am Ende auf Platz 15. Im letzten Jahr holte Isaak Guderian (30) für Deutschland den zwölften Platz.