Klassenkampf beim ZDF? Dieses Wut-Video geht auf YouTube gerade viral!

12.07.2025 um 11:30 Uhr
    Ein junger Mann mit Brille und rosa Mütze zeigt ernst blickend auf eine helle Hausfassade mit rund geschnittenem Baum. | © YouTube / ZDF / heute-show
    Der Stand-up-Comedian Moritz Neumeier rechnet in einem Video der "heute-show" mit der ungleichen Vermögensverteilung im Land ab. | ©YouTube / ZDF / heute-show

    Ein ZDF-Video entfacht auf YouTube gerade eine heftige Debatte: Stand-up-Comedian Moritz Neumeier rechnet darin gnadenlos mit sozialer Ungleichheit und dem Einfluss der Superreichen ab – und trifft bei Millionen einen Nerv. Die Wutrede sorgt für Aufsehen, Begeisterung und Kritik gleichermaßen. In den sozialen Medien wird gefragt: „Ist das noch Satire oder schon Revolution?“ – Kein Wunder, dass der Clip gerade durch die Decke geht.

    Laut fluchend tritt ein Mann mit rosafarbener Wollmütze aus einer Altbau-Häuserzeile auf den Gehweg. "Ich bin etwas erregt", sagt er in die Kamera. "Ist Quatsch: Ich bin richtig wütend!" Der Grund: Er habe die Antwort auf die Frage nach dem Rechtsruck in vielen westlichen Demokratien gefunden.

    Der Mann, der hier so aufgebracht seine Erkenntnisse teilt, ist der deutsche Stand-up-Comedian Moritz Neumeier, 37. Zu sehen ist der zugehörige Clip auf dem YouTube-Account der ZDF-"heute-show". Vor rund einer Woche wurde er dort hochgeladen. Seither wurde das Video über eine Million Mal aufgerufen und über 10.000-mal kommentiert. Das ist auch für die in den sozialen Medien populäre Satire-Sendung ein bemerkenswerter viraler Aufschlag.

    Und was ist er nun, "der Grund, warum so viele Leute wütend sind und rechts wählen"? Die verblüffende Lösung: "Die haben recht." Zwar nicht inhaltlich. Aber die Wut, findet Neumeier, die sei berechtigt. Denn: "Wir werden verar... Aber nicht von Geflüchteten. Auch nicht von Feministinnen oder Greta Thunberg. Sondern, ich sag's, wie es ist: von reichen A...löchern." Das erkenne man daran, "wie ungerecht Wohlstand in Deutschland verteilt ist - und das nicht erst seit gestern".

    "Je mehr Geld man hat, desto weniger muss man davon abgeben"

    Was dann folgt, sind streng genommen keine ganz neuen Erkenntnisse zur sozialen Ungleichheit. Einschlägige Informationsquellen von welt.de bis zur Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) sind im Beitrag verlinkt. Aber so effektvoll verdichtet wie in dieser rund 15-minütigen Wutrede wird das wesensmäßig etwas trockene Thema nicht alle Tage.

    Neumeier referiert über die Gehälter der Dax-Vorstände (das 71-Fache ihrer durchschnittlichen Angestellten), Löcher im Steuersystem ("Je mehr Geld man hat, desto weniger muss man davon abgeben") und die Bankenkrise ("Verluste werden vergesellschaftet, aber die Profite machen wir privat"). Hinter Steuervermeidungstricks der "Überreichen", wie er sie nennt (um das Attribut "super" zu vermeiden), sieht der Comedian keine unrühmlichen Einzelfälle, sondern ein ganzes System: "Das ist der Neoliberalismus."

    Wegen neoliberaler Ideen seien "die Bahn kaputtgespart" und staatliche Wohnungen an Aktienkonzerne verkauft worden, schimpft Neumeier, es "wurden Schulen nicht renoviert und all diese Leih-Arbeitsfirmen gegründet, in denen Leute für einen Hungerlohn und ohne Kündigungsschutz für Jeff Bezos arbeiten können". Das habe nicht nur den Staat, sondern auch die Gesellschaft ausgehöhlt.

    "Wo wir ran müssen, das sind die richtig großen Vermögen"

    Jetzt, da die Fixierung auf kurzfristige Gewinne, an Grenzen gerate, kämen "die Rechten", und die machten in seinen Augen eine Sache besser als alle anderen Parteien: "Sie sprechen unsere Gefühle an." Neumeier erklärt die Rechtsruck-Mechanik: "Zack, wird das diffuse Gefühl, irgendwie benachteiligt zu sein, umgelenkt auf irgendeinen Syrer zwei Häuser weiter, der mit all unseren Problemen absolut nichts zu tun hat."

    Der Teil mit möglichen Problemlösungen fällt dann etwas knapper aus. "Zwei Ideen" bringt Neumeier zur Sprache. Eine Vermögenssteuer und eine "richtige" Erbschaftssteuer, gerne mit großzügigen Freibeträgen: "Wo wir ran müssen, das sind die richtig großen Vermögen."

    "Ist das noch Satire oder schon Revolution?"

    In der YouTube-Kommentarspalte wurde schnell ersichtlich, dass der "Überreichen"-Rant einen Nerv getroffen hat. "ZDF ruft zum Klassenkampf auf. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch erleben darf", wundert sich jemand. Ein anderer glaubt gar: "Wahrscheinlich das wichtigste Video, das es auf YouTube gibt." Ein weiterer begeisterter User fordert: "Dieser Clip sollte anstatt der 27. Wiederholung von 'Leben des Brian' in Schulen gezeigt werden." Verunsichert fragt ein Nutzer: "Ist das noch Satire oder schon Revolution?"

    Für negative Anmerkungen muss man hingegen weit scrollen ("Der heizt nur den Klassenkampf an. Ablenkung von denen, die das Steuergeld verschwenden"), was die wohl nicht ganz unberechtigte Sorge erhärtet, die Botschaft komme gar nicht an der richtigen Stelle an. "Ich versucht den einfachen wütenden Bürger zu erreichen, aber der Kollege hat lackierte Fingernägel und sagt 'Wähler:innen'. Wer hier noch nicht abschaltet, war eh schon bei eurem Punkt", befürchtet jemand und rät: "Ihr müsst die Wutbürger anders erreichen."

    Quelle: teleschau /  Jens Szameit

    • TV

    "heute SHOWNAL – Larissa ihr Jahr!": Martina Hill erklärt ihr Alter Ego im TV

    Zum Jahresende 2024 erhielt Hill als Larissa ihre erste eigene Show, einen ganz besonderen satirischen Jahresrückblick. Dabei ging es,weniger um das große Weltgeschehen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als um ihre etwas oberflächlicheren Lieblingsthemen. Statt zurück blickt Larissa nun auf aktuelle Themen und Trends der vor uns stehenden heißen Monate.  Hallo, mein Name heißt Larissa!“ Mit diesem grammatikalisch eigen - willigen, aber irgendwie charmanten Satz begrüßt Larissa (Alter ungewiss) seit Jahren ihre Fans. Gespielt wird sie von Comedienne Martina Hill (50). Jetzt über - nimmt die Kunstfigur – Markenzeichen: Kaugummi, schrille Stimme, komplette Ahnungslosigkeit, Duckface und Langhaarperücke – die „heute show“ von Oliver Welke. Während der Sommerpause des Moderators präsentiert sie das „heute-SHOWnal: Larissa ihr Sommer“. (Fr, 27. Juni, 22.30 Uhr im ZDF). Wir sprachen mit der 50-Jährigen über Larissas Eigenleben, deren Weisheit und die neue Show.  Was erwartet die Zuschauer*innen im „heute ShOWNAL: Larissa ihr Sommer“? Was haben Sie sich alles einfallen lassen?  Also, es wird heiß. Richtig heiß. Larissa stimmt uns schon mal auf den Sommer ein, präsentiert ihre besten Lifehacks, Trends, Hingucker und Aufregen des Jahres durch ihre rosa rote Heute-Show Brille. Außerdem macht sie unsere Fussballnationaldamen fit für die EM, schickt Mandy Hausten auf eine waghalsige Mission ins Freibad, wo sie in ihrem Einsatz als Bademeisterin jede Menge Chaos anrichtet, und wir schalten live zu Olaf Schuberth an die Nordsee. Und für den richtigen Sommer Style und passenden Rhythmus im Studio sorgt Jorge Gonzales.  Was ist der Reiz an der Rolle der Kunstfigur „Larissa“ – und wie kamen Sie überhaupt auf die Idee für diese wunderbar naive Figur und ihre Perspektive? Wie ist Larissa konkret entstanden? Der Reiz ist für mich vor allem, dass Larissa unterdessen ein regelrechtes Eigenleben hat. Ich kann in der Rolle komplett den Hebel umlegen. Und was mir daran auch solchen Spaß macht ist, dass Larissa sich einfach mehr erlauben kann, als ich mich das als Martina vielleicht trauen würde. Vom äußeren Erscheinungsbild mal ganz abgesehen. Man kann ihr einfach nicht böse sein. Ich liebe es, mit welcher Leichtigkeit und Naivität sie sich den Dingen widmet und sich dabei nie aus der Ruhe bringen lässt. Und ich bin selbst immer wieder verwundert, woher sie dieses enorme Selbstbewusstsein nimmt. Larissa spricht ohne vorher lange drüber nachzudenken, pur und ungefiltert mit dieser Prise „Egal-Haltung“. Ich bin manchmal selbst überrascht, was mir dabei teilweise für „Geistesblitze“ kommen. Die Larissa Perücke ist unterdessen sagenhafte 25 Jahre alt. Die habe ich mir mal für eine Sylvester Millenniumparty in Berlin gekauft. Und „zum Leben erweckt“ habe ich sie dann Jahre später das erste Mal vor der Kamera für eine Reality Format-Parodie bei Switch reloaded.  Was inspiriert Sie zu Larissas Weltsicht bzw. ihren „Weisheiten“? Alltagsbeobachtungen? Aufgeschnappte Satzfetzen? Belauschte Gespräche? Das echte Leben. Alltagsbeobachtungen, Insta-Stories, Gespräche in der Drogerie…Fernsehen. Ich schnapp ganz viel auf. Waren Sie schon mal privat – just for fun – als Larissa unterwegs? Also ohne Kamerabegleitung, beispielsweise in der S-Bahn oder im Eiscafé? Und falls ja: welche Erfahrungen macht man dann, die man als Martina Hill niemals machen würde? Früher - also weit bevor Larissa ein bekanntes Fernsehgesicht wurde -  bin ich manchmal an Wochenende mit der Perücke in Clubs losgezogen. Einfach, weil ich den Look damals cool fand und das eine tolle Alternative zum Haare färben war. Ich habe mich schon immer gern verkleidet. Heute bring ich das nicht mehr. Zumal man mich damit ja noch eher erkennt, als wenn ich privat unterwegs bin.    Wie lange dauert die optische Verwandlung in Larissa?  Und was sind neben Kaugummi und Duck Face Larissas wichtigste Accessoires? Ich plane für die komplette Verwandlung immer so ca. 3 Stunden ein.  Ich brauche drei Tonnen Make-up, falsche Nägel, viel Schmuck, Kaugummi, und ganz wichtig – das Duck Face muss aufgewärmt werden, sonst krieg ich einen Zungenkrampf beim Selfie machen.  Um wie viele Oktaven ist Ihre Stimmlage höher, wenn Sie in Larissas Haut schlüpfen – und wie anstrengend ist das auf Dauer? Schon mal getestet, wie lange Sie – maximal – am Stück in dieser hohen Tonlage reden können? Das fällt mir zum Glück relativ leicht. Ich bin heil froh, dass mich die Stimmlage überhaupt nicht anstrengt oder meine Stimmbänder belastet. Das geht mir relativ leicht über die Lippen. Da habe ich bei Mandy Hausten im Vergleich den weitaus größeren Halsbonbon Verbrauch.  Mal ehrlich: Welches Feedback bekommen Sie von jenen jungen Frauen, deren Typ Sie leicht überzeichnen? Also jenem modernen, etwas naiven, aber trotzdem unglaublich selbstbewusst auftretenden Großstadtgirl-Typus? Und verstehen die überhaupt alle, dass sie parodiert werden?  Ich parodiere ja niemanden eins zu eins. Larissa ist ein Unikat, sie hat keine Stereotyp Vorlage. Sie parodiert eher die Generation GEN Z und ist eine Mischung aus ganz vielen verschiedenen Typen. Ich glaube auch nicht, dass sich Frauen von ihr auf die Füße getreten fühlen. Aber ich bin trotzdem immer wieder verwundert, wieviel Leute glauben, dass Larissa eine reale Person ist.    Egal, ob Larissa aufs Jahr zurückblickt, sich gegen den Fachkräftemangel engagiert oder wie jetzt einen Blick auf den Sommer wirft – kann aus Ihrer Sicht mit einer leicht überzeichneten Figur wie Larissa sinnvolle Aufklärung gelingen? Oder ist das „nur“ pure Unterhaltung? Larissa ist wie ein Überraschungsei mit Message: Drei Sachen in einem – Spaß, Style und ein bisschen Bildungsauftrag. Manchmal sagt sie was, was erst total dumm klingt, aber wenn man drüber nachdenkt… bleibt’s dumm. Sie kann aber auch mit vermeintlich dummen Fragen auch so manche Dummheit hinter den Dingen aufdecken. Dank ihrer herrlich ungewollten entlarvenden Naivität! Deswegen funktioniert die Figur ja auch so gut in der Heute Show und schafft diese Fallhöhe.  

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