Tim Mälzer will Jamie Oliver nicht weh tun: "Er ist mein Bruder"

15.06.2025 um 12:00 Uhr
    Tim Mälzer will Jamie Oliver nicht weh tun: "Er ist mein Bruder" | © VOX
    Mit ihrer lockeren Art haben Jamie Oliver und Tim Mälzer eine neue Art des Kochens ins TV gebracht. | ©VOX

    Die Freunde Tim Mälzer und Jamie Oliver sprechen exklusiv bei HÖRZU über ihren Zweikampf in „Kitchen Impossible“.

    Ein Artikel von HÖRZU Reporter Michael Tokarski

    Um einen frechen Spruch ist Tim Mälzer nie verlegen. Vor allem wenn er in der Show „Kitchen Impossible“ antritt. Selbst im Duell mit Sterneköchen tischt der 54-Jährige verbal mächtig auf. Kostproben gefällig? „Ich bin das Goeth-Institut der Kulinarik.“ Oder: „Ich bin der Mozart der Küche.“ Und natürlich: „Ich bin der kompletteste aller Köche!“ Doch in der neuesten Ausgabe der Show ist alles etwas anders.

    Das Erfolgsformat „Kitchen Impossible“, bei dem sich die Stars der Branche gegenseitig kulinarische Aufgaben in fremden Küchen aus aller Welt stellen, feiert rundes Jubiläum. Für die zehnte Staffel macht sich Mälzer selbst das größte Geschenk. Es dürfte die bisher emotionalste Folge werden, denn sein Kontrahent ist kein Geringerer als der Engländer Jamie Oliver (50). Der Weltstar tritt erstmals in Mälzers Show auf, aber die beiden verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. „Mit ihm ist es, als ob die Klitschkos gegeneinander in den Ring treten würden“, sagt Mälzer über die Folge mit Oliver. (So, 15 Juni, 20.15 Uhr bei VOX).

    „Jamie will ich nicht wehtun, ihn will ich nicht schlagen. Er ist mein Bruder.“ Es war einmal in London Covent Garden, London, Mitte der 90er: Im „Neal Street Restaurant“ fangen innerhalb einer Woche zwei neue Nachwuchsköche an. Der eine: ein talentierter Norddeutscher mit großer Klappe, der jede Woche seine Haarfarbe wechselt und gerade im Londoner Nobelrestaurant „Ritz“ hingeworfen hat – zu menschenverachtend war dort das Arbeitsklima. Der andere: ein Brite mit Babyface, der nicht nur am Herd begeistert, sondern auch mit seiner Art, übers Kochen zu reden. Es klickt. Schnell werden Tim Mälzer und Jamie Oliver Freunde.

    Konzerte, Partys, Kochen – die Zeit in London prägt sie. Befreundet sind Jamie und Tim bis heute. In den Jahren dazwischen legen beide einen imposanten Aufstieg hin. Zurück in Deutschland arbeitet Mälzer in Restaurants, 2003 entdecken ihn Produzenten fürs Fernsehen. Er wird TV-Star mit mehreren eigenen Kochsendungen. Dafür gewinnt er unter anderem die GOLDENE KAMERA, den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme -Preis.

    Jamie Oliver gelingt sogar die große internationale Karriere: Den Durchbruch markiert die TV-Reihe „The Naked Chef“, es folgen weitere erfolgreiche TV-Formate, Produktlinien, Restaurantketten und Bücher. Mit seinen Kochbüchern gilt er nach J.K. Rowling („Harry Potter“) als erfolgreichster britischer Autor. Es ist eine Karriere, die Mälzer viel Respekt abringt. Selten sieht man den einst selbst ernannten „Küchenbullen“ so zahm, wie wenn er über Oliver spricht. „Ich bewundere Jamie aufs Tiefste“, sagt Mälzer. „Er ist ein großes Vorbild für mich, auf so vielen Ebenen. Vor allem menschlich.“

    Von Oliver lernte Mälzer, wie sich Popularität sinnvoll einsetzen lässt. Jamie Oliver engagierte sich etwa für benachteiligte Jugendliche, Mälzer gab 2022 in der Doku „Zum Schwarzwälder Hirsch“ Menschen mit Downsyndrom Starthilfe in einem Restaurant und stieß das Generationenprojekt „Herbstresidenz“ an. Nun treten Mälzer und Oliver in „Kitchen Impossible“ gegeneinander an. „Die Absicht, das zu machen, haben wir bestimmt schon seit fünf Jahren“, verrät Jamie Oliver. Dass es so lange gedauert hat, lag vielleicht nicht nur am prall gefüllten Terminkalender des Briten. Womöglich war auch Angst im Spiel.

    Zum Konzept von „Kitchen Impossible“ gehört, dass die teilnehmenden Köche nicht wissen, welche Aufgabe sie vor Ort erwartet. „Ich glaube, ich war schon immer ein kleiner Kontrollfreak – und diesmal hatte ich keinerlei Kontrolle“, sagt der englische Starkoch. „Ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Genau das hat mich extrem verunsichert.“ Olivers Sorge war berechtigt. Die Aufgabe, die Mälzer seinem Kumpel stellt, hat es in sich. Dabei hat der Brite in London ein vermeintliches Heimspiel. Aber Mälzer dirigiert ihn ins unscheinbare Ost-London. Hier muss Oliver das ihm völlig unbekannte burmesische Gericht Mohinga nachkochen – nicht etwa in einem Spitzenrestaurant, sondern in der Küche eines Privathaushalts.

    Jamie Oliver dagegen fordert Mälzer mit Beef Wellington heraus. Eigentlich ein allseits bekannter Klassiker der englischen Küche. Eigentlich. Höhepunkt der Sendung: Beide Köche müssen in derselben Küche das gleiche Gericht zaubern. Wer’s am leckersten schafft, gewinnt. Die Aufgabe stellt ihnen ausgerechnet Gennaro Contaldo – ihr gemeinsamer Mentor aus alten Zeiten im „Neal Street Restaurant“.

    Mälzer und Oliver müssen Culurgiones zubereiten: gefüllte sardische Pasta mit speziell gefaltetem Flechtmuster. Eine echte Herausforderung! Die korrekte Zubereitung brachte Jamie Oliver schon früher zum Verzweifeln. „Es gab so viele Gerichte, die er hätte wählen können“, sagt er über die von Contaldo gestellte Aufgabe. „Und genau das war für mich das schwerste.“

    Und sein Kontrahent? Tim Mälzer wäre nicht Tim Mälzer, wenn nicht doch irgendwann sein Ehrgeiz erwachen würde – Freund hin, Bruder her. Wie er schon einmal in der Sendung gesagt hat: „Wenn ich bei ‚Kitchen Impossible‘ antrete, bin ich immer der Beste.“

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