"In Her Car": Mutige Serie taucht in das Kriegschaos der Ukraine ein

27.02.2024 um 15:30 Uhr
    „In Her Car“ spielt vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und wurde in Kriegsgebieten gedreht.  | ©

    Am 24. Februar 2022 änderte sich das Leben von mehr als 40 Millionen Ukrainern schlagartig. Nach jah­relangen Kämpfen an der Ostgrenze des Landes fällt die russische Armee von mehreren Seiten in das Land ein, besetzt Ortschaften und bombardiert Großstädte. Es sind die ersten, unübersichtlichen Tage des bis heute andauernden Angriffskrieges, in denen die fiktive Serie „In Her Car“ spielt.

    Therapeutin Lydia (Anastasia Karpenko) befindet sich gerade auf dem Weg von Kiew nach Charkiw. Plötzlich schlagen Bomben ein, und sie entscheidet sich dafür, eine Anhalterin in Not mitzunehmen. Aus ihrem Alltag gerissen, überfordert und geplagt von einem eigenen Trauma, beschließt Lydia, fortan weitere hilfsbedürftige Menschen von A nach B zu bringen. Egal ob es über die Landesgrenze in Sicherheit oder in umkämpftes Kriegs ­ gebiet gehen soll, um wichtige Medikamente abzuliefern. In bewegenden Gesprächen mit ihren wechselnden Beifahrern kommt auch die Psychologin selbst zu immer neuen Erkenntnissen.

    Gedreht wurden die zehn halbstündigen Episoden rund um Kiew – unter schwierigsten Produktionsbedingungen und in ständiger Alarmbereitschaft. Schließlich gehören Luftangriffe in der Ukraine zum Alltag. „Jeder Drehtag hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und jeder Drehort eine besondere Bedeutung für mich“, sagt Anastasia Karpenko, die in der Ukraine eine bekannte Schauspielerin ist. „Der emotional herausfordernste Tag war für mich jedoch, als wir in einem Haus in Borodjanka drehten, das tatsächlich von russischer Seite bombardiert worden war. Es war herzzerreißend zu sehen, dass dieser Ort, der einmal das Zuhause von jemandem war, nur noch Asche ist.“ Die Hauptdarstellerin, die sich persönlich stark mit ihrer Rolle identifiziert, wartet selbst übrigens bis heute darauf, dass sowohl ihr Mann als auch ihr Bruder – hoffentlich wohlauf – von der Front zurückkehren.

     

    Zwischen Leid und Hoffnung

    Authentisch und ohne falsche Sentimentalität fängt „In Her Car“ den Schrecken des Krieges ein und erzählt von Schicksalen, die sich ganz ähnlich zugetragen haben könnten. Die atmosphärisch-packende Dramaserie – eine Koproduktion zwischen der Ukraine und sieben europäischen öffentlich-rechtlichen Sendern – zeigt die Lebensrealität eines Volkes zwischen Leid und Hoffnung. Ihr Ziel ist es dabei, den bloßen Zahlen und Statistiken aus den Nach ­ richten ein Gesicht zu geben. Zugleich werden Filmemacher aus der Ukraine unterstützt. Umso beeindruckender ist es, dass das Ergebnis qualitativ hochwertig geworden ist und sich hinter manch deutscher Primetime -Produktion nicht zu verstecken braucht.

    "In Her Car": Zehn Episoden, ab DI 27.2., 23.05 bei ZDFNeo und in der Mediathek.