Er ist die neue Stimme des "Eurovision Song Contest": Thorsten Schorn kommentiert nach dem legendären Peter Urban zum zweiten Mal das ESC-Finale. Doch wer ist der Mann hinter dem Mikrofon, dessen Stimme Millionen vertraut ist, dessen Gesicht aber kaum jemand kennt?
Im Gegensatz zu Vorgänger Peter Urban ist Thorsten Schorn kein promovierter Musik-Akademiker, der seinen Doktor mit dem Thema "Die Texte der anglo-amerikanischen Populärmusik" erwarb. Schorn, eine andere Generation, hat sich beim Radio hochgearbeitet und sieht sich als klassischer Journalist mit ausgeprägtem Interesse an Menschen und den unterschiedlichen Feldern, auf denen sich diese tummeln. Im Interview mit der Agentur teleschau sagte Thorsten Schorn 2024 vor seinem ESC-Debüt: "Ich höre sehr gerne Popmusik, kann mich aber letztlich für alles begeistern. Daher passte auch die große musikalische Bandbreite des Radios immer ganz gut zu mir. Das hat mich von klein auf geprägt."
Im Gegensatz zum Hamburger Peter Urban, der früher selbst als Keyboarder in Bands spielte und bis zu seiner Pensionierung Musikchef der Welle NDR Info war, ist Schorn Generalist und mehr Menschen- als Musikversteher. Wenn er die Songs des ESC kommentiert, spricht aus ihm stärker der Unterhaltungs-Fan denn der Musiknerd. "Schon als Kind wollte ich immer der sein, der zwischen der Musik etwas sagt", sagt er. "Die große Vielfalt, die man im Radio hört, findet sich ja auch beim ESC. Insofern passt es mit mir und dem Wettbewerb ganz gut."
Schon als kleines Kind wollte er nur Radio machen. Zur Welt kam Thorsten Schorn am 2. April 1976 in Köln, wo er im Westen der Stadt aufwuchs. Mit elf Jahren baute er sich aus Kassettenrekordern und Mikrofonen sein erstes eigenes Studio im Kinderzimmer.
Nach dem Abitur und einem Volontariat bei Radio Neandertal in Mettmann stieg Schorn rasch zum Frühmoderator des Senders auf. Nach einer Station in Frankfurt beim Jugendradio hr XXL, das heute YOU FM heißt, wechselte Schorn 2001 zurück in die Kölner Heimat und zum Sender 1Live, wo er bis heute zu hören ist. 2015 wurde er mit dem Deutschen Radiopreis als "Bester Moderator" ausgezeichnet, doch auch im Fernsehen machte Schorns Stimme Karriere. Als Off-Sprecher der beliebten VOX-Sendung "Shopping Queen" mit Guido Maria Kretschmer oder als Spielleiter der RTL-Show "Denn sie wissen nicht, was passiert" beispielsweise. In zahlreichen Unterhaltungsformaten wurde Schorn als Stimme oder Co-Moderator eingesetzt.
So zum Beispiel in zwei Peter Kloeppel-"Durchleuchtet"-Dokus über das Chaos bei der Bahn und zum Fachkräftemangel. Wie sehr Schorn dem Menschen zugewandt ist, konnte man in der Ausgabe der RTL-Reportage Anfang 2024 sehen. Für "Was läuft schief in Deutschland?" machte Schorn diverse Praktika in Jobs wie Heizungsinstallateur oder dem Hotel- und Gaststättengewerbe. Der Kölner ist sich für nichts zu schade. Auch nicht für die große Galabühne, wo der stimmbegabte Viel-Jobber die Geschwister Abor & Tynna mit ihrem Song "Baller" in Basel begleitet.
Das Gesangsduo hat sich am 1. März in Stefan Raabs Castingshow "Chefsache ESC" gegen über 3.000 Bewerber durchgesetzt. Doch wo landen die - zuletzt oft gebeutelten - Deutschlandvertreter beim ESC 2025? - 26 Ländern treten mit ihren Songs an, und Thorsten Schorn hat diese natürlich alle mehrmals und intensiv gehört.
"Wenn ich mir anschaue, wie das Lied in den viralen Charts nach oben geschossen ist, dann stimmt mich das optimistisch", sagte Schorn im Vorfeld des ESC 2025 der Deutschen Presseagentur. Er höre "Baller" auch oft in den jungen Radio-Programmen. "Wenn ich auf das Teilnehmerfeld schaue, dann gehört der Song ganz klar zu den modernsten." Wie lange er noch die Stimme des ESC sein wolle, weiß er indes nicht.
Ob der TV-Mann Schorn eine ESC-Ära prägen wird wie Peter Urban? Jedenfalls hat er wohl weiter Lust auf den Job. Über Musik sagt er: "Es gibt keinen Stil, den ich per se ablehne - und das gilt ebenso für den ESC. Es ist ein Wettbewerb der Offenheit und Toleranz. In menschlicher und auch in musikalischer Hinsicht." Und auf die Frage, wie lange er den Job machen möchte, sagte er 2024 bereits im teleschau-Interview: "Jetzt schauen wir mal, wie es wird. Ich habe alles, was ich bisher beruflich gemacht habe, immer als gegenseitiges Ausprobieren betrachtet." Thorsten Schorn ist ein Mann mit Souveränität. Selbstbewusst, aber nicht selbstverliebt oder eitel. Ein Menschenversteher und - ganz wichtig im ESC-Zusammenhang - jemand, von dem man sich für den größten bunten Abend der Gegenwart liebend gern an die Hand nehmen lässt.
Quelle: teleschau / Eric Leimann