Die „Sesamstraße“ feiert 50. Geburtstag: Caren Miosga berichtet

Wieso, weshalb, warum? Die legendäre „Sesamstraße“ lädt zur TV-Jubiläumsparty. Motto: Wer nicht fragt, bleibt dumm!

Es war eine kleine TV-Sensation: Am 8. Januar 1973 startete die deutsche Ausgabe der „Sesamstraße“, ein tägliches Bildungsfernsehen für Kinder. Als eines der ersten Länder importierte die Bundesrepublik damals die geniale Idee aus den USA, die heute in über 150 Staaten ausgestrahlt wird. Bunte Plüschpuppen erklären den Jüngsten das Alphabet, bringen ihnen das Zählen bei, zeigen, wie man Streit schlichtet – und stopfen sich nebenbei Kekse in den Mund, quasseln ohne Punkt und Komma oder leben in einer Tonne.

So mancher Experte protestierte Anfang der 1970er oder versuchte sogar, die Ausstrahlung zu verhindern, aber Ernie und Bert brachten alle Kritiker zum Schweigen. Jeder Zuschauer hat im Lauf der Jahre seinen Liebling gefunden, ob nun Samson, Tiffy, Herrn von Bödefeld, Elmo, Grobi, das Krümelmonster, Oscar oder eben Ernie und Bert.

Die Puppen sind die Stars – und Puppenspieler wie Carsten-Morar Haffke hauchen ihnen Leben ein. Seit 17 Jahren schenkt der Mann aus Hürth Bert seine Stimme, bewegt Mund und Arm und rutscht hinter der Bühne auf einem kleinen Holzwagen sitzend hin und her, wenn der wortkarge Bert doch mal wieder näher an Kumpel Ernie heranrücken möchte. „An Bert liebe ich, dass er in einem Sketch alle Emotionen durchmacht“, so Haffke. „Erst genervt, dann begeistert, plötzlich am Boden, und alles endet in einem cholerischen Anfall.“

Der Bayerische Rundfunk zeigte die „Sesamstraße“ nicht

In der allerersten Folge, die 1969 in den USA ausgestrahlt wurde, hatte Bert noch keine Ecken und Kanten – die kamen erst mit den Jahren. Alle Charaktere haben sich im Lauf der Zeit gewandelt. Die Puppen sind die Stars Dass die Macher der „Sesamstraße“ den Nerv der Kinder treffen, zeigte sich früh: In Deutschland wurden 1972 unsynchronisierte Originalfolgen ausgestrahlt, um zu prüfen, ob das Format begeistert. Das tat es! Doch in Kindergärten und Universitäten rümpften einige Pädagogen die Nase: Zu bunt! Zu schrill! Der Alltag US-amerikanischer Kinder habe zudem wenig gemein mit unserem, hieß es. Der Bayerische Rundfunk entschied gar: Bei uns gibt es keine „Sesamstraße“! So landeten Ernie und Bert nicht bundesweit im Ersten, sondern nur im Sendegebiet von NDR, RB, SFB, WDR und HR.

Bis heute werden die Bewohner der „Sesamstraße“ federführend vom NDR betreut. Anfangs wurden die meisten Spots aus den USA synchronisiert, heute wird vieles in Hamburg produziert. Bei den Drehs wirken oft Stars mit: früher etwa Lilo Pulver oder Manfred Krug, in jüngerer Zeit Anke Engelke, Otto Waalkes oder Annette Frier.

Auch zum Jubiläum gibt es prominente Gratulanten: ARD-Journalistin Caren Miosga moderiert das „Tagesthemen special: 50 Jahre Sesamstraße“, berichtet von den Partyvorbereitungen (8.1., 7.20 Uhr, Das Erste). Nach den Dreharbeiten geht’s für Ernie, Bert & Co. in den Flieger nach New York, denn dort werden sie von erfahrenen Puppenbauern gepflegt, gesäubert, gebürstet, geflickt. Wieso, weshalb, warum? Weil sie etwas ganz Besonderes sind. Echte Weltstars eben!

„50 JAHRE SESAMSTRASSE“: Die große Jubiläumssendung zum runden Geburtstag am Sonntag, 8. Januar, 17.25 Uhr bei Kika.