„Die Augenzeugen“: Tödliche Geheimnisse – warum sich Einschalten heute lohnt!

03.05.2025 um 12:00 Uhr
    Zwei junge Männer mit lockigem Haar stehen ernst auf einem Friedhof; einer hält verblasste Blumen, hinter ihnen Bäume und Grabsteine. | © ARD Degeto Film/Bantry Bay Productions GmbH/Hendrik Heiden
    ©ARD Degeto Film/Bantry Bay Productions GmbH/Hendrik Heiden

    Zwei Schüler werden Zeugen eines brutalen Verbrechens – und geraten selbst in Gefahr. Die deutsche Thriller-Serie „Die Augenzeugen“ erzählt eine fesselnde Geschichte über Angst, Liebe und die verhängnisvolle Macht von Geheimnissen.

    Ein Artikel von HÖRZU-Redakteur Mike Powelz

    Was tun, wenn man Zeuge eines Mords wird?

    Wie soll man sich verhalten, wenn man nicht zur Polizei gehen will, weil man selbst etwas zu verbergen hat? Und: Wie lange lässt sich ein tödliches Geheimnis bewahren? Vor genau diesem Dilemma stehen zwei 16-jährige Schüler im packenden vierteiligen Thriller „Die Augenzeugen“, einer deutschen Adaption der norwegischen Erfolgsserie „Øyevitne“ aus dem Jahr 2014.

    Die Handlung

    Nach ihrem ersten, heimlichen Date in einer Waldhütte in Bayrischzell werden die homosexuellen Schüler Jan (Philip Günsch) und Lukas (Marven Gabriel Suarez-Brinkert) zufällig Zeugen des kaltblütigen Mords an drei Rockern. Und es kommt noch schlimmer: Der Täter (Lucas Gregorowicz), ein nach außen unauffälliger Familienvater namens Roman Berg, bemerkt die Schüler – und schaut Jan bei dessen Flucht direkt in die Augen.

    Krimi mit Haltung

    Statt sich Jans Tante, der örtlichen Polizeichefin Helen Severing (Nicolette Krebitz), anzuvertrauen, entschließen sich die Jungs zu schweigen, um ihre neu entdeckte Liebe zu schützen – das hat fatale Folgen.

    Thriller, Familiendrama und Coming-of-Age-Story: Nach der Ausstrahlung des norwegischen Originals entpuppte sich der Genremix als internationale Erfolgsgeschichte. In den USA wurde „Øyevitne“ 2016 zu „Eyewitness“, 2018 folgte die französische Version „Les Innocents“ auf TF1.

    Die deutsche Fassung schlägt indes einen völlig anderen Weg ein: Aus sechs wurden vier Folgen, der Plot wurde gestrafft, modernisiert und neu verzahnt. Besonders spannend: In dieser Neuinterpretation des Stoffs ist Jans geheimnisvolle Tante die ermittelnde Kommissarin – Helen Severing ahnt nicht, wie nahe sie der Wahrheit ist. Das Drehbuch schrieb Anil Kizilbuga, bekannt durch die „Die drei ???“-Filme. Was war ihm bei der deutschen Version wichtig? Der 38-Jährige zu HÖRZU:

    „Es war essenziell, sie an hiesige Gegebenheiten anzupassen. Besonders der Crime-Aspekt funktioniert in Deutschland ganz anders: Während skandinavische Erzählweisen oft von kühler Distanz leben und sich die Emotionen der Figuren erst allmählich entfalten, wird hierzulande sofort direkter erzählt. Zudem hat das Original bereits einige Jahre auf dem Buckel, sodass gesellschaftlich relevante Aspekte für die Gegenwart neu justiert werden mussten.“

    Ganz konkret, so Kizilbuga weiter, sei es ihm dabei vor allem um die Beziehung zwischen Jan und Lukas gegangen: „Ihr Verhältnis sollte frei von Klischees sein, denn uns war es wichtig, den Prozess ihrer Selbstfindung und Erkundung der eigenen Identität spürbar zu machen, statt vorgefertigte Antworten zu liefern.“

    In der Serie wird die sensible Coming-of-Age-Story zusätzlich zugespitzt, als geheimnisvolle Dritte die beiden Teenager, die sich bislang noch nicht geoutet haben, mit einem heimlich gedrehten Sexvideo erpressen: Sie drohen, es zu veröffentlichen.

    Plädoyer gegen Intoleranz

    Was denken die jungen Hauptdarsteller über die Problematik?

    „Die Geschichte hat mich sehr berührt, weil sie zeigt, wie verletzlich Menschen durch die heutige digitale Welt geworden sind“, sagt Marven Gabriel Suarez-Brinkert. Darüber hinaus sei die Angst vor dem Outing, die mit der Entdeckung der eigenen Homosexualität verbunden ist, besonders unter Jugendlichen leider immer noch hochaktuell, erklärt der 22-Jährige, der auf Gran Canaria geboren wurde:

    „Die Tatsache, dass Lukas und Jan unfreiwillig durch ein Internetvideo geoutet werden sollen, spiegelt die Macht und die Gefahren wider, die soziale Medien haben. Mich hat es sehr bewegt, diese Tragik zu spielen und gleichzeitig die Stärke zu zeigen, die die beiden Charaktere entwickeln, um mit der Situation umzugehen.“

    Ein Coming-out, so meint der Schauspieler, sei selbst im Jahr 2025 alles andere als einfach: „Auch wenn die Akzeptanz in den letzten Jahren gewachsen ist, gibt es immer noch Diskriminierung.“

    Nicolette Krebitz über ihre Rolle

    Wichtige gesellschaftliche Themen. Was hat Hauptdarstellerin Nicolette Krebitz sonst noch an der Thrillerserie gereizt? Die 52-jährige Schauspielerin zu HÖRZU:

    „Thriller und Mystery hat mich als Genre total begeistert. Ich spiele eine ungewöhnliche Kommissarin mit einem Geheimnis. Wer skandinavische Krimis mag und etwas für eigenwillige, aber ehrliche Charaktere übrighat, sollte ‚Die Augenzeugen‘ auf keinen Fall verpassen!“

    „Die Augenzeugen“ läuft heute, 3. Mai 2025, um 20.15 Uhr im Ersten. Es gibt insgesamt vier Teile.

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