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„Der Schwarm“: Das ZDF wagt die Bestseller-Verfilmung, an der Hollywood scheiterte

06.03.2023 um 17:28 Uhr
    DerSchwarm_Titelbild | © ZDF/Fabio Lovino Roscovitz (Klaas Heufer-Umlauf, l.), Charlie Wagner (Leonie Benesch), Alban (Oliver Masucci, r.) | ©ZDF/Fabio Lovino

    Exklusiv: Die Verfilmung von Frank Schätzings Bestseller ist mit 40 Millionen Euro Deutschlands bislang teuerste Serienproduktion. Was erwartet die Zuschauer?

    Aggressive Wale, mörderische Muscheln, todbringende Hummer, bissige Eiswürmer, die die komplette Menschheit bedrohen. Mit diesen „Zutaten“ gelang Frank Schätzing 2004 ein weltweiter Bestseller: Sein 987 Seiten starker Roman „Der Schwarm“ wurde in 27  Sprachen übersetzt und rund 4,5 Millionen Mal verkauft. Auch die Filmrechte wurden mehrfach optioniert beziehungsweise erworben, doch selbst Hollywood scheiterte an dem ambitionierten Projekt. Zu kompliziert, zu teuer schien die filmische Umsetzung des ozeanischen Epos um eine monströse Spezies namens „Yrr“, die sich in der Tiefsee formiert, um die umweltzerstörende Menschheit auszulöschen.

    Erst jetzt, 19 Jahre nach Erscheinen, wagte das ZDF die Umsetzung – mit fünf Co-Produzenten, Schauspielern aus mehr als zehn Ländern und über 1000 Spezialeffekten sowie Animationen. Ziel: eine hochwertige Serie, eine sogenannte High-End-Produktion.

    Quallenplage in Venedig, giftige Hummer in Nizza

    Die Handlung des Achtteilers: Weltweit häufen sich verstörende Ereignisse, die mit dem Meer in Zusammenhang stehen. In Kanada wird der junge Walforscher Leon Anawak (Joshua Odjick) Zeuge eines Angriffs aggressiver Orcas auf ein voll besetztes Ausflugsschiff, der viele Passagiere das Leben kostet. Etwa zeitgleich entdeckt der Meeresbiologe Dr. Sigur Johanson (Alexander Karim) in Norwegen Eiswürmer mit Zähnen, die sich in Hänge aus Methanhydrat bohren und so einen Tsunami auslösen, der viele Küstenstädte vernichtet.

    Geschockt: Lobbyistin Lund (Krista Kosonen) und Forscher Johanson (Alexander Karim) trauen ihren Augen nicht: Eiswürmer mit Zähnen!

    Venedig leidet unter einer Quallenplage, Nizza unter giftigen Hummern, und das Schiff des japanischen Unternehmers Aito Mifune (Takuya Kimura) wird von mutierten Muscheln angegriffen. Als wäre das nicht genug, bringen augenlose Krabben auch noch eine verheerende Pandemie an Land. Nur eine Handvoll Wissenschaftler, darunter die Doktorandin Charlie Wagner (Leonie Benesch), könnte den Untergang der Menschheit vielleicht stoppen. Doch dafür müssen sie ihr eigenes Leben riskieren.

    40 Millionen Euro Produktionskosten

    Reichlich Stoff also für Deutschlands bislang teuerste Serienproduktion: 40 Millionen Euro wurden für die acht 45-minütigen Folgen kalkuliert. Showrunner Frank Doelger, Spezialist für Mammutstoffe wie „Game Of Thrones“, schwärmte: „,Der Schwarm‘ hat alles, was ein Monstermovie braucht: Science-Fiction, Horror, Wissenschaft, Abenteuer und eine ökologische Botschaft. Einer der größten Irrtümer der Menschheit war, anzunehmen, dass die Ozeane so groß sind, dass sie sich schon irgendwie reparieren – egal, wie viel Schaden wir ihnen zufügen. Doch jetzt sind wir an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt: Wenn die Ozeane sterben, sterben auch wir – das macht unsere Serie klar.“

    Die Ruhe vor Dem Sturm: Noch ahnen die Ausflügler nichts von der Gefahr, die unter der Wasseroberfläche lauert

    Frank Zervos, Leiter der Hauptredaktion Serie beim ZDF ergänzt: „Weder die Kraft noch die Aussage des Romans haben an Bedeutung und Relevanz verloren. Im Gegenteil. In einer Zeit von Pandemien, zunehmenden Naturkatastrophen und schmelzenden Polen ist er aktueller und akuter denn je!“

    Inhaltlich nimmt sich die Serie einige Freiheiten gegenüber der Romanvorlage. „Alles eskaliert heute schneller als 2004,“, räumt Frank Schätzing ein. „Die Erkenntnis, dass die überall auf der Welt auftretenden Katastrophen miteinander verbunden sind, reift im Roman erst allmählich. Heute wären solche Phänomene hingegen in Echtzeit im Netz, und sie würden schneller miteinander verknüpft. Das verändert die Dynamik der Story.“

    Auch bei den Protagonisten hat sich einiges verändert. „In meinem Buch gibt es etwa den alten Professor Bauer“, so Schätzing. „Ich liebe ihn, doch jetzt wurde er durch junge Forscher ersetzt. Mehr junge Gesichter sind gefragt – und vor allem mehr weibliche Präsenz! Außerdem fehlten schwarze Protagonisten.“ Daher, so der Bestsellerautor, habe er angeregt, die Rolle der Astrophysikerin Samantha Crowe mit einer schwarzen Akteurin zu besetzen.

    Autor verließ nach Sichtung der Folgen das Projekt

    Die Erwartungen sind hoch, bei den Produzenten ebenso wie beim Publikum. Kann die Serie sie erfüllen? Auffällig ist, dass Frank Schätzing, der zuerst auch als Executive Producer beteiligt war, das Projekt nach Sichtung der fertigen Folgen verließ. Auch das Fazit von HÖRZU fällt zwiespältig aus: Leider entfaltet die Verfilmung ihre Sogwirkung erst ab Folge zwei. Auch tricktechnisch wirken einige Szenen zu künstlich und manche Dialoge zu oberflächlich. Zudem sind nicht alle Figuren gut besetzt – etwa Tauchbootführer Roscovitz, gespielt von Klaas Heufer-Umlauf. Für die anfänglichen.

    Bestseller-Autor Frank Schätzing war zunächst Executive Producer, dann verließ er das Projekt. Hat ihm die Umsetzung nicht gefallen?

    Durchhänger entschädigt aber die wichtige Botschaft des Films. Und die mit jeder Folge wachsende Spannung. Man sollte also unbedingt bis zum Ende der zweiten Folge durchhalten: Erst dann schlägt die faszinierende Geschichte einen ganz in ihren Bann.

    Der achteilige Ökothriller startet am 6. März um 20.15 Uhr im ZDF. Je zwei Folgen an vier aufeinanderfolgenden Abenden werden gezeigt.