ARD-„Morgenmagazin“: So funktioniert Deutschlands früheste TV-Sendung

03.07.2025 um 12:45 Uhr
    ARD-„Morgenmagazin“: So funktioniert Deutschlands früheste TV-Sendung | © Boris Breuer / HÖRZU
    Während eines Filmbeitrags von Sabine Scholt aus dem ARD-Hauptstadtstudio (hinten) ist Zeit für ein Heißgetränk für Susan Link und Sven Lorig. | ©Boris Breuer / HÖRZU

    HÖRZU blickte beim ARD-„Morgenmagazin“ hinter die Kulissen. „Wir sind so etwas wie eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Schlafmangel“, sagt TV-Moderatorin Susanne Link über ihr Team, das im wöchentlichen Wechsel mit dem ZDF täglich um 5.30 Uhr auf Sendung geht.

    Wie kann man denn um diese Uhrzeit schon so gut drauf sein? Sven Lorig, Moderator des „Morgenmagazins“ der ARD, betritt gegen ein Uhr nachts ein Hochhaus des WDR in der Kölner Innenstadt – ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit. Er meldet sich beim Pförtner, hält noch einen kurzen Plausch und fährt dann mit dem Aufzug in den zehnten Stock. Dort liegt sein Büro, in dem er sich auf seinen Einsatz beim „MOMA“ vorbereitet. Gemeinsam mit seiner Kollegin Susan Link führt er heute durch die Sendung, die wie immer um 5.30 Uhr beginnt und um 9.00 Uhr endet.

    Mit dabei sind dann auch der Wetterexperte Donald Bäcker sowie der Sportjournalist Peter Großmann. Und hinter den Kameras ein großes Team, das für die Sendung ebenfalls unverzichtbar ist: von den Journalisten aus der Redaktion über die Kameraleute, die Maskenbildnerinnen, Tonmischer, Beleuchter, Gästebetreuerinnen bis zur Regie und zahlreichen anderen Teammitgliedern, die für die Produktion einer so langen Livesendung nötig sind. Ihnen allen durfte HÖRZU über die Schultern blicken und bei der Entstehung einer „MOMA“-Ausgabe von Anfang bis Ende dabei sein.

    01.00 Uhr: Moderator Sven Lorig ist mit dem Auto aus seinem Wohnort Hilden bei Düsseldorf gekommen und meldet sich am Empfang. | ©Boris Breuer / HÖRZU

    Ein paar Minuten nach Lorig trifft Susan Link ein. Auch sie ist erstaunlich wach. Die erste Amtshandlung der beiden Moderatoren: Sie verschaffen sich einen Überblick über die Themen der heutigen Ausgabe. Dafür geht eine Mitarbeiterin aus der Redaktion mit ihnen den Plan durch und gibt ihnen Mappen mit Infos zu den Themen und Gästen. Auf der Liste stehen unter anderem Interviews mit einem Mitglied von Ärzte ohne Grenzen und einem jungen Pfleger, der im Internet mit originellen Clips für seinen Beruf wirbt.

    Dazu gibt es Schalten ins ARD-Hauptstadtstudio, wo die Korrespondentin Sabine Scholt mit der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) spricht, und zu einer „MOMA“-Reporterin, die zum Thema ErsteHilfe-Maßnahmen unterwegs ist. Außerdem wird noch die Popsängerin Mieze Katz im Studio erwartet, mit der Lorig und Link vor deren Auftritt sprechen werden. Für all dies und noch mehr haben die Moderatoren nun gerade mal knapp vier Stunden Einarbeitungszeit. Geklagt wird nicht.

    02.11 Uhr: Moderatorin Susan Link arbeitet sich in ihrem Büro mit vorbildlich gesunder Körperhaltung in die Themen der Sendung ein. | ©Boris Breuer / HÖRZU

    „Das Tolle am ,MOMA‘ ist, dass hier das ganze Leben drinsteckt“, sagt Sven Lorig. „Von der Weltpolitik bis zu inspirierenden Alltagshelden und von megalustigen Geschichten bis zu ganz traurigen Ereignissen. Das ist für mich als Moderator großartig und immer wieder eine spannende Herausforderung.“ Um ihnen die Arbeit etwas zu erleichtern, hat die Moderationstexterin ihnen bereits Vorschläge geschrieben. Diese verwenden Lorig und Link als Basis für ihre eigenen Texte. „In der Sendung lesen wir nicht vom Teleprompter ab, sondern moderieren frei“, erklärt Susan Link. „Das ist lebendiger und authentischer. Die Moderationskarten haben wir nur als Spickzettel dabei.“

    Um für die Nachtschicht und die Livesendung fit zu sein, setzen Lorig und Link auf unterschiedliche Strategien. „Ich lege mich am Vortag der Sendung um 16 Uhr hin und schlafe bis Mitternacht“, erzählt Lorig, der in Hilden bei Düsseldorf wohnt. „Zum Glück kann ich um diese Zeit fast immer gut schlafen. Von meiner Frau und meinen drei Töchtern kann ich nicht verlangen, dass ab 16 Uhr im Haus Ruhe ist. Deshalb habe ich mir in mein Büro, das sich im Keller unseres Hauses befindet, ein Bett gestellt.“ Nach der Sendung halte er sich bis 16 Uhr mit verschiedensten Aktivitäten wach. „Ich gehe joggen, spiele Schlagzeug, füttere unsere Hühner, mache die Wäsche, koche für die Familie. Um 16 Uhr ziehe ich mich zurück und stelle mir auf meinem Handy mehrere Wecker, damit ich ja nicht verschlafe.“

    05.15 Uhr: Im Regieraum laufen die Fäden zusammen. Erstaunlich, dass bei all der Technik niemand den Überblick verliert. | ©Boris Breuer / HÖRZU

    Susan Link macht es etwas anders: „Schlafen gehe ich vor einer ,MOMA‘Nacht zwischen 19 und 20 Uhr und versuche, auf mindestens vier Stunden Schlaf zu kommen“, sagt sie. „Das klappt aber nicht immer. Wenn ich zu wenig Schlaf habe, meldet sich morgens gern mal mein Halbacht-Tief. Da muss man ganz schön kämpfen in der Sendung, damit man nur wenige Versprecher raushaut.“ Wenn sie anschließend zu Hause ankomme, mache sie einen kurzen Mittagsschlaf: „Ich habe einen Sohn und versuche deshalb, noch möglichst viel vom Familienleben mitzubekommen.“ Zum Glück für Lorig und Link haben sie nicht immer diese nächtlichen Arbeitszeiten. Die ARD sendet das „MOMA“ im wöchentlichen Wechsel mit dem ZDF. Außerdem gehören mit Till Nassif und Anna Planken zwei weitere Kollegen zum Hauptmoderatorenteam beim ARD-„MOMA“.

    Die Moderatoren sind das Aushängeschild der Sendung. Was die Zuschauer nicht direkt mitbekommen: welch anspruchsvolle Arbeit das gesamte „MOMA“-Team leistet. In den Sendewochen arbeitet die Redaktion sogar rund um die Uhr im Drei-SchichtSystem. Beiträge werden geplant, besprochen, geschnitten und abgenommen. Die Mitarbeiter behalten ständig die Nachrichtenlage im Blick, schmeißen bei wichtigen Ereignissen den Plan um. Dann werden schon mal während der laufenden Sendung noch Korrespondenten kontaktiert und Beiträge angefordert. Das klingt nach Hektik und Stress.

    Starkes Team ab 05.30 Uhr: Peter Großmann, Sven Lorig, Susan Link und Donald Bäcker (v. l.). Im Hintergrund eingeblendet: Sängerin Mieze Katz, die live im Studio auftreten wird. | ©Boris Breuer / HÖRZU

    Aber die Stimmung ist überraschend entspannt. Das gilt auch für die Atmosphäre im Studio, aus dem das „MOMA“ gesendet wird. Man ahnt: Hier sind Vollprofis am Werk, die vermutlich nichts aus der Ruhe bringt. Der Umgangston ist freundlich und humorvoll. „Unser ,MOMA‘-Team ist toll“, schwärmt Susan Link. „Es herrscht hier eine Grundstimmung, die von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt ist. Wir sind so etwas wie eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Schlafmangel. Das schweißt uns zusammen.“ Das Studio liegt im zweiten Untergeschoss des Gebäudes und ist eine vollkommen andere Welt als der zehnte Stock mit seinen schmucklosen Büros. Hier unten spürt man sofort etwas von der Magie des Fernsehmachens. Die typischen „MOMA“Kulissen, die Kameras, das Licht, die unzähligen Monitore im dunklen Regieraum.

    06.54 Uhr: Die ARD-„Morgenmagazin“-Leiterinnen Beate Philipp und Julia Diehl (v. r.) im Gespräch mit HÖRZU-Redakteur Sakowitz (l.). | ©Boris Breuer / HÖRZU

    Um 4.30 Uhr trifft die Berliner Popsängerin Mieze Katz im Studio ein. Kurz danach steht ihr erster Soundcheck an, denn im „MOMA“ spielen alle musikalischen Gäste live. Begleitet von einer Cellistin und einer Keyboarderin singt sie ihren gefühlvollen Song „Buntes Konfetti“. Im Studio wird es andächtig still. Wettermann Donald Bäcker sitzt derweil an seinem Computer und erstellt die Grafiken, vor denen er die erste Vorhersage präsentieren wird. Sportkenner Peter Großmann tauscht sich mit dem Sportredakteur über die News aus. Um kurz nach fünf gehen Lorig, Link, Bäcker und Großmann in die Maske. Anspannung? Fehlanzeige. Knapp 30 Sekunden vor Sendebeginn schlendern sie an ihren Platz, setzen sich aufs Sofa und begrüßen die Zuschauer.

    07.49 Uhr: Vor dem Liveauftritt von Mieze Katz (2. v. r.) wechselt Susan Link (r.) mit der Sängerin ein paar Worte über ihren Song. | ©Boris Breuer / HÖRZU

    Dreieinhalb Stunden später ist eine weitere Sendung geschafft. Aber vorbei ist der Arbeitstag noch nicht. Denn um 9.30 Uhr steht die Manöverkritik an. Dafür schalten sich etwa 30 an der Sendung beteiligte Mitarbeiter in einer Onlinekonferenz zusammen und besprechen alles, was ihnen aufgefallen ist. Waren die Beiträge relevant? Wie waren die Moderationen? Haben wir interessante Gäste eingeladen? Knapp 30 Minuten lang dauert das. Danach richtet sich der Blick nach vorn: auf die kommende Ausgabe des ARD-„Morgenmagazins“, die schon am nächsten Morgen auf Sendung gehen wird.

    • People

    Grünen-Politikerin Ricarda Lang pocht im ARD-Moma auf AfD-Verbot

    Nachdem der Verfassungsschutz die AfD als rechtsextremistisch eingestuft hat, wird erneut hitzig über ein mögliches Verbot der Partei diskutiert. Im ARD-"Morgenmagazin" sprach sich die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang nun klar für die Prüfung eines Verbots aus. Das Bundesverfassungsgericht hat die AfD als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft. Nun sei die Zeit für ein Verbotsverfahren reif, erklärte Ricarda Lang am Montag im ARD-"Morgenmagazin". "Die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes haben uns die Möglichkeit des Parteiverbots mit auf den Weg gegeben, weil sie aus der deutschen Geschichte heraus wussten, dass es möglich ist, dass Parteien sich demokratischen Mitteln bedienen, um an die Macht zu kommen - und dann, wenn sie diese Macht haben, die Demokratie Stück für Stück abzuschaffen", sagte die ehemalige Parteivorsitzende der Grünen im Gespräch mit Moma-Korrespondentin Sabine Scholt. "Das Gutachten vom Bundesverfassungsschutz verschiebt jetzt eigentlich die Beweislast", befand Lang zudem. "Die, die gegen ein Verbotsverfahren sind und auch schon gegen eine Prüfung eines Verbotes, müssen doch begründen, warum unsere Demokratie eine gesichert rechtsextreme Partei dulden sollte." Ricarda Lang: "Sollten unser Handeln nicht von den Strategien der AfD abhängig machen" Lang plädierte dafür, "als Demokratie gegenüber der AfD nicht zu agieren, wie das Kaninchen vor der Schlange". Ihres Erachtens gebe es drei Hauptargumente gegen das Verbotsverfahren, die jedoch alle einfach zu entkräften seien. Zum einen werde häufig argumentiert, dass Parteien nicht andere Parteien verbieten sollten. "Das stimmt, deshalb trifft diese Entscheidung ja auch keine Partei und auch nicht der deutsche Bundestag, sondern das Bundesverfassungsgericht", stellte die Grünen-Politikerin klar. Das zweite Argument gegen ein AfD-Verbot, dass die Wählerinnen und Wähler dadurch nicht zurückgewonnen werden könnten. Auch das stimme, erklärte Lang: "Ich kenne niemanden, der sich für ein Verbot ausspricht, der denkt, dass so rechtsextreme Ideologie bekämpft wird." Man könne jedoch "beides gleichzeitig tun: Auf der einen Seite alle Mittel des Rechtsstaates nutzen und auf der anderen Seite Vertrauen zurückgewinnen". Auch das dritte häufig genannte Argument gegen die Prüfung eines Parteiverbots hält Ricarda Lang für nichtig. "Die AfD wird sich als Opfer inszenieren. Das tut sie aber ehrlich gesagt, egal, was wir machen. Das ist Teil ihrer Strategie." Die 31-Jährige mahnte: "Wir als Demokraten sollten unser Handeln nicht von den Strategien der AfD abhängig machen." Quelle: teleschau

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    TV , social
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