Adrenalin pur: Basejumperin kann Fallschirm erst kurz vor dem Boden öffnen

17.06.2025 um 18:30 Uhr
    "37°" begleitet drei Extremsportlerinnen bei ihren Abenteuern. | © ZDF
    "37°" begleitet drei Extremsportlerinnen bei ihren Abenteuern. | ©ZDF

    Basejumpen, Klettern, Eisschwimmen: Immer mehr Frauen treiben Extremsport. Eine ZDF-Doku stellt drei Aktive vor, die körperlich ihre Grenzen ausloten.

    Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Melanie Koch

    Kurz verharrt Extremsportlerin Katja an der Abbruchkante des Bergs, dann zählt sie runter – und springt. Kopfüber rast sie an der Felswand entlang, ein spezieller Anzug gibt ihr Auftrieb. Wind rauscht ihr um die Ohren, Wiesen und Bäume am Boden kommen rasant näher. Adrenalin pur. Nach einer Minute freiem Flug öffnet sie schließlich den Fallschirm. Es sind Bilder, die einem den Atem rauben: Die „37°“-Reportage „Wenn Frauen ans Limit gehen“ (Di, 17. Juni, 22.15 Uhr, ZDF) begleitet drei Extremsportlerinnen bei ihren Abenteuern.

    Und die haben es in sich: Doreen, 34, klettert in der Sächsischen Schweiz an steilen Felsen. Tina, 48, ist zweifache Para-Eisschwimmweltmeisterin. Katja, 54, sucht beim Basejumpen von hohen Bergen den Kick. „Ich denke schon, dass ich jemand bin, der gerne Grenzen überschreitet“, sagt sie in der Doku. „Fliegen bedeutet für mich Freiheit.“ Doch bei aller Abenteuerlust hinterfragen alle drei Frauen auch die Risiken, die mit dem Nervenkitzel einhergehen.

    Gefährliche Leidenschaft

    Seit Kindertagen klettert Doreen in der Sächsischen Schweiz. Die 34-Jährige ist eine von wenigen Frauen, die sich an die steilen Routen der sogenannten Herkulessäulen heranwagt. Die beiden schlanken Felstürme zählen zu den bekanntesten Kletterfelsen des dortigen Bielatals. Herausfordernd ist hier, dass es nur wenige Sicherungsringe gibt. Kletterer müssen sich selbst absichern: Sie hacken Schlingen in Felszacken ein und führen dort die Seile hindurch. „Ich lege die Schlingen – und darüber bin ich gesichert. Im Falle eines Falls würde ich da reinfallen“, erklärt Doreen. „Das ist eine Grenzerfahrung, weil man dem Material vertraut und dem Fels – er kann auch rausbrechen.“

    Die zweifache Mutter, die mit dem getrennt lebenden Vater gemeinsam die Kinder erzieht, ist sich der Gefahr des Sports bewusst. „Wenn ich Angst habe, denke ich in erster Linie an mich, weil ich gerade in einer schwierigen Situation stecke, an einer Felswand – und es geht nicht voran“, sagt sie. „Im zweiten Moment denke ich an meine Kinder und daran, dass sie gut versorgt sind. Egal was passiert, es wird schon gut gehen.“ Sie will trotzdem weitermachen: „Wenn man hört, dass ein Kletterer runtergefallen ist, ist man natürlich traurig und leidet auch ein bisschen mit. Aber man hört nicht auf, das ist wie eine Sucht.“

    Ähnlich geht es Basejumperin Katja. Sie liebt das Gefühl beim Springen von den Bergen – doch nach 600 geglückten Flügen unterläuft ihr im August 2023 in den Dolomiten ein verhängnisvoller Flugfehler. Erst kurz vor der Landung kann sie den Fallschirm öffnen. Ein Baum bremst zusätzlich – und rettet der 54-Jährigen das Leben. Nur ihr Fuß wird mehrfach gebrochen. Es ist Glück im Unglück. Ein Jahr lang begleitet die Doku sie bei ihrer Genesung. „So hoch, wie du fliegen kannst, so hoch kannst du fallen“, sagt sie. Der Unfall hat auch psychisch Spuren hinterlassen: „Ich denke viel darüber nach, was Leben auch bedeutet, wie schnell es vorbei sein kann“, sagt Katja. „Dass es so wertvoll ist und dass wir die Zeit, die wir haben, wirklich nutzen.“

    Auch Eisschwimmerin Tina treibt ihren Körper immer wieder zu Höchstleistungen an. Bei minus vier Grad Luft- und einem Grad Wassertemperatur trainiert sie im Winter im Silbersee bei Hannover. Sie ist zweifache Para-Eisschwimmweltmeisterin und deutsche Meisterin im Para-Triathlon. Seit einer Hüft-OP im Alter von 14 Jahren ist ihr linkes Bein gelähmt, zum Teil auch ihr linker Arm.

    Einschränken lassen will sie sich davon nicht: „Beim Schwimmen ist es gar kein Problem: Ob ich mit meiner Behinderung auf einer Bahn schwimme, und jemand neben mir hat keine Behinderung – ich werde hier als ganz normale Sportlerin wahrgenommen“, sagt sie. Das Training, die Wettkämpfe, die Kontakte, die dabei entstehen, das alles schenkt ihr Freude und Kraft: „Der Sport gibt mir fast mehr Energie zurück, als ich reingebe.“ Eine Erfahrung, die sie sicherlich mit den beiden anderen Extremsportlerinnen teilt.  

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