"Polizeiruf 110": Neuer Fall spielt während EM 2024 - lohnt sich das?

22.06.2025 um 13:00 Uhr
    © rbb/Oliver Feist
    Im "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball" ermitteln Alexandra Luschke (Gisa Flake) und Vincent Ross (André Kaczmarczyk, M.) im Verein von Trainer Hannes (Hanno Koffler). | ©rbb/Oliver Feist

    Im "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball" dreht sich alles um Fußball. Die Präsidentin eines Vereins im deutsch-polnischen Grenzgebiet liegt erschlagen auf einem Lastwagen, während ganz Europa das EM-Viertelfinale verfolgt. Wie ist der neue Fall von Ross und Luschke?

    Der letzte Sonntagskrimi vor der Sommerpause widmet sich einer deutschen Leidenschaft: dem Fußball. Die deutsch-polnischen Ermittler Vincent Ross (André Kaczmarczyk, 39) und Alexandra Luschke (Gisa Flake, 39) werden im "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball" (22. Juni um 20:15 Uhr im Ersten) zu einem Mordfall im Umfeld eines Amateur-Fußballclubs gerufen - ausgerechnet während der Fußball-Europameisterschaft. Was zunächst nach Sommermärchen klingt, entwickelt sich durch einen brutalen Mord zu einem düsteren Kriminalfall.

    Darum geht's im "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball"

    Auf einem Lastwagen eines polnischen Gerüstbauunternehmens liegt eine Leiche. Das Opfer: die deutsche Geschäftsführerin, die mit extremer Brutalität erschlagen wurde. Die Ermittler Ross und Luschke vermuten einen "Overkill" - ein besonders gewalttätiger Mord, der auf persönliche Beweggründe hindeutet. Die erfolgreiche Unternehmerin hatte sich nämlich nicht nur in ihrer Firma Feinde gemacht, sondern auch im Fußballverein ihres 13-jährigen Sohnes Marco (Len Blankenberg).

    Die Spur führt die deutsch-polnischen Grenzkommissare zu dem Amateurverein in Kostrzyn. Als Vereinspräsidentin hatte die Getötete weitreichende Entscheidungen getroffen, die den Profifußball-Ambitionen ihres Sohnes und dessen Mannschaftskollegen im Weg standen. Der kürzlich entlassene Trainer Pawel (Ivan Shvedoff) gerät ebenso unter Verdacht wie sein Nachfolger Hannes (Hanno Koffler), zu dem das Opfer eine intime Beziehung pflegte.

    Doch alle wollen zum Tatzeitpunkt des augenscheinlich perfekten Mordes beschäftigt gewesen sein: Immerhin verfolgte man auch in der polnischen Provinz das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien. Voss und Luschke müssen am Ball bleiben, um zwischen Fußballfeld, Jungs-Träumen und Machtspielen den Täter zu ermitteln. Aber Spiel und Krimi dauern bekanntermaßen 90 Minuten.

    Lohnt sich "Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball?"

    Für alle, die auch im Krimi Lust auf Fußball en masse haben - ja. Immerhin dreht sich dieser Film völlig um den Sport und ist durchdrungen von authentischen Bezügen zur Fußballwelt: Die schwülwarme Atmosphäre des vergangenen EM-Sommers wird eingefangen, der Deutsch-Pole Lukas Podolski (40) ist das große Vorbild der Nachwuchskicker und wie in der realen Welt träumen auch bei "Spiel gegen den Ball" zahlreiche Jugendliche vom Profifußball, um ihrem trostlosen Leben zu entfliehen. Allerdings fehlt es im Grenzgebiet deutlich an Euphorie und mit einem Sendeplatz ein Jahr nach der EM will das Fußballfieber auch nicht so richtig überspringen.

    So klassisch wie die Fußballthemen ist dieser Whodunit-Krimi mit zahlreichen Verdächtigen aber nicht. Das liegt vor allem daran, dass André Kaczmarczyk und Gisa Flake in ihren noch jungen Rollen als Ross und Luschke statt ausgetretener Klischees echte Empathie und dennoch professionelle Neutralität zeigen. Die Regisseure verzichten bei den Ermittlern (noch) auf persönliche Dramen, sondern konzentrieren sich erfrischender Weise nur auf deren Arbeit und legen dabei stets den passenden Ton an den Tag. Auf Floskeln wird verzichtet, stattdessen gehen die beiden ernsthaft, unaufgeregt und als Team eingespielt an die Arbeit.

    Deswegen wirkt dieses Krimi-Drama weitaus realistischer als manch andere Folgen. Auf überzogene Action und theatralische Dialoge wird bewusst verzichtet, doch gerade in der Unaufgeregtheit liegt die Kraft dieses Falls. Das spiegelt sich auch in den schlichten Bildern wider, die die Atmosphäre im Grenzgebiet sowie den Fußballplatz abseits der großen Siege gut einfangen. Besonders überzeugen zudem die Jungschauspieler in ihren Rollen als fußballbegeisterte Jugendliche.

    "Spiel gegen den Ball" überzeugt alles in allem als würdiger Saisonabschluss - auch für Zuschauer ohne Fußballaffinität. Nach der Sommerpause kehren die Sonntagskrimis im September mit frischen Fällen zurück.

    (eyn/ki/spot)

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