Der ARD-Film erzählt sehr frei von der ersten Herzverpflanzung 1967 in Südafrika. Im Zentrum: Sonja Gerhardt als junge Medizinerin, die Star-Chirurg Christiaan Barnard unbedingt assistieren will.
Mit dem 105-minütigen Film „Das Wunder von Kapstadt“ (Sa, 17. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten) erzählt Das Erste eine Geschichte rund um die weltweit erste Herztransplantation, die Dr. Christiaan Barnard 1967 in Kapstadt gelang (siehe Artikel auf den vorherigen Seiten). Eine historisch korrekte Erzählung sollten die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht erwarten – das macht eine Einblendung gleich zu Beginn klar: „Inspiriert von einer wahren Geschichte“, ist dort zu lesen.
Wie sich schnell zeigt, sind Drehbuchautor Christoph Silber und Regisseurin Franziska Buch wirklich außergewöhnlich frei mit den realen Ereignissen um - gegangen. Im Zentrum steht nicht Barnard, sondern die fiktive junge deutsche Medizinerin Dr. Lisa Scheel, gespielt von „Ku’damm“-Star Sonja Gerhardt. Sie soll stellvertretend für alle Frauen stehen, deren Beiträge in der Geschichtsschreibung ausgeblendet werden. Lisa Scheel hofft darauf, Assistentin des Herzchirurgen Prof. Dr. Kohlfeld (Fritz Karl) zu werden. Kohlfeld ist ihr Vater, weiß aber nichts davon. In der entscheidenden Auswahlrunde wird Lisa Scheel von einem Konkurrenten auf unfaire Art ausgestochen. Daraufhin reist sie nach Kapstadt, um Teil des Teams von Christiaan Barnard (Alexander Scheer) zu werden. Ihre „Bewerbungsunterlagen“: wichtige Studien, die sie ihrem Vater entwendet hat.
„Lisa nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand“, sagt Sonja Gerhardt. „Sie folgt ihrer Intuition, ihrer Leidenschaft, Menschen als Chirurgin zu helfen. Sie lernt ihren Wert kennen und ist dadurch nicht mehr von äußeren Einflüssen abhängig.
Am Morgen des 3. Dezember 1967 zieht Dr. Christiaan Barnard im OP-Saal die sterilen Handschuhe aus und bittet um eine Tasse Tee. Zuvor ist ihm mithilfe seines 31-köpfigen Teams eine Sensation gelungen: Bei einer fünfstündigen Operation im Groote Schuur Hospital im südafrikanischen Kapstadt hat er zum ersten Mal ein menschliches Herz transplantiert. Als die Nachricht sich verbreitet, gibt es kein Halten mehr. Weltweit sind die Menschen in Aufregung, begrüßen die Verpflanzung als fantastischen Fortschritt – oder verdammen sie als unmoralisches Experiment. Der Eingriff ist ein Ereignis, das sich aus heutiger Perspektive nur mit der ersten Mondlandung im Jahr 1969 vergleichen lässt. Trauben von Journalisten belagern das Krankenhaus am Fuß des Tafelbergs, hoffen auf Interviews mit dem Mann, der diese Pioniertat vollbracht hat. „Am Samstag war ich noch ein unbekannter Chirurg aus Südafrika, am Montag war ich weltberühmt“, sagte Barnard später.
Niemand hatte damit gerechnet, dass ausgerechnet ihm die erste Herztransplantation gelingen würde, da er in der Fachwelt nicht zu den wichtigsten Vertretern gehörte. Es waren vor allem Amerikaner wie der Chirurg Norman E. Shumway, denen man diese Leistung zutraute. Barnard selbst sagte: „Wir hatten mehr Glück als die anderen.“ Kritische Stimmen betonten dagegen, er sei wohl vor allem etwas geltungssüchtiger gewesen, habe Bedenken hinsichtlich der ungeklärten Nachbehandlung einfach beiseitegewischt.