Erich Loest erzählt in seinem Roman Nikolaikirche die Geschichte einer Leipziger Familie in den unruhigen Jahren 1987 bis zu den Montagsdemonstrationen im Oktober 1989, die den Untergang der DDR einläuteten. Albert Bacher, hochdekorierter Volkspolizei-Offizier, stirbt an Herzversagen. Darüber gerät seine Tochter Astrid Protter, Architektin in der Leipziger Stadtverwaltung in eine tiefe Sinnkrise. Ihre Ehe mit dem Ingenieur Harald Protter dreht sich ebenso im Kreis wie ihre Arbeit und Tochter Silke entfernt sich immer weiter von ihren Eltern. Dunkle Wolken der Veränderung ziehen sich auch über Astrids Bruder Alexander, genannt "Sascha", zusammen. Alexander Bacher, Hauptmann des Ministeriums für Staatssicherheit Leipzig, gerät unter immer größeren Druck. Die Opposition in der Stadt wächst. Albert Bachers Witwe Marianne mag die rasanten Veränderungen in ihrer Umgebung nicht wahrhaben, verschließt sich bitteren Erkenntnissen und hält die Erinnerung an die Ideale der früheren DDR-Aufbaujahre wach. Zu einem Zentrum geistigen Widerstandes werden Montagsgebete und Fürbitten in der Nikolaikirche unter Pastor Ohlbaum. Der Geistliche, sein Superintendent, erst recht die Umweltaktivitäten von Pastor Reichenbork im sächsischen Braunkohlerevier, geraten ins Visier des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Konflikte in der Familie Bacher spitzen sich zu. Astrid, die sich der Friedensbewegung um die Nikolaikirche angeschlossen hat, gerät immer öfter mit ihrem Bruder Sascha aneinander. Selbst Mutter Marianne wird zum Observationsobjekt, als sie Besuch aus West-Berlin bekommt. Ausgerechnet ihr Sohn erhält den Auftrag, sie zu beschatten. Für die Bachers wie für so viele andere gilt: Liebe wird zur Lüge, Hoffnung zur Angst, Macht zu Machtmissbrauch. Das Geschehen treibt auf seinen dramatischen Höhepunkt zu. Am 9. Oktober 1989 erringen die Bürger von Leipzig einen entscheidenden Sieg. Mit ihren gewaltlosen Demonstrationen - in ihrer Mitte auch Astrid Protter und ihr Mann - und dem Ruf "Wir sind das Volk" geben sie das Fanal, die DDR aus der Geschichte zu entlassen.
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